Betrunken gefahren? Ein Fall für die MPU
Wer sich im deutschen Straßenverkehr besonders drastische Verstöße leistet – wie Alkohol und Drogenmissbrauch am Steuer – oder zu oft in Flensburg gepunktet hat, muss nach dem Entzug des Führerscheins häufig zur Medizinisch-Psychologischen Untersuchung. Die umgangssprachlich gerne als Idiotentest betitelte Begutachtung der Fahreignung ist eine wichtige Maßnahme zur Unfallprävention und entscheidet zudem über die Neuerteilung der Fahrerlaubnis für den Betroffenen.
Wann kommt es zur Medizinisch-Psychologische Untersuchung?
Im Wesentlichen gibt es vier Gründe, die eine MPU erforderlich machen können:
- Fahren unter Alkoholeinfluss
- Fahren unter Drogeneinfluss
- Zu viele Punkte in Flensburg
- Körperliche und psychische Beeinträchtigungen
An der Spitze der Verkehrsvergehen für die Anordnung eines MPU-Tests liegt Alkohol am Steuer. Schon das Überschreiten der gesetzlichen Promillegrenze von 0,5 hat mindestens ein Bußgeld von 500 Euro, mehrere Punkte in Flensburg und ein Fahrverbot zur Folge. Wer sogar mit über 1,1 Promille erwischt wird, muss mit dem Entzug des Führerscheins rechnen. Ab 1,6 Promille schließlich ist der Gang zu MPU unerlässlich, was auch dann gilt, wenn Sie mit diesem Promillewert als Fahrradfahrer in eine Polizeikontrolle gekommen sind. Häufen sich das Fahren unter Alkoholeinfluss oder besteht der Verdacht des Alkoholismus steht es der Behörde frei, auch schon bei niedrigeren Promillewerten eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung zu verlangen – der Grenzwert ist zudem von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich festgesetzt.
Das Führen eines Fahrzeugs unter dem Einfluss von Drogen wird meist direkt mit Entzug der Fahrerlaubnis bestraft und der Führerschein gelangt nur durch ein positives Gutachten wieder in Besitz des Fahrers. Lediglich der einmalige Konsum von Cannabis kann eine Ausnahme bilden. Im Übrigen darf die Fahrerlaubnisbehörde eine Drogen-MPU auch anordnen, wenn sie Kenntnis davon erhält, dass ein Kraftfahrer außerhalb des Straßenverkehrs wegen Drogenmissbrauchs mit dem Gesetz in Konflikt gekommen ist.
Aber auch Geschwindigkeitsüberschreitungen, Rotlicht-, Abstands- und Mobiltelefon-Verstöße spielen hinsichtlich der Medizinisch-Psychologischen-Untersuchung eine Rolle: Wer acht Punkte in Flensburg gesammelt hat, muss seinen Führerschein bei der Behörde abgeben und erhält diesen in der Regel durch die erfolgreiche Teilnahme an einer MPU zurück. Genauso ist der Gesundheitszustand des jeweiligen Fahrers von Bedeutung für die Eignung im Straßenverkehr. Während zu den körperlichen Beeinträchtigungen ein eingeschränktes Hör- und Sehvermögen, fehlende Gliedmaßen, Gleichgewichtsstörungen, Herz- und Gefäßkrankheiten und Epilepsie zählen, fallen unter die psychischen Beeinträchtigungen Erkrankungen wie Depressionen oder fehlende emotionale Stabilität. Auch ein bereits aktenkundig gewordenes hohes Aggressionspotenzial kann die Kriterien für die Notwendigkeit einer MPU erfüllen.
"Werden Tatsachen bekannt, die Bedenken gegen die Eignung oder Befähigung des Bewerbers begründen, so kann die Fahrerlaubnisbehörde anordnen, dass der Antragsteller ein Gutachten oder Zeugnis eines Facharztes oder Amtsarztes, ein Gutachten einer amtlich anerkannten Begutachtungsstelle für Fahreignung oder eines amtlichen anerkannten Sachverständigen oder Prüfers für den Kraftfahrzeugverkehr innerhalb einer angemessenen Frist beibringt" (§ 2 Abs. 8 StVG).
