Auswertung von Suchverläufen soll Abkehr der Deutschen vom Auto belegen
Haben Sie schon einmal von der „German Angst“ gehört? Damit ist ein nationaler Charakterzug gemeint, der eine gewisse Zögerlichkeit bei gesellschaftspolitischen Entwicklungen und eine ständige Furcht vor der Zukunft beschreibt. Hinsichtlich der Automobilindustrie sehen derzeit jedenfalls viele schwarz und manche behaupten sogar, die Liebe der Deutschen zum Auto sei ins Wanken geraten. Aber Deutschland und das Automobil, das gehört doch zusammen, oder?
„German Autoangst“
Die gegenwärtige Berichterstattung zur Automobilindustrie zeichnet ein eher düsteres Bild. Variationen von Schlagzeilen wie „Warum die deutsche Autoindustrie in der Krise ist“ oder „Krise im Autoland“ machen vermehrt die Runde im Nachrichtenkarussell. Rückrufe, Absatzeinbrüche, Streiks und Stellenstreichungen lassen die Autokonzerne straucheln.
Und manche gehen sogar so weit, von einem „Erkalten“ der Liebe der Deutschen zum Auto zu sprechen. Aber ist das wirklich so? Oder ist es nur ein Beziehungsstreit, von dem jeder weiß, dass man sich am Ende wieder verträgt, weil man einfach zusammengehört?
20 Milliarden Suchanfragen ausgewertet
Fragt man einen Autor auf wiwo.de, ist die Auto-Nachfrage stetig am Sinken. Das sollen zumindest die Analyseergebnisse der Firma Hase+Igel nahelegen, für die das Kaufinteresse der Verbraucher anhand von Suchverläufen ausgewertet wurde.
Das Big-Data-Unternehmen bietet Analysen über ein KI-gestütztes Tool an, die im Wesentlichen aus einer statistischen Auswertung von Google-Suchen und -Suchbegriffen bestehen. Für die Erhebung zur Autoliebe der Deutschen sollen rund 20 Milliarden dieser Anfragen unter die Lupe genommen worden sein.
Immer weniger Auto-Suchen im Netz
Die Analysten kommen anhand der Anfrage-Daten zu dem Ergebnis, dass das Interesse der Bundesbürger an Autos stetig abnehme und wagen die Prognose, dass sich das auch in den zukünftigen Zulassungszahlen niederschlagen werde.
Angeblich ist das Interesse bereits seit Anfang 2023 weniger geworden. Das könne man an der schieren Zahl der monatlichen Suchanfragen beobachten, die zu Beginn letzten Jahres noch zehn Millionen und ein Jahr später im Januar nur noch 7,5 Millionen betragen haben. Im August 2024 sollen es sogar nur noch 5,7 Millionen Anfragen gewesen sein.
Von erkalteter Liebe und schlechten Rahmenbedingungen
In den Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts zu den Neuzulassungen ist tatsächlich ein Negativtrend zu beobachten. Vergleicht man die Zahlen der neu angemeldeten Fahrzeuge vom August letzten Jahres mit denen von 2024, zeigt sich ein Einbruch von etwa 33 Prozent.
Aber sind diese Zahlen tatsächlich nur auf die Präferenzen der Verbraucher zurückzuführen? Oder sind es nicht vielmehr die Ehestreits der Regierungskoalition, endlose Haushaltsdebatten, und weggefallene Subventionen, die der Industrie sowie Autofahrern das Leben schwer machen?
Sorgen nicht auch hohe Kosten bei Führerschein, Reparatur, Versicherung sowie Infrastruktur-Zusammenbrüche und externe Schocks dafür, dass die Nachfrage gebremst wird?
Die Mehrheit will immer noch Auto fahren
So gesehen, ist es weniger die Liebe der Deutschen zum Auto, die erkaltet. Es ist vielmehr das Ertragen von schlechten Rahmenbedingungen, an das sich die Automobilindustrie sowie Autofahrer in Deutschland gewöhnt haben und das sich selbstverständlich auch in der Nachfrage niederschlägt.
Wirft man einen Blick auf andere Umfragen, stellt man fest, dass die individuelle Mobilität in Deutschland eben nicht an dem Willen der Autofahrer und angehender Führerschein-Aspiranten scheitert.
So ist laut der HUK-Mobilitätsstudie 2024 das Auto für 72 Prozent der Befragten nach wie vor das Verkehrsmittel Nummer eins. Junge Menschen träumen laut einer internationalen Studie des Automobilclub-Dachverbandes FIA mehrheitlich vom eigenen Pkw. Und mobile.de hat erst im Juli dieses Jahres festgestellt: Das Auto ist für die überwiegende Mehrheit der Deutschen (81 Prozent) immer noch ein Statussymbol.
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