Rekordverdächtige Bußgeldeinnahmen
Deutsche Städte verzeichnen höhere Einnahmen durch Bußgelder als in den vergangenen Jahren. Das bestätigt eine Umfrage der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht des Deutschen Anwaltvereins (DAV). Demnach gibt es unter den Städten 26 „Blitzermillionäre“. Die Blitzer-Einnahmen sind zudem deutschlandweit gestiegen. Doch woran liegt es, dass die städtischen Kassen immer voller werden?
Mehr Blitzermillionäre als im Jahr zuvor
Immer mehr Städte knacken die Millionengrenze bei den Bußgeldeinnahmen. Zum Vergleich: 2021 gab es lediglich 17 Blitzermillionäre. Für das Jahr 2022 schafften es gleich 26 deutsche Städte auf die Liste. Einer der wesentlichen Gründe dafür ist laut DAV die Einführung des neuen Bußgeldkatalogs im November 2021. Raser oder Falschparker müssen seitdem deutlich höhere Bußgelder zahlen. In manchen Fällen sogar das Doppelte dessen, was zuvor verlangt wurde.
Das sind die Top Fünf
Die Einnahmen durch Bußgelder liegen oft weit über der Millionengrenze, wie diese fünf Spitzenreiter unter den befragten Städten belegen:
- Berlin (30,2 Millionen Euro)
- Köln (21,5 Millionen Euro)
- Düsseldorf (14,5 Millionen Euro)
- Bremen (7,3 Millionen Euro)
- Esslingen am Neckar (6 Millionen Euro)
Jedoch muss berücksichtigt werden, dass lediglich 36 der 150 größten Städte Deutschlands die Fragen des Vereins umfassend beantwortet haben. Die vier Champions aus dem Jahr zuvor gehörten nicht dazu: Hamburg, Chemnitz, Leipzig und Frankfurt. Die tatsächliche Anzahl der Blitzermillionäre liegt also weiter im Dunkeln.
Daniela Mielchen, Mitglied des geschäftsführenden Ausschusses der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht des DAV, sagt zu dieser Entwicklung im Gespräch mit t-online.de: „Gerade, dass Hamburg in diesem Jahr nicht teilgenommen hat, ist für uns bezeichnend. 2021 lagen die Einnahmen schon über 18 Millionen Euro, laut Innenbehörde 2022 sogar bei fast 43,59 Millionen Euro – nur für zu schnelles Fahren.“ Sie ist sich sicher: „Damit wäre Hamburg auch dieses Jahr klarer Spitzenreiter gewesen.“
Einnahmen haben sich mehr als verdoppelt
Nicht nur die 26 Blitzermillionäre profitieren von dem neuen Bußgeldkatalog. Die Blitzer-Einnahmen aller deutschen Städte sind deutlich gestiegen. T-online.de schreibt zu diesem Trend: „Im Mittel haben sie sich mehr als verdoppelt – von insgesamt 58,2 Millionen Euro auf 134,5 Millionen Euro.“ In einzelnen Städten haben die Bußgeldstellen sogar das Vierfache durch Blitzer eingenommen. So konnte die 100.000-Einwohner-Stadt Moers 2021 nur etwa 331.000 Euro an Bußgeldern verzeichnen, 2022 hingegen flossen 1,3 Millionen Euro in die Kasse.
Neben der Höhe der Einnahmen hat der DAV auch nachgefragt, wofür das Geld verwendet wurde. Lediglich 26 Städte lieferten eine Antwort und gaben an, dass der gesamte Betrag dem städtischen Haushalt zugeführt wurde.
Werden Verkehrssünden strenger verfolgt?
Außer den hohen Strafen im neuen Bußgeldkatalog sieht Verkehrsanwältin Mielchen einen weiteren Grund für die drastisch angestiegenen Bußgeldeinnahmen: „Auch wenn viele Städte selbst keinen direkten Zusammenhang sehen wollen, wird […] auch die zunehmend aggressive Verfolgung von Autofahrern, insbesondere durch die Städte, ihren Anteil gehabt haben. Autofahrer sind nicht mehr gern gesehen.“
Kommen Handy-Blitzer bald vermehrt zum Einsatz?
Während bisher der Anteil von Geschwindigkeits- und Rotlichtverstößen besonders hoch war, könnten auch sogenannte „Handy-Blitzer“ künftig dazu beitragen. In diesen Geräten sind Kameras eingebaut, die mit einer Künstlichen Intelligenz (KI) ausgestattet sind. Diese filmen vorbeifahrende Verkehrsteilnehmer. Sollte die KI erkennen, dass der Fahrer ein Mobiltelefon in seiner Hand hält, werden die Aufnahmen ausgewertet und der Beschuldigte zur Kasse gebeten.
Acht von den 36 teilnehmenden Städten gaben an, dass sie sich den Einsatz von Handy-Blitzern vorstellen können. Daniela Mielchen warnt allerdings: „Der Einsatz künstlicher Intelligenz für diese Zwecke weckt Bedenken. Bislang sind hier noch nicht alle Datenschutzfragen geklärt.“ Weiter erklärt sie: „Grundsätzlich sollte ein Bußgeldbescheid aber immer geprüft werden, sei es auf Basis einer Monocam-Aufnahme oder wegen eines anderen vermeintlichen Verstoßes. Gar nicht selten sind diese nämlich fehlerhaft.“
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Quellen: t-online.de, verkehrsanwaelte.de