Wie verhält man sich richtig, wenn Bambi auf der Fahrbahn auftaucht?
Mit dem Herbst kehrt die dunkle Jahreszeit zurück und damit auch die Gefahr, Wildtieren zu begegnen. Doch wie verhält man sich korrekt, wenn plötzlich Tiere die Fahrbahn kreuzen? Soll man bremsen, ausweichen oder gar auffahren? Polizei, ADAC und der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft geben wertvolle Tipps, worauf bei einem solchen Unfall zu achten ist.
Mehr als eine Million Wildtiere sterben pro Jahr im Straßenverkehr
In Deutschland ereignen sich statistisch gesehen alle zwei Minuten Wildunfälle, welche Schäden am Fahrzeug durch das Ausweichen oder Kollidieren mit Tieren (Haarwild) verursachen.
Für das Jahr 2022 verzeichnet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) etwa 265.000 solcher Unfälle. Laut dem Deutschen Jagdverband (DJV) verlieren zudem jährlich mehr als eine Million Wildtiere ihr Leben infolge von Unfällen.
Nicht nur Wildtiere können zur Gefahr werden
Aber nicht nur Waldbewohner können einem im Auto über den Weg beziehungsweise die Fahrbahn laufen. Vor allem innerhalb von Ortschaften kommt es auch zu Unfällen mit Haustieren wie Katzen und Hunden. In ländlichen Regionen sind zudem Kollisionen mit Nutztieren wie Hühnern oder auch Kühen möglich. Bei der Einschätzung der eigenen Sicherheit spielt nach Expertenmeinung die Größe des Tieres eine entscheidende Rolle.
„Größere Tiere können größere Schäden anrichten und gegebenenfalls vom Fahrzeug „aufgeladen“ werden und durch die Windschutzscheibe in den Fahrzeuginnenraum eindringen, bei schweren Tieren besteht die Gefahr, dass das Fahrzeug außer Kontrolle gerät und gegebenenfalls gegen einen Baum oder ein anderes Fahrzeug prallt“, weiß Dirk Oppermann von der Polizeidirektion Braunschweig.
Die Größe des Vierbeiners ist entscheidend
Die Polizei empfiehlt, im Falle einer drohenden Kollision mit einem Tier möglichst zu bremsen und auf ruckartige Lenkbewegungen zu verzichten. Besonders bei kleinen Tieren sollte jedoch auch die Gefahr eines Auffahrunfalls durch das nachfolgende Fahrzeug oder die Möglichkeit des Ausbrechens des eigenen Fahrzeugs auf rutschiger Fahrbahn berücksichtigt werden.
Denn die alte Straßenverkehrsweisheit „Wer auffährt, ist schuld“ kann nicht ohne Weiteres auf den Wildunfall übertragen werden. Bremst man, obwohl das Tier verhältnismäßig klein ist, kann das als unnötiges Bremsen aufgefasst werden. Die Größe des Vierbeiners ist entscheidend:
„Bei großen Tieren wie Pferden, Rehen, Wildschweinen oder Rindern wird das Bremsen wegen der zu erwartenden schweren Unfallfolgen regelmäßig gerechtfertigt sein. Bei kleineren Tieren auf der Fahrbahn, wie Hasen, Eichhörnchen, Igel, aber auch Marder oder Hauskatzen, wird das Bremsen mit dem Pkw oft als unbegründet angesehen“, erklärt Polizei-Pressesprecher Oppermann.
Laut vorherrschender Rechtsprechung sei die von Kleintieren ausgehende Gefahr für einen Pkw so gering, dass es unverhältnismäßig wäre, ein riskantes Brems- oder Ausweichmanöver durchzuführen.
Versicherungen schauen sich das Tier genau an
Hinsichtlich des Versicherungsschutzes ist zudem ein anderer Aspekt besonders gewichtig: „Für die Frage, ob die Teilkaskoversicherung den Schaden deckt, ist aber nicht die Größe des Tieres entscheidend, sondern die Tierart“, erklärt Siegfried Brockmann, Leiter Unfallforschung beim Gesamtverband Deutscher Versicherer (GDV).
Dabei ist es wichtig, die Bedingungen des jeweiligen Versicherungsanbieters zu beachten, da die Deckungsumfänge variieren können – dazu zählen der Zusammenstoß mit Haarwild, erweiterte Wildschäden oder Kollisionen mit anderen Tieren.
Über 80 km/h ist rechtzeitiges Bremsen kaum mehr möglich
Da sich die Tiere häufig während der Morgen- oder Abenddämmerung in der Nähe glatter Fahrbahnen aufhalten, rät die Polizei zu vorausschauendem Fahren und erhöhtem Gefahrenbewusstsein: „Vor allem in Waldabschnitten und an Feldrändern überqueren die Tiere häufig die Straße. Und das vor allem in den Abend- und frühen Morgenstunden während der Dämmerung. Diesbezügliche Hinweisschilder müssen unbedingt beachtet werden“, so Oppermann.
Bei vorausschauender und aufmerksamer Fahrweise könnte ein möglicher Unfall durchaus vermieden werden. Allerdings verlängere sich der Bremsweg ab einer Geschwindigkeit von 80 km/h deutlich. Ein rechtzeitiges Abbremsen ist hier noch möglich, bei höheren Geschwindigkeiten besteht jedoch die Gefahr einer zu hohen Aufprallgeschwindigkeit.
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