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Warum eine „KI-Ampel“ in Nieder­bayern für Ärger sorgt

Innovation oder Verschlimm­bes­serung? Knapp vier Monate nach Beginn der Testphase für eine neue „KI-Ampel“ sind die Autofahrer in Essenbach genervt. Die „smarte“ Licht­zei­chen­anlage soll Grünphasen verzögern und nicht fehlerfrei genug auf den Verkehr reagieren. Die Ampel lerne noch dazu, beteuert die zuständige Verkehrs­be­hörde. Und gibt im selben Atemzug zu, dass es dafür eigentlich keine Rechts­grundlage gibt.

„Ampel mit Köpfchen“ – ist sie doch nicht so smart?
Pixel-Shot / shutterstock.com

KI-Hype auch im Straßenverkehr

Eine gewisse überschwäng­liche Euphorie, gepaart mit einem unerschüt­ter­lichen Fortschritts­glauben – das ist der Mix, mit dem im KI-Zeitalter technische Innova­tionen verkauft werden. So wurden das 5G-Handynetz und das Internet der Dinge vor etwa fünf Jahren als indus­trielle Revolution 4.0 angepriesen, die eine nie zuvor dagewesene Automa­ti­sierung und quasi menschen­leere Fabriken mit sich bringen würde. Kaum ein Gerät, das heute nicht „smart“ sein will.

Auch der Straßen­verkehr kann sich diesem KI-Hype nicht entziehen. Autos sind mittler­weile vernetzte Computer auf vier Rädern. Dennoch muss man zugeben: Von unfallfrei selbst­fah­renden Autos oder vollau­to­ma­ti­sierten Fabriken sind wir noch weit entfernt. Und auch in der nieder­baye­ri­schen Gemeinde Essenbach, wo seit einigen Monaten der „smarte Straßen­verkehr“ ein 100.000-Euro-Pilotprojekt durch­läuft, sind die Menschen desil­lu­sio­niert und genervt.

Die „Ampel der Zukunft“

Dabei war das Wording aus dem Bayeri­schen Staats­mi­nis­terium eine Verheißung: Die „Ampel der Zukunft“ ermög­liche durch flexible Grünphasen einen besseren Verkehrs­fluss, Einsatz­kräfte sollten durch die sogenannte „Blaulicht­prio­ri­sierung“ schneller an den Unfallort gelangen. Und auch die Sicherheit verbessere sich dank Kolli­si­ons­warner und Abbie­ge­as­sis­tenten vor allem für Fußgänger und Radfahrer.

Auf Rot hängengeblieben

Doch genau hier liegt der „smarte“ Hund begraben: KI ist immer nur so gut wie der Mensch, der sie bedient bezie­hungs­weise justiert. Die in Essenbach getestete KI-Ampel der Firma Yunex Traffic ist vor allem darauf ausgelegt, Unfälle zu vermeiden. Dass Autos die Kreuzung schnell überholen können, ist wegen der program­mierten Schaltung nur zweitrangig.

So kommt es, dass die Einwohner in der nieder­baye­ri­schen Gemeinde einen großen Bogen um die „smarte“ Licht­zei­chen­anlage machen oder mehr Zeit für ihre Wege einplanen. Die flexible Steuerung der Grünphasen, die Fußgänger und Radfahrer schützen soll, scheint zudem nicht so recht zu funktio­nieren. Bei einem Termin im Rathaus berich­teten verär­gerte Essen­bacher, dass vor allem in den Seiten­straßen die Ampel trotz fehlendem Gegen­verkehr einfach auf Rot stehen bleibe.

Hat sie überhaupt Köpfchen?

Stephan Stroh, Leiter des Verkehrs­ma­nage­ments der verant­wort­lichen Landes­bau­di­rektion in Bayern, hat die Autofahrer in Essenbach laut dem Bayeri­schen Rundfunk um Geduld gebeten. Die Ampel funktio­niere ordnungs­gemäß, müsse aber noch (maschinell) dazulernen.

Aber tut sie das überhaupt? Für den Einsatz von KI-Technologie gebe es Stroh zufolge noch keine Rechts­grundlage. Die „intel­li­gente“ Ampel sei zwar grund­sätzlich dazu in der Lage, schalte aber derzeit auf Basis einer vorde­fi­nierten Program­mierung. Und selbst die scheint nicht immer korrekt zu funktionieren.

Damit ist die „Ampel der Zukunft“ am Ende des Tages eigentlich nur eine unzuver­lässige Licht­zei­chen­anlage mit erwei­terter Program­mierung – zumindest so, wie sie gegen­wärtig getestet wird. Wie die Ampel ohne KI dazulernen will, bleibt Strohs Geheimnis.

Und das Smarteste am Verkehr in der nieder­baye­ri­schen Gemeinde bleiben jene kreativen Essen­bacher, die laut Bürger­meister Dieter Neubauer (CSU) geschickt darin sind, die Ampel „kreativ zu umgehen“.

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Quellen: heise.de, stmb.bayern.de