Grund sei die mangelhafte Digitalisierung der Behörden
Mehr als 10.000 Raser in Sachsen kommen ungestraft davon – weil die Behörden überlastet sind. Personalmangel und das klassische Digitalisierungschaos führen dazu, dass Verjährungsfristen nicht eingehalten werden. Für die Polizei ist das frustrierend, für Verkehrssünder eine unerwartete „Weihnachtsüberraschung“. Kritiker warnen: Das gefährdet die Verkehrssicherheit und kostet den Freistaat Geld.
Über 10.000 Verstöße bleiben ohne Konsequenzen
Die zentrale Bußgeldstelle der Landesdirektion Sachsen in Chemnitz hat bis Ende Oktober insgesamt 10.242 Verfahren wegen Tempoverstößen einstellen müssen. Wie die Sprecherin der Landesdirektion Sachsen, Valerie Eckl, gegenüber bild.de mitteilte, sei die massenhafte Einstellung der Verfahren eine Folge der gestiegenen Fallzahlen:
„Die nicht rechtzeitige Bearbeitung von Verfahren in dem oben angegebenen Umfang 2024 ist im Wesentlichen auf ein im Vergleich zum Jahresdurchschnitt erhöhtes Fallaufkommen in den Sommermonaten zurückzuführen.“ Mit anderen Worten: Die sächsische Polizei habe zu viel geblitzt und die Fälle konnten nicht rechtzeitig bearbeitet werden.
Bearbeitungsstau spielt Rasern in die Karten
Die Strafverfolgungsbehörden im Freistaat befürchten nun ihrerseits, dass Raser die schleppende Bearbeitung einerseits und die Verjährungsfristen andererseits in ihr Handeln einkalkulieren. Dies wirke sich negativ auf die Verkehrssicherheit aus, so der Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Sachsen, sei aber auch frustrierend für die Polizisten, die dann „für die Tonne“ arbeiteten.
Über die Verfolgungsverjährung hatte Geblitzt.de in diesem Jahr bereits im Zusammenhang mit Nordrhein-Westfalen, Bremen, Sachsen und Berlin berichtet.
Landesdirektion Sachsen verpasst Fristen
Dass so viele Verkehrssünder ungestraft davonkommen, liegt laut den Behörden in Sachsen an der Verjährungsfrist: „Die Verfolgungsverjährung bei Verkehrsordnungswidrigkeiten beträgt in der Regel drei Monate. Diese Frist beginnt mit der Feststellung des Verstoßes“, so Sprecherin Eckl. „Um die Verjährung zu verhindern, muss innerhalb dieser Frist eine Maßnahme ergriffen werden, die die Verjährung unterbricht, meistens die Anhörung der betroffenen Person.“
Letztere wurde von der Landesdirektion aber nie in Angriff genommen. Ein laut bild.de hoher Verwaltungsbeamter aus Sachsen zeigt sich daher frustriert: „Wenn wir nicht in der Lage sind, einfachste Ordnungswidrigkeiten wie Blitzerfotos auszuwerten, dann spricht das nicht für die sächsische Verwaltung.“ Die Landesdirektion ist wie die Landespolizei dem Sächsischen Staatsministerium des Innern unterstellt.
Schleppende Digitalisierung lähmt Behörde
Dabei erhielt die Verkehrsbehörde erst im letzten Jahr personelle Verstärkung in Form von fünf zusätzlichen Stellen. Doch auch die nunmehr 27 Mitarbeiter scheinen nicht in der Lage zu sein, die Fälle abzuarbeiten. Laut Behördensprecherin Eckl liegt das daran, dass die Landesdirektion vollends mit der Digitalisierung der Verwaltungsstrukturen beschäftigt sei.
Rund 500.000 Euro an Bußgeldern entgangen
Insider schätzen, dass dem Freistaat durch die Einstellung der Verfahren in diesem Jahr Einnahmen von bis zu einer halben Million Euro verloren gegangen sein könnten. Zusätzliche Punkte im Fahreignungsregister oder Fahrverbote für besonders krasse Vergehen wurden erst gar nicht geprüft. Alles eine fiktiv, so die Kommunikationschefin der Landesdirektion, eine solche Berechnung sei überhaupt nicht möglich.
Derweil belaufen sich die Bußgeldeinnahmen im Freistaat bei 183.219 Verstößen bis Ende Oktober dieses Jahres auf 8,38 Millionen Euro. Das „Liegenlassen“ zehntausender weiterer Bußgelder verwundert jedenfalls auch den bereits zitierten Verwaltungsbeamten: „An allen Ecken fehlt das Geld – und Sachsen lässt es einfach auf der Straße liegen.“
Bußgeldvorwürfe stets über Geblitzt.de prüfen lassen
Bei Geblitzt.de arbeitet die CODUKA GmbH eng mit großen Anwaltskanzleien zusammen und ermöglicht es Betroffenen, sich gegen Bußgelder, Punkte und Fahrverbote zu wehren.
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Quelle: bild.de