Keine Ladestation ist weit und breit zu sehen. Die Folge: die Fahrt auf der Autobahn mit dem Elektroauto endet aufgrund von Strommangel verfrüht. Ein Problem, das viele E-Autofahrer kennen und auch dem Kanzler der Bundesrepublik Deutschland, Olaf Scholz, nicht entgangen ist. Auf der IAA Mobility verspricht er daher, dass es schon bald einen Ausbau der entsprechenden Infrastruktur geben wird. Doch so einfach ist es nicht.
Das Schnellladegesetz soll vorankommen
Bundeskanzler Olaf Scholz zeigt sich während der Eröffnung der IAA Mobility, einer der größten und international bedeutendsten Automobil-Fachmessen, begeistert von der Innovation der deutschen Automobilindustrie. Eigenlob darf natürlich auch nicht fehlen. In seiner Rede erklärt der SPD-Politiker: „Wir werden als erstes Land in Europa in den nächsten Wochen ein Gesetz auf den Weg bringen, mit dem die Betreiber fast aller Tankstellen dazu verpflichtet werden, Schnelllademöglichkeiten mit mindestens 150 Kilowatt für E-Autos bereitzustellen.“
Damit ist wohl das Schnellladegesetz (SchnellLG) gemeint, welches bereits in der Vergangenheit für heftige Diskussionen gesorgt hat. Das Gesetz schrieb vor, dass die Autobahn Tank & Rast GmbH & Co. KG für den Ausbau der Schnellladeinfrastruktur an Autobahnen verantwortlich sein soll. Hintergrund sind Verträge, die bereits Ende der 1990er geschlossen wurden.
Allerdings sahen andere Anbieter von Ladesäulen darin einen Verstoß gegen EU-Richtlinien und reichten Widerspruch beim Oberlandesgericht Düsseldorf ein. Nun liegt die Klage beim Gerichtshof der Europäischen Union. Deren Entscheidung steht noch aus. Um mehr über die kontroverse Entscheidung der Bundesregierung zu erfahren, lesen Sie hier weiter.
Mehr E-Autos bis 2030
Scholz hielt während seiner Eröffnungsrede auch am Ziel, bis 2030 15 Millionen E-Autos auf deutsche Straßen zu bringen, fest. Voraussetzung dafür seien jedoch günstigere Fahrzeugmodelle. Daher appelliert er vor allem an die Autohersteller, kostengünstigere Varianten anzubieten.
Einen besseren Zeitpunkt hätte er wohl nicht wählen können. Denn bis vor kurzem unterstütze die Bundesregierung den Erwerb eines Elektrofahrzeuges mit bis zu 4.500 Euro. Diese Förderung gibt es seit dem 1. September nur noch für private Käufer und nicht, wie zuvor, auch für gewerbliche. Dabei stellen sie zwei Drittel der Neuzulassungen dar. Der Betrag soll ab Januar kommenden Jahres auf maximal 3.000 Euro herabgesenkt werden.
Studie: 15 Millionen E-Autos bis 2030 ist unrealistisch
Nicht alle sehen das oben genannte Ziel als realistisch. Vor allem eine Studie des Center of Automotive Management (CAM), mit Sitz in Bergisch Gladbach, hinterfragt den jetzigen Kurs der regierenden Ampelkoalition. Dr. Stefan Bratzel, Direktor des CAM, fordert mehr staatliche Förderung für den Kauf von E-Autos.
Hinzu kommt, dass laut Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) im ersten Halbjahr 2023 lediglich 220.000 Batterie-Elektrofahrzeuge (BEV) neu zugelassen wurden. Bratzel’s Ansicht nach viel zu wenige. Um die 15 Millionen bis 2030 zu erreichen, bräuchte es mindestens 750.000 solcher Autos für dieses Jahr. Merkur.de weist in einem Beitrag darauf hin: „Realistisch gesehen sind jedoch nur 450.000 Neuzulassungen zu erwarten.“
Nicht genügend Leute wollen Elektroautos
Das zögerliche Kaufverhalten der Deutschen ist auch den Autoherstellern aufgefallen. Merkur.de berichtet über die Auswirkungen und erklärt: „Zum Produktionsstart am neuen Standort in Emden musste VW 300 der bisher 1.500 Leiharbeiter nach Hause schicken.“ Und Betriebsratschefin Daniela Cavallo sagte gegenüber der Braunschweiger Zeitung: „Wir sehen, dass die Elektro-Mobilität leider nicht so angenommen wird, wie wir uns das alle – die Politik inklusive – vorgestellt haben.“
Insbesondere die mangelhafte Reichweite, die viele Elektroautos nun mal noch haben, kombiniert mit einer lückenhaften Schnellladeinfrastruktur ist keine gute Voraussetzung, um die angestrebte Mobilitätswende zu erreichen. Im Schnitt liegt die Kilometer-Reichweite bei etwa 400 Km.
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Quellen: captial.de, merkur.de