Umwelt- und Verkehrsverbände sowie Polizei wollen Tempo 100 auf der Autobahn
Ist das die berühmte „German Angst“? Ein Zweckbündnis verschiedener Umwelt- und Verkehrsverbände sowie der Gewerkschaft der Polizei in Nordrhein-Westfalen (GdP NRW) hat sich für ein allgemeines Tempolimit in Deutschland ausgesprochen. Mit Tempo 100 auf Autobahnen, Tempo 80 außerorts und Tempo 30 innerorts sollen die Emissionen gesenkt und die Zahl der Verkehrsunfälle reduziert werden. Die GdP NRW bringt aber auch ein neues Argument ins Spiel: Die Angst vor der Reichweite.
Deutschland: Letzte Bastion der freien Fahrt?
Der „deutsche Sonderweg“ bezieht sich anscheinend auch auf Autobahnen. Immer wieder wird in den Medien Deutschland als das einzige Land ohne allgemeines Tempolimit genannt – abgesehen von der britischen Steueroase Isle of Man oder Ländern wie Afghanistan oder Nordkorea.
Dieser unfaire Schurkenstaaten-Vergleich ist aber eher eine Polemik. Dass Befürworter einer allgemeinen Höchstgeschwindigkeit für ihre Argumentation gerne in die Trickkiste greifen, zeigt auch ein aktueller Vorstoß verschiedener Umwelt- und Verkehrsverbände sowie der Polizei.
Neue Runde im Streit ums Tempolimit: Die Elektromobilität ist schuld
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), die GdP NRW, der ökologische Verkehrsclub VCD, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Verkehrsunfall-Opferhilfe Deutschland (VOD) und Changing Cities fordern aktuell - mal wieder - die sofortige Einführung eines flächendeckenden Tempolimits in Deutschland.
Die Argumente dafür sind so alt wie die Diskussion selbst: Weniger Verbrauch durch weniger Geschwindigkeit gleich mehr Klimaschutz und weniger Verkehrstote. Die Argumente dagegen auch: Strecken ohne Tempolimit in Deutschland werden immer rarer.
Während die Umwelt- und Verkehrsverbände vor allem mit Emissionen und der Verkehrssicherheit argumentieren, zieht die nordrhein-westfälische Polizeigewerkschaft nun das Elektroauto beziehungsweise die grassierende Reichweitenangst aus dem Hut.
Ihr Vorsitzender, Michael Mertens, erklärt: „Wer mehr Elektromobilität auf den Autobahnen ohne zusätzliche Sicherheitsrisiken will, muss dafür sorgen, dass der Verkehrsfluss stärker harmonisiert wird. Das geht nur durch ein Tempolimit. Elektrofahrzeuge lassen sich nicht ohne dramatische Verkürzung der Reichweite mit Geschwindigkeiten über 130 km/h bewegen. Dadurch verändert sich der Verkehrsfluss auf den Autobahnen und einzelne deutlich schnellere Fahrzeuge stellen ein immer größeres Unfallrisiko dar.“
Mythos Elektro-Schleicher
Mertens erweckt hier den Eindruck, zu langsame E-Fahrzeuge beziehungsweise deren nervöse Fahrer würden den Verkehrsfluss behindern – daher brauche es ein Tempolimit.
Bei Geschwindigkeiten von mehr als 140 km/h steigt der Verbrauch nach Angaben des ADAC jedoch sowohl bei Elektroautos als auch bei Verbrennern signifikant an. Ein Mittelklassewagen mit Verbrennungsmotor etwa verbrauche ab 160 km/h bis zu zwei Drittel mehr Kraftstoff. Vor allem der Luftwiderstand sorgt bei hohen Geschwindigkeiten für einen großen Spritdurst des Motors.
Auf focus.de bringt es ein Autor auf den Punkt: Der Verkehrsfluss auf Autobahnen werde nicht von schleichenden Elektro-Pkw bedroht, für die es zudem keine Belege gebe. Vielmehr seien Fahrzeuge, die ihre Geschwindigkeit nicht an die Verkehrsverhältnisse anpassen ein Risiko für die Verkehrssicherheit. Die Elektromobilität tauge nicht als Argument für ein Tempolimit.
In die E-Auto-Falle getappt
Wieso gerade die Gewerkschaft der Polizei im einwohnerstärksten Bundesland der Republik diese alte Verkehrsweisheit durcheinanderbringt, sagt vielleicht mehr über den Stand des E-Autos in Deutschland aus als über den Sinn eines Tempolimits.
Dass scheinbar auch Verkehrsexperten der Polizeigewerkschaft in diese E-Falle getappt sind und sich ungewöhnlicherweise mit Umweltverbänden zusammengetan haben, um ein Tempolimit zu fordern, verwundert. Daher gilt es, Vorwürfe von Staat, Behörden und Beamten (siehe Bußgeldbescheid) stets kritisch infrage zu stellen und zu überprüfen.
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Quelle: focus.de