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Hanauerin wehrt sich gegen mutmaß­lichen Betrug mit Parkge­bühren, nun ermittelt die Polizei

Parkraumüberwachungs-Firmen werden immer dreister und schrecken anscheinend nicht einmal mehr vor Betrug zurück. Schon zweimal in diesem Jahr hatte Geblitzt.de über Autofahrer berichtet, die mit horrenden Forde­rungen solcher „Dienst­leister“ konfron­tiert wurden. Doch der jüngste Fall einer Autofah­rerin aus Hanau setzt dem Ganzen die Krone auf: Auf einem Foto, das einen Parkverstoß beweisen sollte, wurde die Parkscheibe der Autofah­rerin offenbar einfach wegre­tu­schiert. Nun ermittelt die Polizei.

Manipuliertes Beweisfoto? Supermarkt-Kundin erstattet Anzeige gegen Parkplatzüberwacher
Aleksan­drkozak / shutterstock.com

„Ich erinnere mich genau, dass ich die Parkscheibe eingelegt habe“

Es ist mitten im Herbst, als die Hanauerin Colette Pöhlmann gemeinsam mit ihrer Tochter ins etwa zwanzig Kilometer entfernte Nidderau fährt. Bevor es auf den Parkplatz des anvisierten Action-Marktes geht, ruft sie sich und ihrer Tochter noch die strengen Parkplatz­regeln ins Gedächtnis:

„Ich erinnere mich genau, dass ich die Parkscheibe eingelegt habe. Es war halb fünf, ich habe meiner Tochter nämlich noch erklärt, dass es an diesem Parkplatz so wichtig ist, die nicht zu vergessen, weil man sonst Strafe zahlt“, erinnert sich die Autofahrerin.

Sie sei jetzt besonders vorsichtig, da sie auf demselben Parkplatz in der Pfarr­gar­ten­straße 6 in Helden­bergen schon einmal ein ähnliches Problem hatte. Damals wurde sie von der Firma Parkwatcher 365 zur Kasse gebeten, weil sie angeblich ohne Parkscheibe geparkt hatte. Ihre Parkscheibe halte sie seitdem vor dem Parken immer auf dem Armatu­ren­brett bereit.

Parkraum­über­wacher: Ist das noch Parkgebühr oder schon Abzocke?

PRS Parkraum­service, Parkdepot oder Parkvision und nun Parkwatcher 365: Was nach den lieblosen Brainstorming-Ergebnissen einer Marketing-Teamrunde klingt, sind die Namen verschie­dener sogenannter Parkraumüberwachungs-Firmen. Diese „Dienst­leister“ bieten privaten Grund­stücks­ei­gen­tümern an, nicht gezahlte Parkge­bühren von Einzel­han­dels­kunden einzutreiben.

Dabei tritt immer wieder das windige Geschäfts­modell dieser Unter­nehmen zutage, die teils horrende Forde­rungen an Autofahrer stellen. In Monheim am Rhein beispiels­weise sollten Kunden bis zu 1.500 Euro für Falsch­parken zahlen, nachdem auf einem Aldi-Parkplatz quasi über Nacht Überwa­chungs­ka­meras instal­liert und sehr strenge Regeln einge­führt worden waren, darunter eine Vertrags­strafe in Höhe von 25 Euro.

Böse Überra­schung im Briefkasten

Die ersten unange­nehmen Erfah­rungen mit Parkwatcher 365 im Gedächtnis, stellt Pöhlmann dieses Mal die Parkscheibe ein und geht für eine halbe Stunde mit ihrer Tochter shoppen. Ende Oktober flattert ihr dennoch wieder einer der bösen Briefe ins Haus:

„Darin stand, ich hätte ohne Parkscheibe geparkt. Und das stimmt nicht.“ Sie legt umgehend schriftlich per E-Mail Wider­spruch ein. „Das Freche war, der Brief war auf den 21. Oktober datiert und besagte, ich solle bis 31.10. bezahlen. Ich habe den Brief aber erst am 28. Oktober bekommen“, erklärt sie.

Beschul­digte entdeckt mutmaßlich manipu­liertes Beweisfoto

Am 1. November erhält sie per E-Mail eine Antwort von Parkwatcher 365 mit angeb­lichen Beweis­fotos ihres Autos, die den Verstoß belegen sollen. Das erste Bild zeigt laut merkur.de ihr Auto mit Kennzeichen, das zweite ein scheinbar leeres Armatu­ren­brett: „Man sieht auf dem Foto, dass dort, wo meine Parkscheibe und das Handy­kabel liegen, das auf dem anderen Foto sogar noch weiß zu sehen ist, beides ganz schlecht heraus­re­tu­schiert wurde“, empört sich die Hanauerin.

Hanauerin wehrt sich

Pöhlmann holt sich anwalt­liche Hilfe ein. Der Jurist versucht es zunächst per E-Mail, dann per Einschreiben mit Rückschein, das am 7. November zugestellt wird. Eine Antwort bleibt jedoch aus. Statt­dessen erhält Pöhlmann am 9. und 21. November zwei Mahnungen. Das Unter­nehmen ist nur per E-Mail erreichbar, eine Telefon­nummer gibt es nicht. Auch Anfragen des Münchner Merkur bleiben ohne Reaktion.

Nun ermittelt die Polizei

Erst nachdem Colette Pöhlmann Anzeige wegen Betrugs bei der Polizei erstattet, kommt Bewegung in die Sache: Noch am selben Tag der Kontakt­auf­nahme mit den Ordnungs­hütern landet ein undatierter Brief von Parkwatcher 365 im Brief­kasten der Autofahrerin.

„Die teilen mir darin mit, dass die Ansprüche gegen mich aufge­hoben und meine Daten gelöscht werden“, erzählt sie. Doch damit will Colette Pöhlmann den „Verkehrs­dienst­leister“ nicht davon­kommen lassen. „Wer weiß, wie viele die noch auf dem Gewissen haben.“

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Quelle: merkur.de