Immer weniger Menschen können sich den Führerschein leisten
Für viele junge Menschen sind der Führerschein und ein Auto mit einem Gefühl des Erwachsenwerdens und der persönlichen Freiheit verbunden. Für die gesellschaftliche Teilhabe und viele Berufe ist er unerlässlich. Automobilverbände schlagen daher Alarm: Autofahren und Führerschein werden immer teurer. Neben gestiegenen Kfz-Steuern und hohen Spritpreisen werde auch die Finanzierung einer Fahrerlaubnis für viele Menschen zu einer immer größeren Herausforderung.
Führerschein kostet zwischen 3.000 und 4.000 Euro
Der Sprecher des Automobilclubs von Deutschland (AvD), Malte Dringenberg, geht von aktuellen Führerscheinkosten zwischen 3.000 und 4.000 Euro aus. Das sei nicht nur für Gering-, sondern auch für Normalverdiener kaum noch zu bezahlen. Er fordert die Politik auf, Maßnahmen zu ergreifen, damit die Fahrerlaubnis nicht unbezahlbar werde. Zudem beschleiche ihn der Verdacht, dass die hohen Kosten der Ampel-Regierung in die Karten spielen. Auf Dauer würden so weniger Menschen Auto fahren.
Hohe Personalkosten wegen Fahrlehrermangel und Inflation
Auch der ADAC zeigt sich aufgrund des Rekordhochs bei den Führerscheinpreisen besorgt. Sie seien die Folge hoher Fahrzeug- und Spritpreise sowie eines akuten Fahrlehrermangels. Das gesamtwirtschaftlich hohe Preisniveau habe sich negativ auf das Geschäft der Fahrschulen ausgewirkt.
Einer Erhebung des Automobilclubs zufolge, für die rund 1.100 Autofahrer zwischen 17 und 25 Jahren befragt wurden, seien Preise über 3.500 Euro keine Seltenheit mehr. Neben den reinen Fahrstunden müssen hier auch die Kosten für Antrags- und Prüfungsgebühren sowie Sehtest, Erste-Hilfe-Kurs und Passfotos getragen werden.
ADAC-Umfrage: „Je frischer der Führerschein, desto teurer ist er“
Laut der Umfrage des Automobilclubs sind die Kosten für den Erwerb einer Fahrerlaubnis vor allem im letzten Halbjahr deutlich gestiegen. Insgesamt 46 Prozent der Befragten, die ihre Fahrerlaubnis in den vergangenen sechs Monaten machten, gaben Gesamtkosten zwischen 2.500 und 3.500 Euro an. Bei 22 Prozent der Umfrageteilnehmer sollen es sogar zwischen 3.500 und 4.500 Euro gewesen sein.
Das führe dazu, dass immer weniger Fahranfänger den Führerschein aus eigener Tasche finanzieren können. Während in den letzten drei bis vier Jahren noch 47 Prozent der Befragten ihre Fahrerlaubnis selbst bezahlten, seien es in den vergangen sechs Monaten nur noch 22 Prozent gewesen. Gleichzeitig gebe es regional sehr unterschiedliche Preise für die Fahrausbildung in Deutschland, etwa zwischen Ost und West sowie Nord und Süd.
Fahranfänger benötigen mehr Fahrstunden als früher
Erschwerend zu den gestiegenen Kosten hinzu kommt auch die Dauer der Fahrausbildung. Der Großteil der befragten Fahranfänger, 59 Prozent, brauche mindestens sieben Monate bis zur bestandenen Prüfung. Zusätzlich zu den zwölf Pflicht-Sonderfahrten benötigten mehr als 70 Prozent der Befragten mindestens zwanzig bis dreißig weitere Fahrstunden. Aus Sicht des ADAC lässt sich der längere Führerscheinerwerb mit einem immer komplexer werdenden Verkehr sowie dem Fahrlehrermangel erklären.
Auch Kurt Bartels, Chef des Fahrlehrerverbands Nordrhein e.V., kann die längere Dauer des Führerscheinerwerbs bestätigen: „Vor 20 Jahren waren es um die 20, heute 30 bis 40 Stunden."
Eine Fahrstunde kostet im Schnitt zwischen 55 und 70 Euro
Bartels zufolge liegt der Preis dieser Fahrstunden im Schnitt zwischen 55 und 70 Euro. Sonderfahrten auf der Landstraße oder der Autobahn können auch mal mit 95 Euro zu Buche schlagen. Neben den Fahrstunden muss auch die Anmeldung bei der Fahrschule bezahlt werden, die sich zwischen 250 und 400 Euro bewege. Die Gebühr für die theoretische Prüfung liege bei 50 Euro, die der praktischen zwischen 150 und 180 Euro. Darüber hinaus fallen noch Kosten für Sehtest und Erst-Hilfe-Kurs an.
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Quellen: adac.de, infranken.de