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Noch zum Jahres­wechsel soll Canna­bis­konsum in Deutschland legali­siert werden. In der Zwischenzeit gilt weiterhin eine Null-Toleranz-Regel für kiffende Autofahrer. Die gängigsten Methoden, um zu beweisen, dass jemand gekifft hat, sind ein Schnell-Urintest oder eine Blutent­nahme. Ameri­ka­nische Wissen­schaftler hingegen plädieren für alter­native Nachweis­me­thoden. Um welche es sich handelt und was für diese Alter­na­tiv­me­thode sprechen würde, erfahren Sie hier.

Bekifft am Steuer: Sind „Feld-Nüchternheitstests“ besser als herkömmliche Bluttests? - Autoschlüssel neben Cannabis
Smarteless / shutterstock.com

Sind Drogen­tests aussa­ge­kräftig genug?

Wann man nach einem feucht­fröh­lichen Besuch in der Stamm-Kneipe wieder Auto fahren darf, ist leichter zu beant­worten, als nach dem Rauchen eines Joints. Das liegt wohl vor allem daran, dass das in Cannabis enthaltene THC für einen langen Zeitraum im Körper nachweisbar sein kann.

Durch die zurzeit noch geltende Null-Toleranz-Regel kommt es immer wieder zu drasti­schen Konse­quenzen für bekiffte Autofahrer. Und das, obwohl deren Konsum schon Tage, wenn nicht sogar mehrere Wochen zurück­liegt. Denn der Bußgeld­ka­talog sieht für berauschte Autofahrer ein sehr hohes Bußgeld bis zu 3.000 Euro, zwei Punkte in Flensburg und ein Fahrverbot vor. Gefährdet man unter Drogen­ein­fluss den Verkehr, kann das sogar zum Entzug der Fahrerlaubnis oder einer Freiheits­strafe führen.

Wird man im Zuge einer Verkehrs­kon­trolle aufge­fordert, einen Drogentest durch­zu­führen, wird in der Regel zuerst ein Urintest angeboten. Dieser ist jedoch freiwillig. Verweigert der Betroffene die Probe, kann aller­dings bei Verdacht auf Canna­bis­konsum oder auch andere Betäu­bungs­mittel eine Blutpro­ben­ent­nahme verpflichtend angeordnet werden. Beide Vorge­hens­weisen beweisen lediglich, ob THC noch im Körper vorhanden ist. Ob die Fahrzeug­führer ungeeignet sind, ein Kfz zu führen, hingegen nicht.

Was wäre eine bessere Lösung?

Aus den oben genannten Gründen verlangen einige Befür­worter der Cannabis-Legalisierung bessere Nachweis­me­thoden, um festzu­stellen, ob die Fahrtüch­tigkeit tatsächlich beein­trächtigt ist. Das Hanf-Magazin berichtet über eine solche Alter­native und fragt: „Braucht es wirklich immer den teuren Bluttest beim Arzt?“ Oder: „Reichen für die Sicherheit im Straßen­verkehr bei Verdacht auf Marihuana auch erst mal sogenannte ‚Feld-Nüchternheitstests‘ als Check von Reakti­onszeit und Koordi­nation durch die Polizei [aus]?“

Bei dieser Art von Nachweis­me­thode – auch als Torkeltest bekannt – handelt es sich um eine Reihe von Aufgaben, die Verdächtige durch­führen müssen, um ihre Nüchternheit zu beweisen. Unter anderem kann man zu folgenden Übungen aufge­fordert werden:

  • Nystagmus-Test: Der Polizist bittet die Person, einem bewegten Objekt, norma­ler­weise einem Stift oder einer Taschen­lampe, mit den Augen zu folgen
  • Gleich­ge­wichtstest: Der Betroffene soll eine gerade Linie vorwärts und in manchen Fällen auch rückwärts entlangzulaufen
  • Finger-zur-Nase-Test: Ein Klassiker, den viele wohl aus ameri­ka­ni­schen Filmen kennen. Der Verdächtige wird dazu aufge­fordert, mit geschlos­senen Augen den Zeige­finger zur Nase zu bewegen

Treten Probleme oder Schwie­rig­keiten beim Bewäl­tigen der Aufgaben auf, kann das zu der Annahme führen, dass die Person zuvor Gras geraucht hat.

Studie liefert überra­schende Ergebnisse

Für die Verwendung des Feld-Nüchternheitstests spreche eine ameri­ka­nische Studie. Dort haben sich Wissen­schaftler an der Univer­sität San Diego mit Cannabis hinterm Steuer ausein­an­der­ge­setzt. Für die Unter­su­chung wurden 184 Kiffer zwischen 21 und 55 Jahren heran­ge­zogen. Das Hanf-Magazin erklärt, wie das kuriose Experiment abgelaufen ist: „Zwei Drittel der Probanden [erhielten von den Forschern] Marihuana mit ordentlich THC drin, ein Drittel bekam zu Vergleichs­zwecken nur ein Placebo.“ Zum Schluss wurden Polizei­beamte gebeten, mithilfe eines Torkel­tests nachzu­weisen, ob die Teilnehmer bekifft sind.

Tatsächlich waren die Polizisten oftmals in der Lage, richtig zu entscheiden, wer high war und wer nicht: „Eine Stunde nach dem Konsum erkannten die Cops bei mehr als 80 Prozent der Leute mit Cannabis im System Beein­träch­ti­gungen und ließen gleich­zeitig immerhin rund 70 Prozent der Placebo-Probanden in Ruhe.“

Doch eine solche Methode kann natürlich nicht eigen­ständig eine konkrete Aussage über die Fahrtüch­tigkeit von Fahrzeug­führern herbei­führen. Andere Nachweis­me­thoden, so wie THC-Grenzwerte, könne das aber auch nicht. Dies sagt zumindest Professor Stefan Tönnes, Vorsit­zender der Grenz­wert­kom­mission: „Es [gibt] keine Möglichkeit, einen wirkungs-, gefahren- oder risiko­be­zo­genen THC-Blut/Serum-Konzentrations-Grenzwert mit vertret­barer wissen­schaft­licher Begründung festzulegen.“

Neue THC-Grenzwerte sollen bald kommen

Hierzu­lande werden solche Torkel­tests bereits hin und wieder von den Ordnungs­hütern freiwillig angeboten. Ob Deutschland jedoch künftig nur auf diese Methode des Nachweises für kiffende Autofahrer setzten wird, ist zurzeit noch ungewiss.

Was hingegen gewiss ist: Verkehrs­mi­nister Volker Wissing ließ im Zuge des Cannabis-Gesetzesentwurfs die THC-Grenzwerte von einer wissen­schaft­lichen Arbeits­gruppe überprüfen. Diese besteht aus Experten aus den Bereichen Medizin, Recht und Straßen­verkehr. Deren Resultate stehen jedoch noch aus.

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Quellen: lto.de, hanf-magazin.com