Geschwindigkeitsmessgeräte in Deutschland laut Unfallforscher ineffektiv eingesetzt
Blitzer sollen insbesondere an Unfallschwerpunkten dazu führen, dass Raser aus dem Verkehr gezogen werden. Doch werden die Messgeräte auch an den richtigen Stellen positioniert oder ist auch Abzocke mit im Spiel? Im Gespräch mit t-online.de hat Siegfried Brockmann als Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV) vor dem Hintergrund einer aktuellen Untersuchung einiges zu kritisieren.
Stationäre Blitzer überwiegend deplatziert
Ortsfeste Anlagen, so Brockmann, „sollen nicht irgendwo stehen, sondern an einer konkreten Stelle aufs Tempo der Autofahrer einwirken. Etwa, wenn dort ein Kindergarten, ein Altenheim oder etwas Ähnliches steht – oder wenn dort viele Unfälle geschehen.“ Laut den Ergebnissen der Studie würde sich zeigen, dass die Verkehrsteilnehmer das Tempolimit in Gegenwart von stationären Blitzern auch überwiegend einhalten würden, sodass sich die Zahl der Unfälle reduziere.
Das Problem dabei: Gerade mal 40 Prozent der befragten Kommunen geben an, dass die Standorte der Radarfallen etwas mit dem Unfallgeschehen zu tun hätten. Nach der durchgeführten statistischen Erhebung gäbe es bei 75 Prozent der Blitzer gerade mal drei Unfälle in drei Jahren und bei 40 Prozent der Anlagen kämen gar keine Unfälle vor. Demnach ständen die meisten Messgeräte an den falschen Stellen.
Flächendruck durch mobile Blitzer
Mobile Blitzer hingegen hätten nicht die Aufgabe, Unfallschwerpunkte zu entschärfen, so Brockmann, sondern sollen Flächendruck erzeugen. Doch um Autofahrer von Geschwindigkeitsverstößen abzuhalten, müssten permanent zahlreiche Anlagen in Betrieb sein. Das wäre in jüngster Zeit durch die Messanhänger zumindest teilweise gegeben.
Aber auch hier sieht Brockmann Nachholbedarf: „Für Flächendruck spielt es zwar keine Rolle, wo die Anlage steht – ob an einer breiten, viel befahrenen Straße oder in einer ruhigen Parkstraße. Diese Beliebigkeit ist aber aus meiner Sicht nicht gut. Denn man will ja bei den Autofahrern auch Akzeptanz erzeugen. Durch das Messen an bestimmten Stellen entsteht Verdruss – aber keine Einsicht.“
Mehr Aufklärung für mehr Akzeptanz
Auf die Frage, wie man Autofahrer denn besser zur Einsicht bringen könnte, sagt Brockmann: „Man muss nachvollziehbare Standorte wählen. Jeder Autofahrer kennt hingegen die Situation: eine breite Ausfallstraße, kein Haus, keine Schule – nichts. Und genau hier wird manchmal gemessen. Das schadet der Akzeptanz.“
Darüber hinaus sollte eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit geleistet werden, um über die Gefahren von Geschwindigkeitsvergehen zu informieren. Und wenn man die Bußgelder für die Verkehrssicherheit zur Verfügung stellen würde, „hätten die Unbelehrbaren wenigstens noch ein gutes Werk getan und das Abzocke-Gerede wäre auch weg.“
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Quelle: t-online.de