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Klima-Aktivismus spezia­li­siert sich auf nächt­liches Reifenplätten

In der Klima­pro­test­be­wegung wächst der Frust. Demons­tra­tionen und Straßen­blo­ckaden reichen manchen Aktivisten nicht mehr aus. Daher sind einige von ihnen dazu übergangen, in nächt­lichen Guerilla-Aktionen die Reifen von SUVs zu sabotieren. Die Polizei hat Schwie­rig­keiten, solche Aktionen zu ahnden oder zu verhindern. Wird die Klima­be­wegung jetzt noch ungenierter?

SUV-Sabotage: Eskaliert jetzt der Klimaprotest?
andre­koehn / shutterstock.com

Reifen­plätter inten­si­vieren ihre Aktivitäten

Gruppie­rungen wie „Tyre Extin­gu­ishers“ („Reifen­lö­scher“) haben sich auf eine neue (alte) Form des Klima­pro­testes einge­schossen, indem sie heimlich die Luft aus den Reifen angeblich übergroßer Fahrzeuge lassen. Zudem hinter­legen sie kleine Zettel mit beleh­renden Botschaften wie „SUV sind die zweit­größte Ursache für den weltweiten Anstieg der Kohlen­di­oxid­emis­sionen der letzten zehn Jahre“.

In Deutschland sind bereits tausende Autofahrer Opfer dieses halbher­zigen Vanda­lismus geworden, den sich seit einiger Zeit Klima­ak­ti­visten auf die Fahne schreiben. Mit den Aktionen wollen sie aus ihrer Sicht zu schwere Pkw sabotieren, um „den Besitz eines großen, umwelt­schäd­lichen Gelän­de­wagens in den städti­schen Gebieten der Welt unmöglich zu machen“.

SUVs stehen im Faden­kreuz der „Umwelt-Guerilla“

In der gesamten Bundes­re­publik werden ähnliche Fälle sabotierter Gelän­de­wagen gemeldet. Ein Tatort-Schwerpunkt befindet sich laut Polizei aber in Potsdam, einer Geländewagen-Hochburg in Deutschland. Jedes fünfte Fahrzeug soll hier übergroß sein. Aber auch in der Bundes­haupt­stadt lassen die Aktivisten ihrem Frust über die „Stadt­panzer“ freien Lauf. Die Berliner Polizei erhielt im vergan­genen Jahr laut Infor­ma­tionen des Senats rund eintausend Anzeigen wegen geplät­teter SUV-Reifen.

Sabotage-Gruppen sind dezentral organisiert

Im Gegensatz zu der fried­lichen Protest­be­wegung Fridays for Future oder den „Klima-Klebern“ sind die Gruppen wie die „Reifen­lö­scher“ dezentral organi­siert. Laut spiegel.de nutzen sie zur Vernetzung verschlüs­selte E-Mails und Facebook-Gruppen. Die einzelnen Mitglieder der Gruppen sollen sich unter­ein­ander so gut wie gar nicht kennen. Auch auf ihrer Website stellen sie sich als Gruppierung ohne Anführer dar, der sich jeder mithilfe der hochge­la­denen Anlei­tungen zum Plätten von Reifen anschließen könne.

Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung

Für die Ermitt­lungs­be­hörden gestaltet sich die Ahndung solcher Aktionen schwierig. Die Polizei ermittelt wegen Sachbe­schä­digung, obwohl lediglich Luft aus den Fahrzeug­reifen gelassen wird. Diese können mit einem Pannenset relativ schnell wieder aufge­füllt werden. Da die Aktivisten ihre Taten in der Regel nachts begehen, würden sie laut Polizei zudem selten beobachtet.

Reifen­plätter nehmen auch Elektro­autos ins Visier

Dabei unter­scheiden die Aktivisten bei der Auswahl ihrer Ziele nicht zwischen Elektro- oder Verbrenn­erfahr­zeugen. Für sie ist jedes größer ausse­hende Auto ein poten­zi­elles „Killer­fahrzeug“. Die betrof­fenen Autofahrer und Fahrzeug­be­sitzer zeigen auch deswegen kaum Verständnis für die angeb­lichen Protestaktionen.

So auch ein Unter­nehmer aus dem Potsdamer Norden, der extra eine Solar­anlage für 16.000 Euro auf dem Hausdach montierte, um seine Hybrid-Fahrzeuge mit klima­neu­tralem Strom aufladen zu können. Oder die Besit­zerin eines Mazda CX-30, die auch Opfer der Reifen­plätter wurde. Und das, obwohl ihr Fahrzeug nicht viel größer als ein Golf sein soll.

„Welche Beschä­digung, welche Zerstörung?“

Selbst wenn ein Mitglied einer solchen Gruppe erwischt werden würde, hätte es die Staats­an­walt­schaft laut Fachanwalt Christian Mertens schwer. Der Vorwurf der Sachbe­schä­digung lasse sich wegen des bloßen Heraus­lassens der Reifenluft nur schwer erhärten. Die Wortlaute der Gesetze geben nicht genügend Spiel­räume her, um eine Straftat daraus abzuleiten. „Welche Beschä­digung, welche Zerstörung?“, fragt der Strafrechtsexperte.

Völlig neu sind solche Aktionen aller­dings nicht. Bereits Ende der 2000er Jahre berichtet die taz von geplät­teten Fahrzeug­reifen als politische Protest­aktion. Damals folgten für die Aktivisten Unter­su­chungshaft und Geldstrafen.

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Quelle: spiegel.de