Städte und Gemeinden sollten laut ADAC von flächendeckendem Tempo 30 absehen
Seit der Novellierung der Straßenverkehrsordnung (StVO) im vergangenen Sommer können Kommunen leichter Tempo-30-Zonen einrichten. Doch das macht das Durchkommen im Großstadtverkehr von Städten wie Leipzig nicht einfacher. Vielen Autofahrern bereitet ihr ungebremster Einsatz daher Sorge. Auch der ADAC warnt vor unerwünschten „Nebenwirkungen“.
Tempo 30 und zwar 24/7
Was in vielen Wohngebieten Leipzigs bereits gilt, soll in naher Zukunft auch auf immer mehr Hauptverkehrsstraßen eingeführt werden: Tempo 30 – und zwar rund um die Uhr. Viele, die täglich auf das Auto angewiesen sind, stehen dieser Ausweitung kritisch und mit Sorge gegenüber.
Aufs Auto angewiesene Handwerker etwa könnten Probleme bekommen, weil sie längere Wege zu ihren Kunden in Kauf nehmen müssen. Nachts hingegen sind es die Autofahrer, die sich zu später Stunde ein schnelleres Vorankommen durch weniger Verkehr erhoffen.
Verkehrspolitiker verweist auf Lärmschutz
Der als Baubürgermeister zuständige Verkehrspolitiker in Leipzig, Thomas Dienberg, sieht die Einschränkungen bei der Fahrtgeschwindigkeit als Beitrag zum Lärmschutz: „Diese Tempo-30-Anordnungen sind dafür da, dass einfach auch nachts die entsprechende Lärmentwicklung so ist, dass die Menschen dort gut schlafen können, auch mal das Fenster aufstellen können.“
Der Unterschied zwischen Tempo 30 und Tempo 50 werde deutlich wahrgenommen. Dies sei der entscheidende Grund für die Geschwindigkeitsbegrenzung, so Dienberg.
Nebeneffekt: Wohngebiete werden zu Umgehungsstraßen
Mit der Reform des Straßenverkehrsgesetzes im Sommer ist es für die Städte und Kommunen einfach geworden, Tempo-30-Zonen durchzusetzen. Dennoch hofft Andreas Hölzel vom ADAC, dass die Kommunen sich nicht flächendeckend auf Tempo 30 einschießen. Ein generelles Limit von 30 km/h auf Hauptverkehrsstraßen könne ungewollte Konsequenzen haben, da dadurch kürzere Schleichwege durch Wohngebiete attraktiver werden.
Hölzel erklärt: "Mit einer Geschwindigkeit von 50 km/h können die Hauptverkehrsstraßen den Verkehr weiterhin bündeln. Diese Straßen sind darauf ausgelegt, den Verkehrsfluss aufrechtzuerhalten, um zu verhindern, dass Fahrzeuge abwandern – das möchte wirklich niemand."
Das ist nach Ansicht des Leipziger Baubürgermeisters Dienberg auch nicht der Fall. Zumindest dort nicht, wo keine „schützenswerte Nutzung“ gegeben sei. Er nennt konkret Gewerbegebiete oder Ausfallstraßen als Beispiele.
Umweltverein malt Tempo-30-Teufel an die Wand
Doch das sächsische Oberzentrum wächst und wird weiter bebaut. Damit nehmen auch die „schützenswerten“ Gebiete zu, die potenziell zu Tempo-30-Zonen erklärt werden könnten.
Dass dies zu mehr Einschränkungen für Autofahrer führen wird, lässt sich an dem Statement des Aktivisten Tino Supplies vom „Umweltbund Ökolöwe“ erahnen: „Wir haben in Leipzig etwa 80.000 Betroffene von gesundheitsgefährdendem Lärm am Tag und etwa 100.000 Betroffene von Verkehrslärm in der Nacht.“
Außerdem gebe es viele Schulen in den Wohngebieten. Deswegen sei dort die Anordnung Tempo 30 auch nachts erforderlich. "Das Gleiche gilt auch für Alten- und Pflegeheime. Auch ältere Menschen haben das Recht auf ruhigen Schlaf", so Supplies.
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Quelle: mdr.de