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Kann ein Elektro-Comeback der „Verschrot­tungs­prämie“ die Autoin­dustrie retten?

Wie damals bei Merkel – Abwrack­prämie 2.0? Wirtschafts­mi­nister Robert Habeck lud diese Woche Vertreter namhafter Autoher­steller, Verbände und Gewerk­schaften zum digitalen Krisen­gipfel. Thema Nummer 1: Eine neue staat­liche Förderung beim Umstieg auf ein Elektroauto, die auch SPD und CSU-Chef Markus Söder im Vorfeld ins Gespräch gebracht hatten. Zudem deutet sich ein Konsens bei der früheren Revision der EU-Flottenziele an.

Wie damals bei Merkel? Politiker fordern 6.000-Euro-Abwrackprämie für E-Autos
Anna Kondratiuk-Swiacka / shutterstock.com

SPD: „Wir sind davon überzeugt, dass E-Autos die Zukunft sind“

Der neue Elektro­bonus, den die Sozial­de­mo­kraten auf den Tisch gelegt haben, stammt laut stern.de aus einem Papier von SPD-Wirtschaftspolitikern. Demnach soll der Wechsel vom Verbrenner hin zu einem elektri­schen Neuwagen mit einer Prämie in Höhe von 6.000 Euro subven­tio­niert werden. Entscheidet man sich für einen gebrauchten Stromer, soll der Staat noch 3.000 Euro bezuschussen.

„Wir sind davon überzeugt, dass E-Autos die Zukunft sind“, so Wortlaut und Tenor des internen SPD-Dokuments, das auch Vorschläge zum E-Auto-Leasing sowie zur Förderung der privaten Ladeinfra­struktur enthalten soll. Sozial­de­mokrat Sebastian Roloff fordert im Rahmen des Gipfels bei Wirtschafts­mi­nister Habeck, dass Politik und Unter­nehmen den Schul­ter­schluss suchen, um „gemeinsam das aktuelle Tal zu überwinden.“

Eine Abwrack­prämie gab es schon einmal

Viele werden sich bei dem Schlagwort Abwrack­prämie an den 2009 vom Kabinett Merkel I gewährten Verschrot­tungs­anreiz erinnern. Damals einigten sich die Bundes­kanz­lerin, Finanz­mi­nister Stein­brück sowie Wirtschafts­mi­nister zu Guttenberg auf eine Förderung beim Kauf eines Neuwagens bei gleich­zei­tigem Verschrotten des Altfahr­zeuges, welche die durch die globale Finanz­krise geplagte Konjunktur wieder ins Laufen bringen sollte.

Über die Effek­ti­vität der Maßnahme wird bis heute gestritten. Damals erhielt man bei Verschrotten des alten Fahrzeuges und Zulassen eines Neu- oder Jahres­wagens einen Bonus in Höhe von 2.500 Euro. Das betraf seinerzeit aber ausschließlich Verbrennerfahrzeuge.

Nur ein „Stroh­feuer“?

Die kurzfristige Konjunk­tur­spritze erreichte auf den ersten Blick ihr Ziel. Die Neuzu­las­sungen stiegen in Zeiten der Rezession sprunghaft von 3,1 auf 3,9 Millionen an. Das Budget musste von 1,5 Mrd. auf 5 Mrd. Euro erhöht werden. Felix Rösel, VWL-Professor an der TU Braun­schweig, weist aber darauf hin, dass es sich hierbei um „Vorzie­hungs­ef­fekte“ handelt.

Die Konjunktur könne auf diese Weise kurzfristig angekurbelt werden, struk­tu­relle Probleme werden damit aber nicht gelöst. Das E-Auto-Angebot der Hersteller müsse sich verbessern.

Die Union will lieber Grenz­werte lockern

Rösel bezeichnet die 2009er-Abwrackprämie daher als „Stroh­feuer“. Ein Wording, das einige CDU-Politiker in ihrem rigorosen Absto­ßungs­prozess vom Merkel­schen Erbe auch in Bezug auf die aktuelle Subven­tio­nierung aufgreifen.

Denn die Christ­de­mo­kraten wollen lieber an die CO₂-Grenzwerte ran. Eine Möglichkeit: Das Aussetzen der stren­geren EU-Flottenziele, die einen deutlich niedri­geren CO₂-Grenzwert vorsehen. Von derzeit 115,1 Gramm CO₂ pro Kilometer und Fahrzeug soll er bis zum Jahres­wechsel auf 93,6 Gramm sinken. Überschreitet die Flotte insgesamt diesen Wert, müssen die Hersteller hohe Straf­zah­lungen an die EU leisten.

Diese Pläne noch einmal früher zu überdenken als 2026, lehnt auch Habeck nicht ab: „Es war der Wunsch der Runde, sich dafür einzu­setzen, dass das schon in 2025 passiert. Dem will ich gerne folgen“, sagte er nach Ende des Autogipfels. Offenbar hatte insbe­sondere die italie­nische Regierung auf eine Vorver­legung gedrängt.

Können Politik und Wirtschaft auf einen Nenner kommen?

Noch ist beim digitalen Gipfel Habecks nichts beschlossen worden. Die Gemengelage ist zudem noch unüber­sichtlich. Auf der einen Seite gibt es Stimmen in der Union, denen die kurzfristige Wirkung einer Abwrack­prämie nicht ausreichen.

Auf der anderen Seite hat auch CSU-Chef Markus Söder sich neben der Revision der Grenz­werte ebenfalls für einen neuen Umwelt­bonus für Elektro­autos ausge­sprochen und mehr „Autopa­trio­tismus“ gefordert. Das werden einige Autobauer gerne hören, aller­dings lehnt ausge­rechnet BMW den neuen alten Verschrot­tungs­bonus ab.

Welche Maßnahmen auch getroffen werden – es braucht sowohl kurzfristige als auch struk­tu­relle Reformen, um die deutsche Schlüs­sel­in­dustrie wieder aus der ökono­mi­schen Talfahrt zu holen. Bleibt abzuwarten, inwieweit die ideolo­gisch zuletzt verhär­teten Fronten in den kommenden Wochen dazu in der Lage sein werden, auf einen autopo­li­ti­schen Nenner zu kommen.

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Quellen: stern.de, chip.de, faz.net