Noch zum Jahreswechsel soll Cannabiskonsum in Deutschland legalisiert werden. In der Zwischenzeit gilt weiterhin eine Null-Toleranz-Regel für kiffende Autofahrer. Die gängigsten Methoden, um zu beweisen, dass jemand gekifft hat, sind ein Schnell-Urintest oder eine Blutentnahme. Amerikanische Wissenschaftler hingegen plädieren für alternative Nachweismethoden. Um welche es sich handelt und was für diese Alternativmethode sprechen würde, erfahren Sie hier.
Sind Drogentests aussagekräftig genug?
Wann man nach einem feuchtfröhlichen Besuch in der Stamm-Kneipe wieder Auto fahren darf, ist leichter zu beantworten, als nach dem Rauchen eines Joints. Das liegt wohl vor allem daran, dass das in Cannabis enthaltene THC für einen langen Zeitraum im Körper nachweisbar sein kann.
Durch die zurzeit noch geltende Null-Toleranz-Regel kommt es immer wieder zu drastischen Konsequenzen für bekiffte Autofahrer. Und das, obwohl deren Konsum schon Tage, wenn nicht sogar mehrere Wochen zurückliegt. Denn der Bußgeldkatalog sieht für berauschte Autofahrer ein sehr hohes Bußgeld bis zu 3.000 Euro, zwei Punkte in Flensburg und ein Fahrverbot vor. Gefährdet man unter Drogeneinfluss den Verkehr, kann das sogar zum Entzug der Fahrerlaubnis oder einer Freiheitsstrafe führen.
Wird man im Zuge einer Verkehrskontrolle aufgefordert, einen Drogentest durchzuführen, wird in der Regel zuerst ein Urintest angeboten. Dieser ist jedoch freiwillig. Verweigert der Betroffene die Probe, kann allerdings bei Verdacht auf Cannabiskonsum oder auch andere Betäubungsmittel eine Blutprobenentnahme verpflichtend angeordnet werden. Beide Vorgehensweisen beweisen lediglich, ob THC noch im Körper vorhanden ist. Ob die Fahrzeugführer ungeeignet sind, ein Kfz zu führen, hingegen nicht.
Was wäre eine bessere Lösung?
Aus den oben genannten Gründen verlangen einige Befürworter der Cannabis-Legalisierung bessere Nachweismethoden, um festzustellen, ob die Fahrtüchtigkeit tatsächlich beeinträchtigt ist. Das Hanf-Magazin berichtet über eine solche Alternative und fragt: „Braucht es wirklich immer den teuren Bluttest beim Arzt?“ Oder: „Reichen für die Sicherheit im Straßenverkehr bei Verdacht auf Marihuana auch erst mal sogenannte ‚Feld-Nüchternheitstests‘ als Check von Reaktionszeit und Koordination durch die Polizei [aus]?“
Bei dieser Art von Nachweismethode – auch als Torkeltest bekannt – handelt es sich um eine Reihe von Aufgaben, die Verdächtige durchführen müssen, um ihre Nüchternheit zu beweisen. Unter anderem kann man zu folgenden Übungen aufgefordert werden:
- Nystagmus-Test: Der Polizist bittet die Person, einem bewegten Objekt, normalerweise einem Stift oder einer Taschenlampe, mit den Augen zu folgen
- Gleichgewichtstest: Der Betroffene soll eine gerade Linie vorwärts und in manchen Fällen auch rückwärts entlangzulaufen
- Finger-zur-Nase-Test: Ein Klassiker, den viele wohl aus amerikanischen Filmen kennen. Der Verdächtige wird dazu aufgefordert, mit geschlossenen Augen den Zeigefinger zur Nase zu bewegen
Treten Probleme oder Schwierigkeiten beim Bewältigen der Aufgaben auf, kann das zu der Annahme führen, dass die Person zuvor Gras geraucht hat.
Studie liefert überraschende Ergebnisse
Für die Verwendung des Feld-Nüchternheitstests spreche eine amerikanische Studie. Dort haben sich Wissenschaftler an der Universität San Diego mit Cannabis hinterm Steuer auseinandergesetzt. Für die Untersuchung wurden 184 Kiffer zwischen 21 und 55 Jahren herangezogen. Das Hanf-Magazin erklärt, wie das kuriose Experiment abgelaufen ist: „Zwei Drittel der Probanden [erhielten von den Forschern] Marihuana mit ordentlich THC drin, ein Drittel bekam zu Vergleichszwecken nur ein Placebo.“ Zum Schluss wurden Polizeibeamte gebeten, mithilfe eines Torkeltests nachzuweisen, ob die Teilnehmer bekifft sind.
Tatsächlich waren die Polizisten oftmals in der Lage, richtig zu entscheiden, wer high war und wer nicht: „Eine Stunde nach dem Konsum erkannten die Cops bei mehr als 80 Prozent der Leute mit Cannabis im System Beeinträchtigungen und ließen gleichzeitig immerhin rund 70 Prozent der Placebo-Probanden in Ruhe.“
Doch eine solche Methode kann natürlich nicht eigenständig eine konkrete Aussage über die Fahrtüchtigkeit von Fahrzeugführern herbeiführen. Andere Nachweismethoden, so wie THC-Grenzwerte, könne das aber auch nicht. Dies sagt zumindest Professor Stefan Tönnes, Vorsitzender der Grenzwertkommission: „Es [gibt] keine Möglichkeit, einen wirkungs-, gefahren- oder risikobezogenen THC-Blut/Serum-Konzentrations-Grenzwert mit vertretbarer wissenschaftlicher Begründung festzulegen.“
Neue THC-Grenzwerte sollen bald kommen
Hierzulande werden solche Torkeltests bereits hin und wieder von den Ordnungshütern freiwillig angeboten. Ob Deutschland jedoch künftig nur auf diese Methode des Nachweises für kiffende Autofahrer setzten wird, ist zurzeit noch ungewiss.
Was hingegen gewiss ist: Verkehrsminister Volker Wissing ließ im Zuge des Cannabis-Gesetzesentwurfs die THC-Grenzwerte von einer wissenschaftlichen Arbeitsgruppe überprüfen. Diese besteht aus Experten aus den Bereichen Medizin, Recht und Straßenverkehr. Deren Resultate stehen jedoch noch aus.
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Quellen: lto.de, hanf-magazin.com