ADAC-Redakteur nutzt ein Jahr lang nur Free-Floating-Autovermietungen
Das Auto nur dann nutzen, wenn man es wirklich braucht? Nur Fahrzeugführer sein, aber nicht Halter? Ob das wirklich Sinn macht, wollte ein Redakteur des ADAC im Selbsttest erproben. Dafür verzichtete er ein Jahr lang auf einen eigenen Pkw und meldete sich bei diversen Carsharing-Diensten an. Diese werben mit mehr Sorgenfreiheit und weniger Kosten als beim Besitzen eines Autos. Aber kann das Leihfahrzeug den eigenen Pkw wirklich ersetzen und wie alltagstauglich ist das?
Kostenfalle eigenes Auto
Individuelle Mobilität muss in den 2020er Jahren teuer bezahlt werden. Die Preise und Gebühren für den Führerschein bewegen sich auf einem Allzeithoch. Auch die Kfz-Versicherung wird immer teurer. Wenn dann auch noch Geld für Instandhaltung, Kraftstoff, Kfz-Steuer oder TÜV aufgebracht werden muss, wird der Besitz eines eigenen Kfz für viele unbezahlbar.
Dennoch will die Mehrheit der Deutschen offenbar nicht auf das Autofahren verzichten. Eine aktuelle Erhebung der Zeitung für kommunale Wirtschaft kommt zu dem Ergebnis, dass unter allen befragten motorisierten Bundesbürgern nur 39 Prozent bereit sind, das Auto stehenzulassen. Bus, Bahn und Rad scheinen keine vollwertige Alternative zu sein.
Könnten daher Leihmodelle wie beim Carsharing eine vollwertige, kostenflexiblere Alternative zum Besitz eines eigenen Autos bieten?
ADAC-Praxistest: Ein Jahr Carsharing
Das wollte ein Tester des ADAC genau wissen. Nachdem sein alter Opel wegen eines Motorschadens ein jähes Ende fand und sich eine Reparatur schlicht nicht lohnte, beschlossen er und seine Frau im Sommer 2023 auf ein weiteres eigenes Auto zu verzichten.
Nicht unerwähnt bleiben soll, dass ADAC-Tester Christof Henn und Gemahlin gute Voraussetzungen mitbringen, um das Carsharing-Experiment zu wagen. Sie wohnen in München, sind gut an den ÖPNV angebunden und haben keine großen Entfernungen zu ihren Arbeitsstellen.
Leihauto-Anbieter getestet
Um einen aussagekräftigen Überblick über den Leihauto-Markt zu erhalten, hat sich der Tester des Automobilclubs bei einer Vielzahl von Anbietern angemeldet. Dazu gehören Miles, Free2move, Sixt Share sowie das lokale Angebot Stattauto München.
Hierbei handelt es sich in der Regel um sogenannte Free-Floating-Dienste, bei denen das Fahrzeug im Gegensatz zu stationären Vermietungen überall im Einzugsgebiet des Verleihers abgeholt und wieder abgestellt werden kann.
Kostenpunkt: Knapp 300 Euro im Monat
Aufgrund dieser Flexibilität konnte sich das ADAC-Tester-Ehepaar zunächst über das Wegfallen von 100 Euro für einen Tiefgaragen-Parkplatz freuen. Insgesamt schlugen die jährlichen Kosten für die Fahrzeugmiete der genutzten Anbieter mit rund 3.425 Euro beziehungsweise 285 Euro pro Monat zu Buche. Ein Monatsschnitt, der Henn zufolge auch wegen zwei Urlaubsfahrten nach Kärnten und Südtirol für je 749 und 542 Euro noch einmal in die Höhe getrieben wurde.
Zum Vergleich: Einer Untersuchung des RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung zufolge betragen die durchschnittlichen monatlichen Kosten für Sprit, Reparaturen, Steuern, Versicherung und Verschleiß eines eigenen Autos rund 425 Euro.
Fazit
Während der Nutzung im Alltag musste das Ehepaar allerdings Abstriche hinnehmen. Nicht immer war ein Fahrzeug in unmittelbarer Nähe verfügbar. Die Innenräume der Fahrzeuge werden zudem nicht immer sauber von ihren Vormietern hinterlassen.
Dennoch zieht Henn ein positives Fazit des Leih-Auto-Experiments. Die Zeit- und Kosteneinsparungen, vor allem wegen Werkstattbesuchen oder kleineren Defekten, haben ihn und seine Frau davon überzeugt, am Modell des geteilten Autos festzuhalten. Der ADAC-Tester gibt aber auch zu, dass er und seine Frau mit Wohnort und Entfernung zur Arbeitsstelle besonders gute Voraussetzungen für das Carsharing mitbringen.
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Quellen: merkur.de, zfk.de, spiegel.de