In der Mainmetropole ist das Verpfeifen von Parkverstößen leichter geworden
Digitalisierte Denunziationen? In der Vergangenheit sind Online-Meldeportale für Verkehrsverstöße häufig an der fehlenden Bearbeitung durch die Ämter gescheitert. Die Idee des massenhaften Verpfeifens von Mitbürgern hat in der Stadt Frankfurt am Main allerdings dermaßen Anklang gefunden, dass man seit Anfang des Jahres eine offizielle Melde-App dafür bereitstellt. Und das mit Erfolg: Rund 20.000 Anzeigen will man in der Mainmetropole seitdem festgestellt und sogar bearbeitet haben.
20.000 Privatanzeigen seit Februar
Das Ordnungsamt in Frankfurt am Main reibt sich die Hände: Mit viel weniger personellem Aufwand sind in diesem Jahr täglich mehr als einhundert Anzeigen wegen Falschparkens eingegangen. Wie das geht? Mit einem Online-Meldeportal, das die Frankfurter zum Melden von Parkverstößen anderer Mitbürger beziehungsweise zum Verpetzen derselbigen animieren soll.
Seit dem 22. Februar dieses Jahres können die Bürger das Portal nutzen, um Parkverstöße im ruhenden Verkehr zu melden. Laut Angaben des Ordnungsamts seien seit diesem Datum insgesamt 19.576 Anzeigen angegangen, was mehr als 100 Meldungen pro Tag entspricht.
Auch wenn in Frankfurt ursprünglich mit 7.000 Anzeigen pro Monat gerechnet wurde, sind die durchschnittlich 3.200 privaten Anzeigen pro Monat aus Sicht des Ordnungsamtes ein Erfolg. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Meldungen aber gesunken. 2023 waren es noch rund 54.500 Privatanzeigen insgesamt bzw. 4.500 pro Monat. Laut einer Sprecherin des Frankfurter Ordnungsamts seien diese Schwankungen jedoch normal und üblich.
Alle Fälle werden übermittelt
Was das Meldeportal aus der hessischen Metropole von anderen unterscheidet, ist die simple Tatsache, dass alle dort gemeldeten Parkverstöße nun auch direkt von den Behörden empfangen werden. Das ist insbesondere bei externen Portalen nicht üblich, da die Ämter nicht über die passende Schnittstelle zum Übertragen der Daten verfügen.
Einen Bearbeitungsanspruch auf privat übermittelte Anzeigen gibt es jedoch nicht. Bereits 2013 stellte das Oberverwaltungsgericht Niedersachsen fest, dass ein selbsternannter „Hilfsermittler“ weder einen Anspruch auf Bearbeitung des angezeigten Verstoßes noch einen Auskunftsanspruch gegenüber der zuständigen Bußgeldstelle hat (13 LA 144/12).
Von der App postwendend zur Bußgeldstelle
Dennoch hat sich die Stadt Frankfurt am Main wohl dazu entschieden, sich mit allen über das Portal eingehenden Anzeigen beschäftigen zu wollen. Sie werden laut hessenschau.de „automatisiert in das Fachverfahren eingespielt“ und stehen dem Behördenmitarbeiter dann direkt bereit.
„Somit werden die Fälle zu hundert Prozent bearbeitet, was in der manuellen Bearbeitung nicht der Fall war“, so die Sprecherin des Ordnungsamtes. Davor sollen lediglich 40 Prozent der Anzeigen tatsächlich angefasst worden sein.
Einnahmen steigen, Melde-App soll erweitert werden
Die Zahl von fast 20.000 Anzeigen hat den Bußgeld-Appetit der Behörden in Frankfurt geweckt. Sie fühlen sich von den nackten Zahlen der Anschwärzungen bestätigt. In den kommenden Wochen sollen weitere Park- oder Halteverstöße wie zum Beispiel an Kreuzungen und Einmündungen oder auf dem Busfahrstreifen in das Repertoire der Melde-App aufgenommen werden. Bisher wurden nur Verstöße im ruhenden Verkehr erfasst.
Durch die vielen neuen Fälle seit Einführung des Meldeportals sind auch die Einnahmen der Stadt gestiegen, wofür kein zusätzliches Personal aufgebracht werden musste. Auch wenn das Ordnungsamt in Frankfurt am Main keine genauen Zahlen nennen will, schätzt hessenschau.de den Geldsegen auf 1,75 Millionen Euro.
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Quellen: hessenschau.de, merkur.de