Warum eine „KI-Ampel“ in Niederbayern für Ärger sorgt
Innovation oder Verschlimmbesserung? Knapp vier Monate nach Beginn der Testphase für eine neue „KI-Ampel“ sind die Autofahrer in Essenbach genervt. Die „smarte“ Lichtzeichenanlage soll Grünphasen verzögern und nicht fehlerfrei genug auf den Verkehr reagieren. Die Ampel lerne noch dazu, beteuert die zuständige Verkehrsbehörde. Und gibt im selben Atemzug zu, dass es dafür eigentlich keine Rechtsgrundlage gibt.
KI-Hype auch im Straßenverkehr
Eine gewisse überschwängliche Euphorie, gepaart mit einem unerschütterlichen Fortschrittsglauben – das ist der Mix, mit dem im KI-Zeitalter technische Innovationen verkauft werden. So wurden das 5G-Handynetz und das Internet der Dinge vor etwa fünf Jahren als industrielle Revolution 4.0 angepriesen, die eine nie zuvor dagewesene Automatisierung und quasi menschenleere Fabriken mit sich bringen würde. Kaum ein Gerät, das heute nicht „smart“ sein will.
Auch der Straßenverkehr kann sich diesem KI-Hype nicht entziehen. Autos sind mittlerweile vernetzte Computer auf vier Rädern. Dennoch muss man zugeben: Von unfallfrei selbstfahrenden Autos oder vollautomatisierten Fabriken sind wir noch weit entfernt. Und auch in der niederbayerischen Gemeinde Essenbach, wo seit einigen Monaten der „smarte Straßenverkehr“ ein 100.000-Euro-Pilotprojekt durchläuft, sind die Menschen desillusioniert und genervt.
Die „Ampel der Zukunft“
Dabei war das Wording aus dem Bayerischen Staatsministerium eine Verheißung: Die „Ampel der Zukunft“ ermögliche durch flexible Grünphasen einen besseren Verkehrsfluss, Einsatzkräfte sollten durch die sogenannte „Blaulichtpriorisierung“ schneller an den Unfallort gelangen. Und auch die Sicherheit verbessere sich dank Kollisionswarner und Abbiegeassistenten vor allem für Fußgänger und Radfahrer.
Auf Rot hängengeblieben
Doch genau hier liegt der „smarte“ Hund begraben: KI ist immer nur so gut wie der Mensch, der sie bedient beziehungsweise justiert. Die in Essenbach getestete KI-Ampel der Firma Yunex Traffic ist vor allem darauf ausgelegt, Unfälle zu vermeiden. Dass Autos die Kreuzung schnell überholen können, ist wegen der programmierten Schaltung nur zweitrangig.
So kommt es, dass die Einwohner in der niederbayerischen Gemeinde einen großen Bogen um die „smarte“ Lichtzeichenanlage machen oder mehr Zeit für ihre Wege einplanen. Die flexible Steuerung der Grünphasen, die Fußgänger und Radfahrer schützen soll, scheint zudem nicht so recht zu funktionieren. Bei einem Termin im Rathaus berichteten verärgerte Essenbacher, dass vor allem in den Seitenstraßen die Ampel trotz fehlendem Gegenverkehr einfach auf Rot stehen bleibe.
Hat sie überhaupt Köpfchen?
Stephan Stroh, Leiter des Verkehrsmanagements der verantwortlichen Landesbaudirektion in Bayern, hat die Autofahrer in Essenbach laut dem Bayerischen Rundfunk um Geduld gebeten. Die Ampel funktioniere ordnungsgemäß, müsse aber noch (maschinell) dazulernen.
Aber tut sie das überhaupt? Für den Einsatz von KI-Technologie gebe es Stroh zufolge noch keine Rechtsgrundlage. Die „intelligente“ Ampel sei zwar grundsätzlich dazu in der Lage, schalte aber derzeit auf Basis einer vordefinierten Programmierung. Und selbst die scheint nicht immer korrekt zu funktionieren.
Damit ist die „Ampel der Zukunft“ am Ende des Tages eigentlich nur eine unzuverlässige Lichtzeichenanlage mit erweiterter Programmierung – zumindest so, wie sie gegenwärtig getestet wird. Wie die Ampel ohne KI dazulernen will, bleibt Strohs Geheimnis.
Und das Smarteste am Verkehr in der niederbayerischen Gemeinde bleiben jene kreativen Essenbacher, die laut Bürgermeister Dieter Neubauer (CSU) geschickt darin sind, die Ampel „kreativ zu umgehen“.
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Quellen: heise.de, stmb.bayern.de