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Wie in Sachsen unter dem Deckmantel einer bedrohten Art geblitzt wird

Freier Flug für freie Fleder­mäuse? Das scheint das Motto übereif­riger Umwelt­schützer in der sächsi­schen Landes­haupt­stadt zu sein. Denn seit mehr als zehn Jahren wird dank ihnen an der Dresdner Waldschlöß­chen­brücke mit der Begründung geblitzt, das natür­liche Habitat der bedrohten Hufei­sennase müsse geschützt werden. Praktisch, wenn die Allianz der Radar­geräte und Radar-Fledertiere auch noch Millionen in die Kasse spült.

Fledermaus-Blitzer
Rudmer Zwerver & r.classen/ shutterstock.com

Alles begann mit dem Dresdner „Brücken­streit“

Der kuriose Fledermaus-Blitzer geht auf einen Streit Mitte der 1990er Jahre in Dresden zurück. Mit der Wieder­ver­ei­nigung wuchs das Verkehrs­auf­kommen. Daher wurde im Raum Dresden die Idee einer zusätz­lichen Elbquerung geboren. Umwelt­schützer schlugen damals wegen der geplanten Waldschlöß­chen­brücke Alarm. In einem Bürger­ent­scheid 2005 sprach sich jedoch eine Mehrheit der Wahlbe­rech­tigten für deren Errichtung aus.

In der Folge verlor das Dresdner Elbtal den Status als UNESCO-Weltkulturerbe und wurde in die „Liste des gefähr­deten Welterbes“ aufge­nommen. Doch damit nicht genug. Wie welt.de 2007 berichtete, geht der Streit um die Brücke „in immer neue Runden“. Schon seit damals soll ein „40 Milli­meter langer Winzling, die Kleine Hufei­sennase“ den Bau der Brücke wiederholt verzögert haben.

Und noch heute wird in der sächsi­schen Landes­haupt­stadt über Sinn und Unsinn des Fleder­tier­schutzes gestritten, der auch als Argument für das Aufstellen artver­wandter Blitzer-Anlagen auf der Straßen­brücke diente. Was nach einem Komplott der Radar-Spezialisten klingt, hat sich seitdem zu einer lukra­tiven Einnah­me­quelle entwickelt.

Die Geschäfts­zeiten der Hufeisennase

Denn wie die Stadt Dresden bild.de auf Anfrage mitteilte, haben die Fledermaus-Blitzer seit der Inbetrieb­nahme der Elbbrücke im August 2013 insgesamt 175.830 Tempo­ver­stöße festgestellt.

Die daraus resul­tie­renden Bußgelder bewegen sich wohl auch deshalb in Millio­nenhöhe, weil sie an die komplexen „Geschäfts­zeiten“ der kleinen Hufei­sennase gekoppelt sind: Tempo 30 anstatt 50 gilt auf der Elbquerung im April von 19 bis 7 Uhr, im Mai und Juni von 20 bis 6 Uhr, im August und September von 19 bis 6 Uhr, im Oktober von 18 bis 7 Uhr. Zu diesen Zeiten, die sich keiner merken kann, soll angeblich die Gefahr einer Kollision mit den bedrohten Fleder­tieren bestehen.

Flattert die Hufei­sennase auf der Waldschlößchenbrücke?

Mit dieser Begründung hatten Umwelt­schützer das Tempo­limit auf der Straßen­brücke über der Elbe einge­klagt. Der Beweis, dass die Fleder­tiere tatsächlich im Bereich der Brücke verkehren, ist aber bis dato nicht erbracht worden: „Es liegen keine Infor­ma­tionen darüber vor, ob die Kleine Hufei­sennase jemals im Umfeld der Brücke gesichtet wurde“, heißt es aus der zustän­digen Landes­di­rektion Sachsen gegenüber bild.de.

Die schüt­zens­werte Hufei­sennase wurde laut Angaben der Stadt Dresden lediglich in den Bereichen neben der Brücke, aber nicht darauf gefunden. Dafür sollen das Braune Langohr und die Wasser­fle­dermaus auf extra angelegten Sträu­chern und Weiden der Elbquerung, auch bekannt als „Fleder­maus­au­tobahn“, jedem Flugtem­po­limit trotzen.

CDU und FDP wollen Fledermaus-Blitzer abschaffen

Dank der Phantom-Fledermaus soll die Stadt mit zwei aufge­stellten Jenoptik-Blitzern in den vergan­genen zehn Jahren jeden­falls etwas mehr als 6 Millionen Euro an Bußgeldern einge­nommen haben. Geht es nach dem CDU-Landtagsabgeordneten Martin Modschiedler, soll damit aber Schluss sein.

Er fordert die Abschaffung der Blitzer, weil es „tatsächlich keine Fleder­mäuse auf der Brücke gibt.“ Stadtrat Holger Zastrow (ehemals FDP) sieht das ähnlich: „Die Hufei­sennase ist hier weder gesehen worden, noch gab es jemals einen Unfall mit einem Auto. Das Tempo-Limit gehört daher abgeschafft. Auf keiner anderen Dresdner Elbbrücke gibt es diese Schikane für Autofahrer.“

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Quellen: bild.de, welt.de