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Nach Sachsen und Berlin steigt auch an der Weser die Verjährungsquote

Wer Geblitzt.de folgt, weiß: In Berlin und Sachsen wird ein beacht­licher Teil der erfassten Tempo­ver­stöße nicht geahndet. Eine schlep­pende Digita­li­sierung, langwierige Verfahren sowie Perso­nal­mangel führen zu immer höheren Verjäh­rungs­quoten. Das ist in Ansätzen nun auch in der Hanse­stadt Bremen zu beobachten.

Verjährung Bußgeldbescheide
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Behörden kommen nicht hinterher

Sowohl in Sachsen und Berlin als auch in der Hanse­stadt Bremen sind die Behörden nicht in der Lage, die festge­stellten Verkehrs­ver­stöße frist­ge­recht zu ahnden. Aufgrund von Verzö­ge­rungen in den behörd­lichen Verfahren, Perso­nal­mangel und veral­teter Technik kommt es immer häufiger zu Verjährungen.

Fälle von Geschwin­dig­keits­über­schrei­tungen oder Parkver­stößen müssen eigentlich innerhalb von drei Monaten bearbeitet werden. Nur mit Zusendung eines Anhörungs­bogens lässt sich dieser Zeitraum auf sechs Monate erweitern.

Dennoch kommen die Behörden nicht hinterher, was laut Geblitzt.de-Geschäftsführer Jan Ginhold zu einer Ungleich­be­handlung führt: „Es kann doch nicht sein, dass der auf seinen Führer­schein angewiesene, selbst­ständige Famili­en­vater für einen Verkehrs­verstoß belangt wird und eine weniger vom Fahrverbot betroffene Person dagegen nicht.“

Hohe Einnah­me­ver­luste in Sachsen und Berlin

Die Landes­di­rektion Sachsen schätzt laut bild.de, dass dem Freistaat seit 2021 bereits rund 6,5 Millionen Euro Einnahmen aus möglichen Bußgeld­ver­fahren entgangen sind. Von 224.670 Fällen verjährten allein 2021 insgesamt 69.120 Vorwürfe.

Aber auch in Berlin sind der Ahndung von Verkehrs­ord­nungs­wid­rig­keiten perso­nelle und sachliche Grenzen gesetzt. Zwar stiegen laut Berliner Zeitung die Einnahmen aufgrund der Verschärfung der Sanktionen nach der Bußgeld­no­velle 2021. Gleich­zeitig sprang aber auch die Verjäh­rungs­quote von Tempo­über­schrei­tungen um 250 Prozent an.

Bußgeld-Verjährung auch in Bremen auf dem Vormarsch

In Berlin und Sachsen kommen daher nicht wenige Verkehrs­sünder ohne Strafe davon. Aber wie sieht es in der Hanse­stadt Bremen aus? Auf Nachfrage des Weser-Kuriers gibt das Innen­ressort des Senats eine beschwich­ti­gende Antwort: Die Verjäh­rungs­quote habe sich in den letzten Jahren unauf­fällig im normalen Bereich bei etwa 2 Prozent bewegt. Im Jahr 2022 seien von 303.526 Verstößen insgesamt 6.637 verjährt, was einer Quote von 2,19 Prozent entspreche. Letztes Jahr lag sie aber bereits bei 2,72 Prozent mit 296.841 Fällen, von denen 8.079 verjährten.

Nähert sich Bremen damit dem Trend in Sachsen und Berlin an? Die Gründe für den Bearbei­tungsstau sind in Bremen jeden­falls nicht anders. Auch hier soll laut Innen­be­hörde der Perso­nal­mangel zur steigenden Verjäh­rungs­quote beitragen: „Auch bei den Bremer Bußgeld­stellen gibt es immer mal wieder Mitar­bei­ter­fluk­tua­tionen und dementspre­chend vakante Stellen. Daher kann es auch vereinzelt vorkommen, dass Vorgänge nicht recht­zeitig bearbeitet werden können.“

Ob es sich tatsächlich um Einzel­fälle handelt, darf infrage gestellt werden. Der Weser-Kurier schätzt, dass die Blitzer-Einnahmen der Hanse­stadt 2022 rund 13,5 Millionen Euro betrugen. Das wären bei einer Verjäh­rungs­quote von etwa zwei Prozent immer noch Hundert­tau­sende ungeahnte Verkehrsverstöße.

Wohin fließt eigentlich das Geld aus Blitzer-Einnahmen?

In Deutschland werden jedes Jahr Millionen Tempo­ver­stöße erfasst. Von den rund 3,9 Millionen Ordnungs­wid­rig­keiten im Straßen­verkehr, die das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) im Jahr 2022 regis­trierte, entfielen knapp 2,5 Millionen auf Geschwindigkeitsüberschreitungen.

Ein Sprecher des ADAC gibt gegenüber bild.de Aufschluss darüber, wo dieses Geld hinfließt: Auch wenn es hier regionale Unter­schiede gebe, lande das Geld üblicher­weise im kommu­nalen oder regio­nalen Haushalt. Die Bußgelder sind aller­dings nicht zweck­ge­bunden und müssen nicht explizit für den Bau oder die Instand­haltung der Verkehrs­in­fra­struktur verwendet werden.

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Täglich erreicht das Geblitzt.de-Team eine Flut von Anfragen. 12 % der betreuten Fälle werden einge­stellt, bei weiteren 35 % besteht die Möglichkeit einer Strafreduzierung.

Quellen: weser-kurier.de, bild.de