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Ist ein wichtiges Verkehrs­vor­haben der Ampel gescheitert?

Mit dem Schlagwort „Vision Zero“ hatte sich die Ampel in ihrem Koali­ti­ons­vertrag ein wichtiges Ziel gesetzt: Kein Mensch sollte mehr im Straßen­verkehr zu Schaden kommen. Die Unfall­bilanz 2023 zeigt aber, dass die Zahl der Verkehrs­toten in Deutschland im Jahr 2023 wieder leicht gestiegen ist. Nieder­sachsens Verkehrs­mi­nister Olaf Lies (SPD) und der Deutsche Verkehrs­si­cher­heitsrat fordern daher Tempo 80 auf der Landstraße. Die Opposition im Landtag in Hannover und der ADAC sind dagegen.

Statistisches Bundesamt: Zahl der Verkehrstoten in 2023 gestiegen
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Leichter Anstieg bei Verkehrs­toten 2023

Insgesamt 2.830 Menschen kamen vergan­genes Jahr bei Unfällen im Straßen­verkehr ums Leben. Das hat das Statis­tische Bundesamt nach vorläu­figen Ergeb­nissen seiner Unfall­bilanz 2023 bekannt gegeben. Damit ist die Zahl der Todes­opfer im Vorjah­res­ver­gleich um 1,5 Prozent bezie­hungs­weise 42 verun­glückte Personen gestiegen.

Der Deutsche Verkehrs­si­cher­heitsrat (DVR) sieht in dieser Entwicklung auch ein Scheitern der Ampel­po­litik. In einer aktuellen Presse­mit­teilung heißt es: „Wir dürfen nicht einfach zuschauen, wie die politisch gesteckten Reduk­ti­ons­ziele langsam verfehlt werden. Hier geht es nicht bloß um Zahlen, sondern um Menschenleben.“

Die Gesamtzahl aller Unfälle in Deutschland belief sich im vergan­genen Jahr auf 2,5 Millionen. Das sind 4,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Bei 2,2 Millionen dieser Unfälle blieb es bei Sachschäden.

DVR: „Geschwin­digkeit rausnehmen“

Für den Inter­es­sen­verband DVR ist daher die Einführung eines Tempo­limits ein Gebot der Stunde: „Wir brauchen dringend einen spürbaren Verstärker für die Verkehrs­si­cherheit, der bei der größten Gefährdung ansetzt – den Unfällen auf Landstraßen. Da gibt es viele kleine Maßnahmen von Aufklärung bis Verbes­serung der Infra­struktur. Aber es wird Zeit, dass wir die zentrale Stell­schraube für mehr Sicherheit anfassen und die heißt: Geschwin­digkeit rausnehmen.“

Bezogen auf die Einwoh­nerzahl gab es 2023 die meisten Verkehrs­toten in Sachsen-Anhalt und Nieder­sachsen mit 59 bzw. 52 Getöteten je eine Million Einwohner.

Nieder­säch­si­scher Verkehrs­mi­nister für Tempo 80 auf allen Landstraßen

Grund genug für Nieder­sachsens Verkehrs- und Wirtschafts­mi­nister Olaf Lies (SPD), Tempo 80 auf bundes­deut­schen Landstraßen zu fordern. Letztes Jahr starben dort 228 Menschen. Eine Begrenzung „würde die Überhol­vor­gänge minimieren und damit eben auch das Unfall­risiko“, so Lies.

Kolli­sionen mit dem Gegen­verkehr seien eine der Haupt­ur­sachen für schwere Unfälle in der Bundes­re­publik. Im vergan­genen Jahr starben so bundesweit 518 Menschen. Im Nachbarland Frank­reich habe die Senkung der Höchst­ge­schwin­digkeit von 90 auf 80 km/h zu einem deutlichen Rückgang der Verkehrs­toten geführt.

Verkehrs­mi­nis­ter­kon­ferenz: Sicherheit auf Landstraßen soll Schwer­punkt werden

Auch auf der Verkehrs­mi­nis­ter­kon­ferenz in Köln wurde der Vorschlag für Tempo 80 auf Landstraßen behandelt. Lies wünscht sich von seinen Länder­kol­legen, dass eine neue Arbeits­gruppe ein entspre­chendes Maßnah­men­paket schnürt. So könne noch in dieser Legis­latur ein neues Gesetz beschlossen werden: „Am Ende muss es eine Regelung auf Bundes­ebene geben. Es wäre fatal, wenn es in 16 Ländern 16 unter­schied­liche Regelungen gäbe“, erklärte der Sozialdemokrat.

Im Gespräch seien derzeit unter­schied­liche Varianten – die Höchst­ge­schwin­digkeit 80 km/h könnte etwa nur für einspurige Landstraßen gelten, die in jede Fahrt­richtung führen: „Genau für die gilt die Vorstellung, einheitlich Tempo 80 einzu­führen, um das Unfall­risiko am Ende zu minimieren.“

ADAC und Opposition sind dagegen

Der ADAC hält Tempo 80 auf Landstraßen für nicht notwendig. Vielmehr müssten die Straßen so ausgebaut werden, dass sie auch bei höheren Geschwin­dig­keiten sicher sind. Allen­falls an Unfall­schwer­punkten könne Tempo 80 sinnvoll sein. Ursachen für tödliche Unfälle seien eher Fahrfehler in unüber­sicht­lichen Situa­tionen als überhöhte Geschwindigkeit.

Auch die Opposition im nieder­säch­si­schen Landtag lehnt den Vorschlag ab. So wies der Christ­de­mokrat Marcel Schar­relmann darauf hin, dass besonders gefähr­liche Landstra­ßen­ab­schnitte bereits mit Tempo­limits versehen seien.

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Quellen: ndr.de, destatis.de, dvr.de

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