In Essenbach entscheidet eine KI, wer grünes, gelbes oder rotes Licht bekommt
„Ampel der Zukunft“? In der niederbayerischen Gemeinde Essenbach hat in dieser Woche die Testphase für eine neue Lichtzeichenanlage begonnen. Sie ist mit zahlreichen Sensoren und Kameras ausgestattet und wird per KI-Technologie gesteuert. Der Freistaat investiert nach eigenen Angaben rund 100.000 Euro in das Projekt, das den Verkehr schneller und flüssiger machen soll.
Verkehrsminister stellt „Ampel der Zukunft“ vor
Erst in dieser Woche hat der Bayerische Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr, Christian Bernreiter (CSU), die intelligente Signalanlage in Essenbach vorgestellt. Zu den wichtigsten Features bei der smarten Freigabe des Verkehrs gehören eine Abbiege-Assistenz, Vorfahrt für Einsatzfahrzeuge sowie automatische Grünphasen mittels Kameraerfassung.
Einsatzfahrzeuge können Grünphasen anfordern
Fahrzeuge der Polizei, Krankenwagen oder Löschfahrzeuge in Essenbach sollen mithilfe der Technik sofortige Grünphasen anfordern können. Dadurch soll die Fahrzeit zum Einsatzort effektiv verkürzt werden. In der Pressemitteilung des Staatsministeriums wird diese Funktion „Blaulichtpriorisierung“ genannt.
Mehr Sicherheit auch für Radfahrer
Auch Fahrradfahrern verspricht die intelligente Ampel Verbesserungen. Gerade beim Abbiegen kommt es immer wieder zu verheerenden Unfällen, wenn man von motorisierten Verkehrsteilnehmern übersehen wird. Ein Kollisionswarner, der KI- und kameragestützt arbeitet, soll hier Abhilfe schaffen. Ein gelbes Blinklicht am Mast der Ampel warnt vor der Gefahr eines Zusammenstoßes.
Außerdem verfügt die Säule zusätzlich über einen Sensor, der die Geschwindigkeit eines sich annähernden Radfahrers ermitteln kann. Das System ist dann in der Lage, eine Empfehlung zur Drosselung oder Erhöhung des Tempos zu geben, um die Straße noch bei Grün überqueren zu können. Dies geschieht mithilfe eines Radardetektors.
Bayernweiter Einsatz?
Ziel des Pilotprojektes ist es nach Angaben des Bayerischen Staatsministeriums, Erkenntnisse zu gewinnen, inwieweit die smarte Technik auch im gesamten Bundesland verwendet werden könnte. Auch der effektive Einsatz an Unfallschwerpunkten ist im Gespräch. Insgesamt sechs Ampeltechnologien werden hierzu erprobt.
In der nordrhein-westfälischen Stadt Hamm wurden die KI-Ampeln bereits vergangenes Jahr getestet. Das Fazit fiel insbesondere für Fußgänger und Radfahrer positiv aus: Laut einem Sprecher der Stadt soll die smarte Lichtzeichenanlage den Verkehr besser und komfortabler abgewickelt haben. Es sei bereits geplant, die Testphase zu verlängern und neue Geräte einzusetzen.
Freistaat räumt Datenschutzbedenken aus
Dabei soll laut Angaben des Ministeriums der Datenschutz zu jedem Zeitpunkt gewährleistet sein. Die intelligente Lichtsignalanlage hätte keine Erfassung oder Speicherung von Personen oder Kfz-Kennzeichen zur Folge.
Die datenschutzrechtlich relevante Speicherung personenbezogener Daten ist häufig der Knackpunkt neuer Verkehrstechnologien. So scheiterte etwa die Ausweitung von Pilotprojekten wie Section Control oder von Monocam-Systemen in Deutschland gerade an der Speicherung solcher Daten beziehungsweise an der fehlenden Rechtsgrundlage dafür.
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Quelle: br.de, stmb.bayern.de