Verkehrssünder sollen künftig keinen Schnappschuss mehr erhalten
Nirgendwo in Europa gibt es so viele Blitzer wie in Italien. Rund 11.000 Radargeräte überwachen dort tagtäglich den Verkehr und nehmen Schnappschüsse von Rasern auf. Diese werden aber künftig nicht mehr zusammen mit den Bußgeldbescheiden verschickt. Die offizielle Begründung: Datenschutz. Die inoffizielle: Angst vor unabsichtlichen Enthüllungen und Liebes-Skandalen.
Verkehrsminister Salvini ändert Blitzer-Regeln per Dekret
Die Änderung geht auf einen Erlass des italienischen Verkehrsministeriums unter Federführung von Minister Matteo Salvini zurück. Demnach werden Auto- und Motorradfahrer, die zu schnell gefahren sind, nur noch den Bußgeldbescheid nach Hause geschickt bekommen.
Für die Dauer des Bußgeldverfahrens werden die Blitzer-Fotos zwar weiterhin bei den Verkehrsbehörden gespeichert, eine Herausgabe soll aber nur noch auf Antrag und Widerspruch des Betroffenen erfolgen. In diesem Fall ist der neuen Regelung zufolge jedoch eine geeignete Unkenntlichmachung von Dritten und Kennzeichen anderer Fahrzeuge durch die Behörden sicherzustellen. Die neue Regelung gilt auch für Besucher Italiens aus dem Ausland.
„Fleximan“ Salvini und der „Wilde Westen“
Verkehrs- und Mobilitätsminister Salvini hatte sich in der Vergangenheit wiederholt kritisch über Radarfallen zu Wort gemeldet. Für ihn handele es sich um „Wild-West-Fallen“, die nicht dazu missbraucht werden dürften, um „Bargeld zu machen“. Laut dem Rechtspopulisten müsse der „Anarchie der Blitzer“ ein Ende gesetzt werden. Diverse italienische Blätter berichten mit einem Augenzwinkern, der Vizeregierungschef selbst habe sich in eine Art „Fleximan“ verwandelt.
Auch in Italien wird ein beachtlicher Teil der städtischen Einnahmen durch Radargeräte erzielt. Die Verbraucherschutzorganisation Codacons hat anhand von Zahlen des Innenministeriums ermittelt, dass die 20 größten Städte des Landes im Jahr 2022 mehr als 75 Millionen Euro durch Blitzer eingenommen haben. In dem Mittelmeerstaat sind derzeit rund 11.000 solcher Geräte in Betrieb. In Deutschland sind es etwa 5.000.
Unangenehme Schnappschüsse
Der neue Erlass hat aber nicht nur die persönliche Freiheit und den Geldbeutel der italienischen Bürger im Blick. Vorgeblich gehe es auch darum, die Enthüllung schlüpfriger Geheimnisse durch Blitzer-Fotos zu verhindern.
So soll es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Skandalen gekommen sein, wenn Betroffene durch die versendeten Aufnahmen in unangenehme Situationen gebracht wurden. Das kann etwa der Fall sein, wenn eine Radarfalle zweckentfremdet zum Paparazzo mutiert und Mitfahrer(innen) aufnimmt, von denen niemand etwas wissen sollte.
Verschärfte Regeln
Der aktuelle Erlass des Verkehrsministeriums beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Verhütung von Liebes-Skandalen oder den Schutz der Privatsphäre. Minister Salvini verschärft auch die Regeln zur Aufstellung von Blitzern. Sie dürfen ab sofort nicht näher als einen Kilometer an bewohnte Gebiete heranrücken. Außerdem müssen Bußgelder für Verstöße auf demselben Streckenabschnitt innerhalb eines kurzen Zeitraums künftig nur einmal gezahlt werden.
Wie ist die Lage in „Germania“?
In Deutschland gibt es keine Verpflichtung der Behörden, dem Bußgeldbescheid ein Foto als Beweis der Identität des Fahrers beizufügen. Es reicht ein Verweis darauf, dass es in der entsprechenden Ermittlungsakte bei der Bußgeldbehörde hinterlegt ist. Dennoch ist in der Regel im Briefumschlag der Bußgeldstelle auch das Blitzer-Foto enthalten, da es zu den wichtigsten Beweismitteln in einem Bußgeldverfahren gehört. Es kann bei schlechter Aufnahmequalität auch zur Anfechtung von Bußgeldvorwürfen nützlich sein.
Bußgeldvorwürfe stets über Geblitzt.de prüfen lassen
Bei Geblitzt.de arbeitet die CODUKA GmbH eng mit großen Anwaltskanzleien zusammen und ermöglicht es Betroffenen, sich gegen Bußgelder, Punkte und Fahrverbote zu wehren.
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Quellen: tagesschau.de, merkur.de, tgcom24.mediaset.it