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Günstig versi­chert im gläsernen Auto – macht das Sinn?

Mit Telematik-Tarifen lassen sich die Kosten für die Kfz-Versicherung deutlich senken. Doch die Sache hat einen Haken: Der Versi­cherer ist wachsamen Auges mit an Bord und regis­triert jede Regung des Fahrers. Wem es egal ist, dass „Herr Kaiser“ mitfährt und wer aufs Geld achten muss, kann aber profi­tieren: Einspa­rungen von bis zu 40 Prozent sollen möglich sein. Wechsel­willige sollten daher den 2. Dezember als Kündi­gungs­stichtag im Hinterkopf behalten.

Sparen mit Telematik-Tarifen: Rabatte auf Kosten der Privatsphäre
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App überwacht jeden Pieps im Cockpit

Eine App auf dem Smart­phone, die das Fahrver­halten des Nutzers aufzeichnet und detail­lierte Infor­ma­tionen dazu liefert – das ist im Kern die Funkti­ons­weise von Telematik-Tarifen in der Kfz-Versicherung.

Ein Sensor am Auto, der mit der App verbunden ist, überwacht das Verhalten des Fahrers und regis­triert, wie stark er beschleunigt, bremst und ob er sich an Geschwin­dig­keits­be­gren­zungen hält. Auch Standort und Zeit der Fahrt werden erfasst.

Sicher­heits­score bewertet Fahrkönnen

Die gesam­melten Fahrdaten werden dann anonym über das Mobil­funknetz an spezia­li­sierte Anbieter übermittelt. Diese erstellen daraus eine Bewertung, die das Sicher­heits­niveau des Fahrver­haltens wider­spiegelt, den sogenannten Score.

Anhand dieser Wertung entscheidet die Versi­cherung, ob der Fahrer für einen Rabatt infrage kommt. Zudem fließt die Auswertung in die Berechnung der zukünf­tigen Versi­che­rungs­prämie ein und wirkt sich somit auch auf den nächsten Versi­che­rungs­zeitraum aus.

„Zahle, wie du fährst“ – und baue weniger Unfälle

Viele Versi­cherer bewerben die Telematik-Tarife unter dem Label "Pay as you drive", übersetzt: "Zahle, wie du fährst". In der Regel können sie als Rabatt-Add-on zur bestehenden Kfz-Versicherung hinzu­ge­bucht werden.

Aller­dings sind diese „Big-Brother“-Tarife in der Versi­che­rungs­wirt­schaft noch ein Nischen­produkt. Von den rund 50 Millionen in Deutschland zugelas­senen Pkw sind bisher nur gut eine Million mit einer solchen Police versi­chert - und das, obwohl sich die herkömm­liche Kfz-Haftpflicht im vergan­genen Jahr um durch­schnittlich 25 Prozent verteuert hat.

Die Versi­cherer versprechen sich von Telematik-Tarifen eine Win-win-Situation. Denn: Je weniger Unfälle passieren, desto weniger muss der Versi­cherer regulieren, desto weniger Schäden entstehen. Davon würden Versi­cherte und Versi­cherer gleicher­maßen profi­tieren, so der Tenor in der Branche.

Wie sollte man mit einem Telematik-Tarif fahren?

Um vom Telematik-Tarif zu profi­tieren, müssen Autofahrer bestimmte (Fahr-)Verhaltensweisen an den Tag legen. Ein Beispiel dafür ist Marek Reimann, der eine solche Police seit drei Jahren nutzt und seine Erfah­rungen via YouTube präsen­tiert. Auf seinen täglichen Fahrten ins Berch­tes­ga­dener Land hat er sein Fahrver­halten so umgestellt, dass er regel­mäßig die maximale Punktzahl erreicht.

Um vom Telematik-Tarif wirklich Vorteile zu haben, müsse man verstehen, wie das System funktio­niert, so Reimann. Wer häufig schnell beschleunigt, wird von der Versi­cherung als risiko­freu­diger Fahrer eingestuft.

Wer sich nicht konse­quent an Geschwin­dig­keits­be­gren­zungen hält, gilt als Gefahr für andere Verkehrs­teil­nehmer. Häufiges starkes Bremsen lässt den Verdacht aufkommen, durch abruptes Stoppen Unfälle zu verursachen.

Auch schnelle Kurven­fahrten werden vom Sensor erfasst und führen zu Punkt­ab­zügen. Zudem kann die Nutzung von Pendler­strecken, die als Unfall­schwer­punkte gelten, sich ohne Zutun des Fahrers negativ auf den Score auswirken. Unvor­teil­hafte externe Faktoren wie Wetter­be­din­gungen oder der Zustand der Infra­struktur berück­sichtigt der Score überhaupt nicht.

Die gläserne Versicherung

Nach Angaben auf tagesschau.de unter­liegen die mit der Telematik erfassten Daten strengen Auflagen. Die Versi­cherer dürfen die Daten nur zweck­ge­bunden verwenden. Eine Weitergabe an Dritte (zum Beispiel die Polizei) ist nicht erlaubt. Die Versi­cherung darf die Daten auch nicht im Schadensfall, also zur Klärung von Schuld­fragen, einsehen.

Ein Missbrauch kann jedoch nie hundert­pro­zentig ausge­schlossen werden, sofern ein poten­zi­elles Einfallstor wie im Falle des Telema­tik­sensors geöffnet wurde. Die Versu­chung, in einem besonders kniff­ligen Fall Hinweise aus den Daten zu gewinnen, wird sicher nicht gering sein.

Autofahren als Freiheitsgefühl

Die Kernfragen, die sich Autofahrer mit Blick auf eine preis­werte Police stellen sollten, lauten: Profi­tiere ich wirklich von der Aufzeichnung und Bewertung meines Fahrstils? Bin ich damit einver­standen, dass sensible persön­liche Daten von mir erhoben werden?

Für Fahran­fänger könnten die Tarife besonders inter­essant sein, da sie in der Regel hohe Prämien zahlen müssen. Aller­dings ist das Autofahren nach wie vor mit einem starken Freiheits­gefühl verbunden – bleibt abzuwarten, wie viele Fahrer tatsächlich bereit sind, dieses für einen Preis­nachlass aufzuweichen.

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Quelle: tagesschau.de