Hanauerin wehrt sich gegen mutmaßlichen Betrug mit Parkgebühren, nun ermittelt die Polizei
Parkraumüberwachungs-Firmen werden immer dreister und schrecken anscheinend nicht einmal mehr vor Betrug zurück. Schon zweimal in diesem Jahr hatte Geblitzt.de über Autofahrer berichtet, die mit horrenden Forderungen solcher „Dienstleister“ konfrontiert wurden. Doch der jüngste Fall einer Autofahrerin aus Hanau setzt dem Ganzen die Krone auf: Auf einem Foto, das einen Parkverstoß beweisen sollte, wurde die Parkscheibe der Autofahrerin offenbar einfach wegretuschiert. Nun ermittelt die Polizei.
„Ich erinnere mich genau, dass ich die Parkscheibe eingelegt habe“
Es ist mitten im Herbst, als die Hanauerin Colette Pöhlmann gemeinsam mit ihrer Tochter ins etwa zwanzig Kilometer entfernte Nidderau fährt. Bevor es auf den Parkplatz des anvisierten Action-Marktes geht, ruft sie sich und ihrer Tochter noch die strengen Parkplatzregeln ins Gedächtnis:
„Ich erinnere mich genau, dass ich die Parkscheibe eingelegt habe. Es war halb fünf, ich habe meiner Tochter nämlich noch erklärt, dass es an diesem Parkplatz so wichtig ist, die nicht zu vergessen, weil man sonst Strafe zahlt“, erinnert sich die Autofahrerin.
Sie sei jetzt besonders vorsichtig, da sie auf demselben Parkplatz in der Pfarrgartenstraße 6 in Heldenbergen schon einmal ein ähnliches Problem hatte. Damals wurde sie von der Firma Parkwatcher 365 zur Kasse gebeten, weil sie angeblich ohne Parkscheibe geparkt hatte. Ihre Parkscheibe halte sie seitdem vor dem Parken immer auf dem Armaturenbrett bereit.
Parkraumüberwacher: Ist das noch Parkgebühr oder schon Abzocke?
PRS Parkraumservice, Parkdepot oder Parkvision und nun Parkwatcher 365: Was nach den lieblosen Brainstorming-Ergebnissen einer Marketing-Teamrunde klingt, sind die Namen verschiedener sogenannter Parkraumüberwachungs-Firmen. Diese „Dienstleister“ bieten privaten Grundstückseigentümern an, nicht gezahlte Parkgebühren von Einzelhandelskunden einzutreiben.
Dabei tritt immer wieder das windige Geschäftsmodell dieser Unternehmen zutage, die teils horrende Forderungen an Autofahrer stellen. In Monheim am Rhein beispielsweise sollten Kunden bis zu 1.500 Euro für Falschparken zahlen, nachdem auf einem Aldi-Parkplatz quasi über Nacht Überwachungskameras installiert und sehr strenge Regeln eingeführt worden waren, darunter eine Vertragsstrafe in Höhe von 25 Euro.
Böse Überraschung im Briefkasten
Die ersten unangenehmen Erfahrungen mit Parkwatcher 365 im Gedächtnis, stellt Pöhlmann dieses Mal die Parkscheibe ein und geht für eine halbe Stunde mit ihrer Tochter shoppen. Ende Oktober flattert ihr dennoch wieder einer der bösen Briefe ins Haus:
„Darin stand, ich hätte ohne Parkscheibe geparkt. Und das stimmt nicht.“ Sie legt umgehend schriftlich per E-Mail Widerspruch ein. „Das Freche war, der Brief war auf den 21. Oktober datiert und besagte, ich solle bis 31.10. bezahlen. Ich habe den Brief aber erst am 28. Oktober bekommen“, erklärt sie.
Beschuldigte entdeckt mutmaßlich manipuliertes Beweisfoto
Am 1. November erhält sie per E-Mail eine Antwort von Parkwatcher 365 mit angeblichen Beweisfotos ihres Autos, die den Verstoß belegen sollen. Das erste Bild zeigt laut merkur.de ihr Auto mit Kennzeichen, das zweite ein scheinbar leeres Armaturenbrett: „Man sieht auf dem Foto, dass dort, wo meine Parkscheibe und das Handykabel liegen, das auf dem anderen Foto sogar noch weiß zu sehen ist, beides ganz schlecht herausretuschiert wurde“, empört sich die Hanauerin.
Hanauerin wehrt sich
Pöhlmann holt sich anwaltliche Hilfe ein. Der Jurist versucht es zunächst per E-Mail, dann per Einschreiben mit Rückschein, das am 7. November zugestellt wird. Eine Antwort bleibt jedoch aus. Stattdessen erhält Pöhlmann am 9. und 21. November zwei Mahnungen. Das Unternehmen ist nur per E-Mail erreichbar, eine Telefonnummer gibt es nicht. Auch Anfragen des Münchner Merkur bleiben ohne Reaktion.
Nun ermittelt die Polizei
Erst nachdem Colette Pöhlmann Anzeige wegen Betrugs bei der Polizei erstattet, kommt Bewegung in die Sache: Noch am selben Tag der Kontaktaufnahme mit den Ordnungshütern landet ein undatierter Brief von Parkwatcher 365 im Briefkasten der Autofahrerin.
„Die teilen mir darin mit, dass die Ansprüche gegen mich aufgehoben und meine Daten gelöscht werden“, erzählt sie. Doch damit will Colette Pöhlmann den „Verkehrsdienstleister“ nicht davonkommen lassen. „Wer weiß, wie viele die noch auf dem Gewissen haben.“
Bußgeldvorwürfe stets über Geblitzt.de prüfen lassen
Bei Geblitzt.de arbeitet die CODUKA GmbH eng mit großen Anwaltskanzleien zusammen und ermöglicht es Betroffenen, sich gegen Bußgelder, Punkte und Fahrverbote zu wehren.
Rechtsschutzversicherungen übernehmen die Kosten eines vollständigen Leistungsspektrums unserer Partnerkanzleien. Ohne eine vorhandene Rechtsschutzversicherung übernimmt die CODUKA GmbH als Prozessfinanzierer die Kosten der Prüfung der Bußgeldvorwürfe und auch die Selbstbeteiligung Ihrer Rechtsschutzversicherung.
Täglich erreicht das Geblitzt.de-Team eine Flut von Anfragen. 12 % der betreuten Fälle werden eingestellt, bei weiteren 35 % besteht die Möglichkeit einer Strafreduzierung.
Quelle: merkur.de