Welche Schilder müssen Autofahrer beachten, um Brücken sicher und ohne Bußgeld zu passieren?
„Wer eine Brücke überqueren will, muss die Seite wechseln“, soll der indische Pazifist Gandhi gesagt haben. Leider wird das in Deutschland immer schwieriger. Insgesamt 60.000 kommunale Brücken sollen sich in einem desolaten Zustand befinden. Um ihre Stabilität nicht zu gefährden, werden zunehmend Gewichts- und Geschwindigkeitsbegrenzungen für den Fahrzeugverkehr eingeführt, die an ein heute noch sichtbares Relikt des Kalten Krieges erinnern.
Tempo drosseln
An zahlreichen Brücken gelten mittlerweile spezielle Tempolimits. „Diese Regelungen sind keine bloßen Formalitäten; sie können im Ernstfall über Leben und Tod entscheiden“, warnt Tom Louven, Verkehrsrechtsexperte und Partneranwalt bei Geblitzt.de. Sie sind auch nicht willkürlich festgelegt, sondern oft aufgrund des baulichen Zustandes der Brücke notwendig, um übermäßige Schwingungen und Belastungen durch zu schnell fahrende Fahrzeuge zu vermeiden.
„Wer die erlaubte Höchstgeschwindigkeit überschreitet, muss mit den üblichen Bußgeldern für Geschwindigkeitsverstöße rechnen. So können beispielsweise außerhalb geschlossener Ortschaften bis zu 60 Euro fällig werden, wenn man bis zu 20 km/h zu schnell fährt. Ab 21 km/h gibt es zusätzlich einen Punkt in Flensburg, und bei wiederholten Verstößen ab 26 km/h droht sogar ein Fahrverbot“, erklärt der Jurist. Für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen, Anhänger und Busse gelten strengere Strafen.
Maximalgewicht beachten
Um gefährdete Brücken nicht weiter zu belasten, wurden vielerorts ebenfalls Gewichtsbeschränkungen ausgesprochen. Durchfahrtverbot-Schilder, die beispielsweise 5,5 Tonnen angeben, verhindern das Überqueren schwererer Kfz. Bei Missachtung droht ein Bußgeld von 100 Euro.
Wenn die Schilder lediglich ein Lkw-Symbol ohne Gewichtsnennung aufweisen, bedeutet dies, dass sie für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen gelten. Dies betrifft häufig auch Transporter und Wohnmobile, während Pkw und Omnibusse davon ausgenommen sind. Existiert zusätzlich eine abweichende Gewichtsbeschränkung unter dem Schild, ist diese bindend.
„Wer diese Vorgaben ignoriert, gefährdet nicht nur sich selbst mit einem Bußgeld, sondern kann auch schwerwiegende Schäden an der Brücke verursachen, die zu einem Einsturz führen können“, warnt Tom Louven. Wird ein Verbot missachtet, das mit Zusatzzeichen bezüglich der Gesamtmasse versehen ist, und sind Straßenabschnitte durch Schranken oder Baken gekennzeichnet, drohen sogar bis zu 500 Euro Bußgeld sowie ein zweimonatiges Fahrverbot.
NATO-Gewichtsklassen
In Westdeutschland sind an einigen Brücken immer noch militärische Verkehrsschilder zu finden. Diese dunkelgelben, runden Schilder stammen aus der Zeit der Blockkonfrontation und sollten der NATO im Falle einer Mobilmachung als Wegweiser dienen, welche Militärvehikel die Brücke gefahrlos überqueren können. „Für den zivilen Verkehr sind sie jedoch irrelevant“, weiß Anwalt Louven.
Die Zahlen auf den Schildern repräsentieren die erlaubten MLC-Gewichtsklassen (Military Load Class), in die Militärfahrzeuge eingeordnet werden. Oft verdeutlichen Pfeile, ob die Fahrzeuge die Brücke bei Gegenverkehr befahren dürfen (Doppelpfeil) oder nicht (Einzelpfeil).
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