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Müssen Autofahrer künftig im Jahres­rhythmus zahlen, um Fahrzeug­funk­tionen zu erhalten?

Zusatz­aus­stattung einfach aus der Ferne dazubuchen? Das ist mit vernetzten Pkw möglich und wird mittler­weile von vielen Herstellern angeboten. Was zunächst bequem klingt, hat aber auch seine Schat­ten­seiten. Vertriebs­mo­delle, die man aus der Welt der Smart­phones kennt, sind nicht immer die kunden­freund­lichsten, ganz zu schweigen vom Daten­schutz oder Sicherheitsaspekten.

„Functions on Demand“: Wie das Auto zur Abofalle wird
BLKstudio / shutterstock.com

Variable Remote-Sonderausstattung

„Functions on Demand“ bieten mittler­weile die meisten großen Automo­bil­her­steller an. Für Fahrzeuge, die mit gleicher Serien­aus­stattung verkauft werden, können so Zusatz­funk­tionen wie Sitzheizung, Einpark­hilfe oder Tempomat gegen Bezahlung nachträglich online freige­schaltet werden. Einige Extras können auch für einen begrenzten Zeitraum gemietet werden.

Voraus­setzung ist, dass entspre­chende Hard- oder Software­kom­po­nenten bereits in den Fahrzeugen verbaut sind. Die Preise für solche Zusatz­aus­stat­tungen reichen von 39 Euro für eine spezielle „Ambiente“-Innenraumbeleuchtung etwa bei VW bis hin zum berühmt-berüchtigten Tesla-Autopiloten, für den der US-Elektroautobauer in der erwei­terten Version stolze 7.500 Euro verlangt.

Welche Vorteile hat die digitale Nachrüstbarkeit?

Die nachträglich buchbare Zusatz­aus­stattung ist aus Herstel­ler­sicht mit einer Kosten­er­sparnis verbunden. VW, Audi, Tesla und Co. können so in jedes Auto eine einheit­liche Ausstattung einbauen, die sogar nach dem Verkauf des Fahrzeugs noch Umsätze generiert.

Für Kunden ist das Hinzu­fügen von Extras mit den „Funktionen auf Abruf“ weniger langwierig, wenn die notwen­digen Kompo­nenten samt Elektronik und Steuerung schon auf dem Band in das Fahrzeug imple­men­tiert worden sind. In diesem Falle ist oft nur eine Freischaltung im Shop des Herstellers, über den Fahrzeug­bild­schirm, nötig.

Auch Gebraucht­wa­gen­ver­käufer können von der digitalen Nachrüst­barkeit profi­tieren, indem sie weniger beliebte Fahrzeug­mo­delle mithilfe der Extras „aufmotzen“. Die Werkstatt­kosten für den Einbau entfallen.

Sicherheit und Kontrollverlust

Neben diesen positiven Effekten des Nachrüstens aus der Ferne gibt es aber auch proble­ma­ti­schere Aspekte, die sich zumeist auf Fragen der Cyber­si­cherheit und des Kontroll­ver­lustes beziehen. Der ADAC schreibt dazu: „Die ständige Mobil­funk­an­bindung moderner Autos kann prinzi­piell auch ein Einfallstor für Krimi­nelle sein, die per Mobilfunk Zugriff auf ein fremdes Auto nehmen wollen.“

Bereits 2015 fand der ADAC Sicher­heits­lücken in 2,2 Millionen Fahrzeugen namhafter Autoher­steller und forderte, Autoelek­tronik besser vor Cyber­an­griffen zu schützen. An dieser Gefah­renlage hat sich bis dato wohl nicht viel geändert, denn auch heute warnt der ADAC vor IT-Schwachstellen am Auto, die vor allem durch Keyless-Systeme noch anfäl­liger für Attacken geworden seien.

Renaults smarter Tempomat

Ein aufse­hen­er­re­gendes Beispiel neuer Remote-Vertriebsmodelle fürs Auto hat kürzlich Renault mit seinem „intel­li­genten“ Tempo­maten geliefert. Wie das norwe­gische Portal MOTOR berichtet, wird für die erwei­terte Version dieses Fahras­sis­tenz­systems nach fünf Jahren eine erneute Nutzungs­gebühr fällig. Nach Angaben von focus.de wird darauf jedoch nur in einer Fußnote auf einer geson­derten Preis­liste hinge­wiesen. Nicht betroffen von der Fünfjah­res­frist ist der serien­mäßige Tempomat ohne Zusatz­aus­stattung. Dieser kann insgesamt 14 Jahre genutzt werden.

Fazit

Das digitale Auf- und Nachrüsten aus der Ferne bringt auf den ersten Blick Vorteile für Hersteller und Endver­braucher, die sich auf Kosten­er­spar­nisse und weniger Einbau­aufwand beziehen. Aller­dings öffnen die Vertriebs­mo­delle aus der Tech- und Smartphone-Welt auch neue Einfallstore für Cyber­kri­mi­nelle, versteckte Preis­er­hö­hungen und kunden­un­freund­liche Abofallen im Auto. Kein Wunder also, dass in einer aktuellen Umfrage von leasingmarkt.de rund 59 Prozent der befragten Autofahrer die „Funktionen auf Abruf“ ablehnen.

Außerdem steht die Frage im Raum, wie weit die Hersteller Einschrän­kungen an Fahrzeug­fea­tures nur noch gegen fixe Bezahlung oder Miete freischalten. Hört der Pkw in düsterer Zukunft auf sich zu bewegen, wenn die „Gaspedal-Gebühr“ nicht gezahlt wurde? Und welche neuen Formen der Überwa­chung ergeben sich aus den Kundendaten?

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Quellen: focus.de, adac.de, leasingmarkt.de