MPU-Vorbereitung & Kosten
Wer sich einer Medizinisch-Psychologischen Untersuchung unterziehen muss, sollte darauf achten, nur legale Begutachtungsstellen aufzusuchen. Eine entsprechende Liste ist bei der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) einsehbar. Die MPU Kosten richten sich nach dem von der Behörde vorgegebenen Anlass der Begutachtung – für ein Drogenscreening beispielsweise ist eine Zusatzgebühr erforderlich. Generell muss man mit einer Gebühr von ca. 350 bis 750 Euro rechnen.
Der finanzielle Aufwand für einen Vorbereitungskurs ist damit aber noch nicht abgedeckt. Auch hier können – je nachdem, ob Sie ein individuelles Beratungsgespräch, Gruppenmaßnahmen oder ein verkehrstherapeutisches Einzelgespräch wahrnehmen – 100 bis 1000 Euro anfallen. Eine MPU-Vorbereitung ist keine Pflichtveranstaltung, wird aber dringend empfohlen, um schon im Vorfeld die Hintergründe für das eigene verkehrswidrige Verhalten zu erörtern und Verhaltensänderungen zu trainieren. Aber Vorsicht! Es gibt viele unseriöse Beratungsstellen. Ein Diplom-Psychologe mit verkehrspsychologischer Ausbildung sollte es schon sein.
Ablauf der Medizinisch-Psychologischen Untersuchung
Ein MPU Test kann zwischen zwei bis vier Stunden dauern und beinhaltet drei Bereiche:
- Die Testdiagnostik: Mittels eines standardisierten Reaktionstests am Computer wird die Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit des Teilnehmers überprüft. Unterdurchschnittliche Ergebnisse können durch positive Bewertungen eines praktischen Fahrtests kompensiert werden.
- Die ärztliche Untersuchung: Ein Verkehrsmediziner führt mit dem Fahrer ein Gespräch über Erkrankungen, die für die Fahreignung relevant sein können. Neben der körperlichen Untersuchung werden nachfolgend noch Blut- und Urinproben genommen, wenn die MPU wegen Alkohol- oder Drogenmissbrauch angeordnet wurde.
- Das psychologische Gespräch: Im umfangreichsten Teilbereich der MPU geht es um die Einsicht des Befragten in Bezug auf sein gezeigtes Fehlverhalten, ob er die Ursachen dafür erkannt hat und die richtigen Konsequenzen daraus zieht.
Das MPU-Gutachten wird dem Auftraggeber in der Regel binnen 14 Tagen zugesendet. Dieser hat dann die Möglichkeit, die Unterlagen an die Fahrerlaubnisbehörde weiterzuleiten, um das erforderliche positive Ergebnis im Rahmen der Beantragung eines neuen Führerscheins mitzuteilen. Fällt das MPU-Gutachten negativ aus, muss die Fahrerlaubnisbehörde nicht unterrichtet werden. Die Medizinisch-Psychologische Untersuchung kann beliebig oft wiederholt werden, wobei die Chancen für den Fahrer in Bezug auf die Glaubwürdigkeit seiner Fortschritte besser stehen, wenn er genug Zeit zwischen nicht bestandener MPU und einem erneuten Versuch verstreichen lässt.
Häufige Fragen
Wann ist die MPU verjährt?
Lässt der Betroffene sich im Straßenverkehr fünf Jahre nichts zu Schulden kommen, beginnt die Verjährungsfrist. Diese dauert 10 Jahre. Die Medizinisch- Psychologische Untersuchung kann also nach 15 Jahren verjähren.
Wo macht man eine MPU?
Die Betroffenen können selber entscheiden, wo sie die MPU machen. Es gibt in Deutschland zahlreiche amtlich anerkannte Begutachtungsstellen, an denen das möglich ist.
Was kostet eine MPU?
Seit dem 1. August 2018 kann jede Begutachtungsstelle die Preise frei festlegen. Der ADAC nennt Kosten von 350 bis 750 Euro. Zudem können weitere Kosten von 50 bis 350 Euro für Blut-, Urintests und Haaranalysen anfallen.