Mobilitätsdezernentin will mit Verbot die Unfallzahlen senken
Dass grüne Politik und Autofahrer-Interessen nicht immer Hand in Hand gehen, ist hinlänglich bekannt. Doch ein aktueller Vorstoß der Grünen-Politikern Alke Voß stößt auf besonders großen Unmut. So will die Mobilitätsdezernentin der Stadt Kiel das Rückwärtsparken verbieten, um den Straßenverkehr sicherer zu machen. Auch wenn sie den Antrag nach massiver Kritik vorerst zurückgezogen hat, ist die Sache noch nicht vom Tisch.
Statistisch begründete Verbotsmotivation
Als Grund für die Verbots-Idee führt Voß das Argument ins Feld, dass besonders viele Unfälle mit Verletzten durch rückwärts fahrende Autos verursacht würden. Sowohl Erhebungen des Internetportals „Statista“ als auch die Auswertungen des Statistischen Bundesamts belegen, dass rund 15 bzw. 18 Prozent aller Unfälle mit Personenschäden auf fehlerhaftes Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren oder Ein- und Anfahren zurückzuführen ist. Das widerspreche laut Voß der sogenannten „Vision Zero“-Bestrebung, mit der man die Zahl der Unfallopfer auf Null senken will.
Komplizierte Umsetzungspläne
Wie aber soll man das Rückwärtsfahren beim Einparken vermeiden? Die Grünen-Politikerin schlägt vor, dass Autofahrer nur noch vorwärts in ihre Grundstücke hinein- bzw. nach einem Wendemanöver herausfahren. Im Zuge dessen dürften künftig nur noch Grundstückszufahrten genehmigt werden, auf denen man auch wenden kann. Um einen Umbau älterer Zufahrten, die nicht der Vorgabe entsprechen, käme man daher nicht herum.
Kritik von der Opposition
Der Kieler CDU-Fraktionschef Carsten Rockstein hält den Vorschlag der Grünen für hanebüchen: „Allein die Vermutung, dass ein solcher Antrag zu einer signifikanten Reduzierung der Unfallzahlen führen könnte, reicht Frau Voß, den Autofahrerinnen und Autofahrern das Leben schwermachen zu wollen.“
Dazu sollte man wissen: Laut Verkehrssicherheitsbericht der Stadt Kiel sind in 2023 lediglich 71 Unfälle auf Fehler beim Wenden oder Rückwärtsfahren zurückzuführen – angesichts der Gesamtzahl von 1085 Unfällen also nur 6,54 Prozent.
Thema bleibt auf der Agenda
Voß räumt zumindest ein, den Antrag zu früh gestellt zu haben, hält aber an dem Vorschlag weiterhin fest: „Wir wollen uns als Verwaltung erst noch mit beteiligten Akteuren abstimmen, wie zum Beispiel der Verkehrswacht, der Polizei oder der IHK.“ Ein neuer Abstimmungstermin ist noch nicht terminiert, der Vorstoß soll aber am 5. November zunächst vom Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz und Mobilität und danach in der Ratsversammlung zur Sprache kommen.
Dass in Kiel künftig das Rückwärtsparken verboten wird, ist durchaus möglich. So haben die Grünen seit 2023 die Mehrheit in Kiel und können von ihrem Juniorpartner, der SPD, auf Rückendeckung hoffen.
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Quelle: focus.de