Ohne Einigung beim Klimaschutzgesetz seien autofreie Wochenenden denkbar
Kommt nun das autofreie Wochenende? Fast ein halbes Jahrhundert ist es her, dass die sozialliberale Bundesregierung infolge der Ölpreiskrise ein Sonntagsfahrverbot verhängte. Heute sind wieder Sozialdemokraten und Liberale an der Macht – und Bundesverkehrsminister Wissing (FDP) malt in einem Brandbrief an die Ampelfraktionen nun sogar ein Fahrverbot für das gesamte Wochenende an die Wand.
Energiespartipps vom Verkehrsminister?
Hat Wissing, ähnlich wie schon die Bundesregierung im Jahr 1973, Tipps zum Energiesparen parat? Der Bundesverkehrsminister zeichnet in einem Schreiben an die Vorsitzenden der Ampelfraktionen, das dem SPIEGEL vorliegt, jedenfalls ein düsteres Bild.
Werde die Reform des Klimaschutzgesetzes nicht rasch umgesetzt, bedeute dies massive Schäden für die Wirtschaft und hätte drastische Einsparungen zufolge. Um die im Gesetz vorgesehenen Klimaziele zu erreichen, könnten dann auch flächendeckende und unbefristete Fahrverbote für Pkw und Lkw an Samstagen und Sonntagen verhängt werden.
Auch Lieferketten und Tourismus betroffen
Solche Einschränkungen würden jedoch nicht nur die individuelle Mobilität von Privatpersonen einschränken. Auch der Tourismus und die internationalen Lieferketten wären laut Wissing betroffen. Zudem würde die Regierung in Erklärungsnot geraten: „Es wäre den Menschen kaum zu vermitteln, dass sie ihr Auto nur noch an fünf Wochentagen nutzen dürfen, obwohl wir die Klimaschutzziele in der Gesamtbetrachtung erreichen.“
Grüne und Greenpeace empört
Die grüne Fraktionsvorsitzende Julia Verlinden wies Wissings Prognose empört zurück, obwohl die damit verbundene Reduzierung des Verkehrs eines der wichtigsten politischen Ziele der Grünen ist: „Diese Behauptung ist schlichtweg falsch“, sagte sie der dpa und kommentierte, ein Minister sollte bei den Menschen keine Ängste schüren. Laut SPIEGEL-Informationen sind die Verhandlungen zur Reform des Klimaschutzgesetzes zwischen den Ampelfraktionen derzeit in vollem Gange.
Auch die Umweltorganisation Greenpeace zweifelt an der Aufrichtigkeit des Verkehrsministers: „Zwei Jahre hat Wissing damit vergeudet, jede Klimaschutzmaßnahme im Straßenverkehr zu blockieren – jetzt malt er Horrorszenarien an die Wand, um auch in Zukunft nichts tun zu müssen“, erklärte die Greenpeace-Mobilitätsexpertin Clara Thompson.
Gericht verurteilte Ampel zu mehr Klimaschutz
Im November letzten Jahres verurteilte das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg die Klimaschutzpolitik der Ampel als rechtswidrig, weil unzureichend. Dem Urteil lagen Klagen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) sowie des Umweltverbands BUND zugrunde. Seitdem diskutieren die Fraktionen über eine erneute Anpassung des Gesetzes.
Dabei hatte die Bundesregierung erst im Sommer zuvor mit einer Neufassung des Klimaschutzgesetzes ihre ehrgeizigen Ziele zur CO2-Reduktion bekräftigt. Die Novelle beinhaltete auch, dass bei Verfehlen einzelner Klimaziele mit Sofortprogrammen entgegengesteuert werden muss. Wissing befürchtet wohl, dass eine solche Sofortmaßnahme auch aus Fahrverboten bestehen könnte.
„Ich habe den Bürgern die Wahrheit gesagt!“
Grund genug für den liberalen Verkehrsminister im Deutschlandfunk-Interview sein Worst-Case-Szenario zu verteidigen: „Ich habe den Bürgern die Wahrheit gesagt! 22 Millionen Tonnen Einsparung erreicht man nicht mit einem Tempolimit oder sonstigen Maßnahmen, so große Mengen kann man nur mit dem Verzicht auf das Auto und den Lkw einsparen.“
Wissing bleibt bei seiner klaren Ansage. In den Fraktionen stößt er damit auf wenig Gegenliebe, auch wenn die Grünen Fahrverbote eigentlich begrüßen müssten. Ob Wissing noch Verkehrsminister sein wird, wenn sein Worst-Case-Szenario eintritt, ist mehr als offen. Es bleibt jedenfalls zu hoffen, dass es dann nicht heißt: „Andi Scheuer, übernehmen Sie!“
Bußgeldvorwürfe stets über Geblitzt.de prüfen lassen
Bei Geblitzt.de arbeitet die CODUKA GmbH eng mit großen Anwaltskanzleien zusammen und ermöglicht es Betroffenen, sich gegen Bußgelder, Punkte und Fahrverbote zu wehren.
Rechtsschutzversicherungen übernehmen die Kosten eines vollständigen Leistungsspektrums unserer Partnerkanzleien. Ohne eine vorhandene Rechtsschutzversicherung übernimmt die CODUKA GmbH als Prozessfinanzierer die Kosten der Prüfung der Bußgeldvorwürfe und auch die Selbstbeteiligung Ihrer Rechtsschutzversicherung.
Täglich erreicht das Geblitzt.de-Team eine Flut von Anfragen. 12 % der betreuten Fälle werden eingestellt, bei weiteren 35 % besteht die Möglichkeit einer Strafreduzierung.
Quellen: spiegel.de, welt.de, tagesschau.de