Reporterin versucht ihren gestohlenen Führerschein zu ersetzen – ein halbes Jahr später wartet sie immer noch
Wem sein Führerschein abhandenkommt, der braucht in Deutschland viel Geduld und starke Nerven. Das muss MDR-Reporterin Katrin Tominski in einer haarsträubenden Behörden-Odyssee am eigenen Leib erfahren. Auch nach einem halben Jahr anstrengender Behördengänge und analog-digitalen Bürokratie-Kuddelmuddels scheitert der Versuch, ihren gestohlenen Führerschein bei der Fahrerlaubnisbehörde in Dresden ersetzen zu lassen. Eine Beamtenposse.
1. Stolperstein: Termin bei der Fahrerlaubnisbehörde
Der Führerschein von Tominski ist Ende des vergangenen Jahres zusammen mit ihrem Portemonnaie gestohlen worden. Im Januar fasst sie dann den mutigen Entschluss, sich bei der zuständigen Dresdner Fahrerlaubnisbehörde um einen neuen „Lappen“ im Scheckkartenformat zu bemühen. Doch schnell wird klar: So einfach ist das nicht.
Wer sich um einen Termin bemüht, muss online buchen und Geduld haben. Denn meist ist der nächste erst Monate später frei. Die Reporterin erträgt diese Startschwierigkeiten mit Fassung und wartet geduldig bis zum Stichtag ihres nächsten Termins – leider erst im März.
2. Hürde: Die Fahrt zur Behörde
Pflicht ist in solchen Fällen eine persönliche Fahrt zur Behörde, digital geht es noch nicht. Die Führerscheinstelle befindet sich im Stadtteil Prohlis und ist damit eher am Rande der Stadt Dresdens gelegen. Tominski radelt eilends im Regen zur Behörde. Knapp 40 Minuten dauert die Fahrt. Immerhin musste sie im Wartebereich keine Nummer ziehen. Danach folgte ein Kreuzverhör: „Wo wurde Ihr Führerschein ausgestellt? Warum brauchen Sie einen neuen?“
3. Hindernis: Das Passfoto
Schnell stellt sich heraus, dass zu dem neuen Führerscheinglück noch eine entscheidende Zutat fehlt: ein korrektes, biometrisches Passfoto. Da das alte Foto nicht den aktuellen Kriterien entspricht, schickt die Sachbearbeiterin Tominski zu einem zwei Kilometer entfernten Einkaufszentrum: „Probieren Sie es im Kaufpark Nickern gleich um die Ecke, dort steht ein Automat.“
Doch auch hier wird schnell klar: Den Automaten gibt es nicht. Die Reporterin weicht schließlich auf den Elektroeinzelhandel aus, mit dessen Automat sie tatsächlich Passbilder erstellen kann. Zurück in der Fahrerlaubnisbehörde dann aber der nächste Dämpfer: „Nein, die Fotos gehen auf keinen Fall“, erklärt ihr die Sachbearbeiterin.
Der eigens erstellte Portrait-Schnappschuss entspricht nämlich nicht den strengen Kriterien eines biometrischen Passfotos. Sie müsse nun heimfahren und es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal versuchen. Nach der Prüfung der Online-Terminvergabe dann die erneute Hiobs-Botschaft: Tominski müsse weitere zwei Wochen auf den nächsten Termin warten. In der Zwischenzeit klappert die Medienschaffende diverse nicht kompatible Passbildautomaten, etwa beim Bürgeramt, ab. Bis sie schließlich in einer Drogerie fündig wird.
4. Die Geduldsprobe: Warten auf Post vom Amt
Der Führerschein-Marathon zieht sich bis Ende Mai hin und mündet in einer eidesstattlichen Erklärung beim Amt, in der die Antragstellerin versichern muss, im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis zu sein. Kostenpunkt: 30 Euro. Denselben Betrag muss sie dann noch einmal für den Antrag hinblättern. Dann der Hoffnungsschimmer: „Möchten Sie Ihren neuen Führerschein nach Hause geschickt bekommen?“ Die Autorin bejaht die letzte Frage vorfreudig und zahlt 5,71 on top. Doch die Mühlen der Verwaltung mahlen auch in Sachsen nur mit „Deutschlandtempo“ (O-Ton Olaf Scholz).
1.200 Führerscheine in Dresden in der Pipeline
Die Leidensgeschichte der MDR-Reporterin erinnert an viele alte und neue Fragen zur Digitalisierung, die mittlerweile eine ermüdende Langzeitwirkung haben. Oft fragt man sich: Wie viele Jahrzehnte soll das noch so weitergehen?
Allein in Dresden sollen 1.200 Führerscheinbesitzer auf ihren (Pflicht-)Umtausch warten. Offenbar stellen die höheren Anforderungen des Führerscheinpflichtumtausches die Behörden vor große Herausforderungen. Oft sind es aber auch ganz praktische Belange, wie das Aufstellen eines geeigneten Passbildautomatens. Die Ansprüche an die Passfotos haben sich in der Zwischenzeit geändert, bei den Behörden hinterlegte Bilder sind nicht mehr geeignet.
Die Reporterin bleibt mit einem Kopfschütteln zurück: Mal analog, mal digital, mal gar nicht. Spätestens hier steht die Digitalisierung der Verwaltung massiv im Stau und die Ankündigung, bis 2025 besser zu werden, klingt nach einer Geschichte von tausendundeiner Nacht. Wir wissen alle, das sind nur Märchen.
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Quelle: mdr.de