Wer über die A255 in die beliebte Hamburger Innenstadt fährt, sollte vom Gaspedal heruntergehen. Denn hier blitzt es wie in einer Diskothek. Eine Messanlage erfasst sogar achtmal so viele Geschwindigkeitsverstöße wie im Jahr zuvor. Ein Grund zur Freude für die Stadt: Die klammen Kassen werden stetig voller. Für die oftmals unwissenden Fahrer hingegen entsteht ein teures Andenken an ihren Besuch in der Hafenstadt. Wie diese sehr lukrative Einnahmequelle zustande kam, erfahren Sie hier.
Hamburg schafft Tempo 60 ab
Hamburg galt bereits in der Vergangenheit als die Hauptstadt der Temposünder, obwohl auf vielen großen Straßen bis auf 60 km/h beschleunigt werden durfte. Seit Anfang des Jahres ist das aber nicht mehr der Fall. Nun stehen entlang der Fahrbahnen zwischen der Hamburger Innenstadt und den Elbbrücken zahlreiche Tempo-50-Schilder. Allerdings scheinen diese neuen Verkehrszeichen vielen Autofahrern noch nicht aufgefallen zu sein.
Die Abschaffung der Tempo-60-Strecken hatte die Rot-Grün-Koalition bereits 2022 entschieden. Damit sollten vor allem Lärm, Abgase und Feinstaub-Emissionen gesenkt werden. Davon sind diese viel befahrenen Straßen betroffen:
- Stein-Hardenberg-Straße/Bargeteheider Str.
- Alsterkrugchaussee
- Poppenbütteler Weg
- Heidenkampsweg
- Amsinckstraße
Millionen-Einnahmen für die Stadt
Für die Stadt stellt sich die Maßnahme als enormer finanzieller Erfolg dar. Ein einziger Blitzer in unmittelbarer Nähe der berühmten Elbbrücken brachte dieses Jahr sagenhafte 1,5 Millionen Euro ein. Somit rackert diese Überwachungsanlage deutlich mehr als der bisher fleißigste Blitzer Hamburgs, der in einer 30er-Zone im bekannten Stadtteil Altona zu finden ist.
Insgesamt führten die entsprechenden Messanlagen zu Einnahmen in Höhe von fast drei Millionen Euro in den ersten acht Monaten dieses Jahres. Im gesamten Jahr 2022 nahm die Stadt lediglich rund 700.000 Euro ein. Die restlichen 43 stationären Blitzer der Hafenstadt zeigen hingegen ein anderes Bild: Diese lösen seit mehreren Jahren immer seltener aus. Die Fahrzeugführer haben sich mutmaßlich an die Kontrollen an diesen Stellen bereits gewöhnt.
Diese Strafen drohen Rasern
Noch viel mehr vermeintliche Temposünder werden mithilfe von mobilen Messgeräten erfasst. Rund 22 Millionen Euro wurden von Januar bis August 2023 auf diesem Wege erwirtschaftet. Dabei kommt es bei dieser Methode, sowie jeglicher anderen Messung von Geschwindigkeiten, häufig zu Fehlern, die einen Bußgeldvorwurf anfechtbar machen können:
- Nicht geeichte oder regelmäßig gewartete Blitzer-Geräte
- Schlechte Sicht durch Schnee und Regen
- Fehlende Schulungsnachweise der Messbeamte
Daher sind betroffene Autofahrer gut beraten, den Bußgeldbescheid überprüfen zu lassen. Vor allem, da der Bußgeldkatalog für Temposünder innerorts teils sehr drastische Strafen vorsieht:
Neuer Bußgeldkatalog | |||
Verstoß | Regelsatz | Punkt(e) | Fahrverbot |
Bis 10 km/h | 30 € | - | - |
11 - 15 km/h | 50 € | - | - |
16 -20 km/h | 70 € | - | - |
21 - 25 km/h | 115 € | 1 Punkt | - |
26 - 30 km/h | 180 € | 1 Punkt | (1 Monat)* |
31 - 40 km/h | 260 € | 2 Punkte | 1 Monat |
41 - 50 km/h | 400 € | 2 Punkte | 1 Monat |
51 - 60 km/h | 560 € | 2 Punkte | 2 Monate |
61 - 70 km/h | 700 € | 2 Punkte | 3 Monate |
über 70 km/h | 800 € | 2 Punkte | 3 Monate |
Hinweis: * Sollte man zweimal innerhalb eines Jahres mit einer Geschwindigkeitsüberschreitung von 26 km/h oder schneller geblitzt werden, kann es ein Fahrverbot geben. |
CDU wirft Abzocke vor
Nicht alle sehen in den neuen Geschwindigkeitsbegrenzungen einen zielführenden Zweck. Vielmehr kritisiert CDU-Bürgerschaftsabgeordneter Richard Seelmaecker gegenüber t-online.de die Entwicklung: „Es geht hier nicht um Verkehrssicherheit, sondern nur um Einnahmen.“ Der entsprechende Senat erwidert auf den Vorwurf: „Hamburg setzt sich für eine sichere, lebenswerte Stadt ein.“ Und: „Wer sich an die Verkehrsregeln hält, muss keine Strafe befürchten.“
Wichtig zu wissen: Die Hafenstadt plant zwar nicht mehr stationäre Blitzer zu installieren, will jedoch in zwei neue Blitzer-Anhänger investieren. Damit hätte die Stadt insgesamt mehr als 20 mobile Messgeräte zur Verfügung.
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Quelle: t-online.de