Umweltbonus verpufft in Nacht- und Nebelaktion des Wirtschaftsministeriums
Das Ende der E-Auto-Prämie hatten viele mit dem Bundestagsbeschluss für den Haushalt 2024 im Januar erwartet. Diese Erwartung ist nun schneller verpufft als gedacht: Bereits mit Ablauf des 17. Dezembers können laut Bundeswirtschaftsministerium keine Neuanträge für die E-Auto-Kaufprämie mehr gestellt werden. Automobilverbände bezeichnen den plötzlichen Förderstopp als „unfassbar großen Vertrauensbruch“. Auch von der SPD kommt Kritik. Der Umweltbonus sollte ursprünglich bis Ende 2024 gelten. Hersteller wie Stellantis bieten ersatzweise eigene Prämien an.
Wirtschaftsministerium: Förderprogramm „sehr erfolgreich“
Das Ende der Umweltprämie war durch eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Haushalt ausgelöst worden, die der Bundesregierung eine Verlagerung von Geldern aus dem „Klima- und Transformationsfonds“ untersagte. Hieraus ergab sich eine 60-Milliarden-Euro-Budgetlücke, die nun durch ein Ende der Förderung beim Kauf von elektrischen Autos gestopft werden soll.
Das Wirtschafts- und Klimaministerium um Robert Habeck (Grüne) bezeichnet das bisherige Förderprogramm als „sehr erfolgreich“, es habe die Elektromobilität deutlich vorangebracht. Insgesamt 2,1 Millionen E-Autos sollen seit 2016 vom Staat bezuschusst worden sein.
Ende der Förderung laut SPD „äußerst unglücklich“
Das sieht man in Teilen der SPD anders. Die Fraktionsvorsitzenden Detlef Müller, Matthias Miersch und Verena Hubertz bezeichneten das jähe Ende des Förderprogramms als „äußerst unglücklich“ und forderten – wie auch der ADAC – eine Übergangslösung: „Die Bürgerinnen und Bürger erwarten lebensnahe Übergangsfristen von politischen Entscheidungsträgern. Die meisten Menschen müssen bei der Anschaffung eines neuen Pkws sehr genau rechnen, wie sie sich das leisten können, und haben die Prämie sicher eingeplant.“
Der verkehrspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Thomas Bareiß, befürchtet einen Absturz der ohnehin schwachen E-Auto-Verkaufszahlen: „Für die deutsche Automobilbranche und die über 700.000 Beschäftigten ist das ein weiterer schwerer Dämpfer.“ Autofahrer würden sich künftig wieder mehr für Autos mit Verbrennermotoren entscheiden, was die Verkehrswende ins Wanken bringe.
E-Auto-Käufer und Automobilbranche verärgert und enttäuscht
Für Verkäufer und Kunden von E-Autos ist das überraschend schnelle Ende der Prämie eine herbe Enttäuschung. Laut faz.net hatten viele infolge der Haushaltskrise erst mit einem Ende des Zuschusses zum Jahreswechsel gerechnet. Dass die bisherige staatliche Fördersumme in Höhe von 4.500 Euro (bei einem Netto-Listenpreis des Elektro-Pkw in Höhe von 40.000 Euro) mit dem vergangenen Wochenende kurzfristig entfällt, verärgert und enttäuscht E-Auto-Hersteller und Verbraucher.
So auch Klaus-Günter Badeck aus Flörsheim: „Habeck hat uns, da fällt mir leider auch kein anderes Wort für ein, beschissen“, sagte er der Bild-Zeitung, nachdem der Bonus für seinen VW ID4 mit dem heutigen Förderstopp - genau einen Tag vor der geplanten Zulassung – entfallen ist. Da die Fahrzeuge zur Antragstellung bereits zugelassen sein mussten, stehen nun Käufer oder Leasing-Kunden von E-Autos wie Badeck, die den Bonus einkalkuliert, ihr Fahrzeug aber noch nicht angemeldet hatten, nun mit leeren Händen da.
Hersteller befürchten drastischen Einbruch der Verkaufszahlen
Auch die Verkaufsstrategien der Hersteller werden durch das spontane Aus durcheinandergewirbelt. Diverse Firmen warben mit der Umweltprämie als Preisvorteil bei Kauf eines Elektrofahrzeuges noch in diesem Jahr. Branchenkenner befürchten für 2024 einen drastischen Einbruch der E-Auto-Verkaufszahlen. Hersteller wie Stellantis haben sich zudem dazu entschieden, ihren Kunden den Bonus noch bis Ende Dezember aus eigener Tasche zu zahlen.
Branchenverbände: „Ampel hat Autokäufer betrogen“
Für den Automobilexperten Ferdinand Dudenhöffer handelt es sich bei dem spontanen Ende der Prämie um Betrug. Kunden, die vor Bekanntwerden des Förder-Stopps am Samstag ihr E-Auto gekauft hatten, stünden vor einem Nichts: „Die Ampel hat nach meiner Einschätzung mehrere Zehntausend Autokäufer um den Zuschuss betrogen“, sagte der sogenannte „Auto-Papst“ der Bild-Zeitung.
Auch der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) kritisierte das Wirtschaftsministerium und sprach von einem „unfassbar großem Vertrauensbruch“. Zehntausende Kunden hätten die E-Autos, unter der Prämisse einen Zuschuss zu erhalten, bestellt. ZDK-Präsident Arne Joswig weist zudem auf die negativen Folgen für die Verkehrswende hin: "Wenn wir von durchaus realistischen 60.000 betroffenen Fahrzeugen und jeweils 4.500 Euro Prämie ausgehen, reden wir hier von 270 Millionen Euro, mit denen vor allem die Kundinnen und Kunden belastet werden. Das Ziel, bis 2030 15 Millionen batterieelektrische Fahrzeuge auf Deutschlands Straße zu bekommen, rückt in noch weitere Ferne."
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