Nutzer auf Reddit berichtet von wundersamem Bußgeldbescheid aus Spanien
„Mein Auto beamt sich nach Spanien und wird geblitzt“, so der Hilferuf eines Reddit-Nutzers, der einen Bußgeldbescheid aus Spanien erhalten hatte. Ihm wird vorgeworfen, im November in Katalonien mit seinem eigenen Fahrzeug geblitzt worden zu sein – obwohl dieses nie das Land verlassen hat. Dass er dennoch ein Knöllchen erhalten hat und die spanischen Behörden sein deutsches Kennzeichen kennen, ist aber eigentlich keine Überraschung. Lesen Sie hier, warum.
Quer durch den Kontinent geblitzt
Es muss schon einer der effektivsten und reichweitenstärksten Blitzer der Welt gewesen sein, der das Fahrzeug des Reddit-Users abgelichtet haben soll. Denn das im Bußgeldbescheid aus Spanien genannte Fahrzeug befand sich zum angeblichen Zeitpunkt des Verstoßes im über zweitausend Kilometer entfernten Rheinland.
Wie der deutsche Autofahrer in seinem Beitrag erklärt, war er zum angegebenen Zeitpunkt tatsächlich in Spanien. Allerdings sei er dort mit einem Mietwagen und nicht mit seinem eigenen Fahrzeug unterwegs gewesen. Dieses sei die ganze Zeit in Deutschland geblieben, weshalb er sich nicht erklären könne, wie das Knöllchen auf sein Kennzeichen ausgestellt wurde.
Außerdem war der Fahrer nachweislich nicht einmal in der Nähe des im Bescheid genannten Tatorts. Am 9. November befand er sich in Zaragoza, während er zur gleichen Zeit im über 800 Kilometer entfernten Málaga 21 km/h zu schnell gefahren sein sollte.
Geradezu verstört wendet er sich an die Community: „Ist so euch etwas Merkwürdiges auch schon mal passiert? Warum weiß Spanien, was für eine Karre ich in Deutschland besitze?“
Warum deutsche Halterdaten so leicht abrufbar sind
Vor allem die zweite Frage bringt ein schon länger bestehendes Datenschutzproblem für deutsche Autofahrer im Ausland auf den Punkt. Denn für die Verkehrsbehörden in EU-Ländern ist es offenbar ein Leichtes, die Adressen von Verkehrssündern aus anderen EU-Mitgliedstaaten zu ermitteln.
Das bestätigt auch Karolina Wojtal vom Europäischen Verbraucherzentrum: „In Deutschland muss das Kraftfahrtbundesamt [KBA] die Adressdaten deutscher Autofahrerinnen und Autofahrer herausgeben.“
Grundlage für diese Praxis ist die EU-Richtlinie 2015/413. Sie regelt den grenzüberschreitenden Austausch von Informationen über Verkehrsverstöße, zu dem sich die EU-Länder verpflichtet haben. Diese Pflicht betrifft auch die Herausgabe von Halterdaten, auf die Behörden im Ausland über das sogenannte EUCARIS-System („European Car and Driving License Information System“) verschlüsselt zugreifen können.
Italien: Massenhaft Halterdaten illegal weitergegeben
Doch auch dieses System ist nicht vor Missbrauch gefeit. Erst 2023 hatte das KBA Italien den Zugriff zur Halterdatenbank verweigert. Zuvor war nämlich bekannt geworden, dass über eine Kontaktstelle in dem Land massenhaft Daten illegal an ein Londoner Inkasso-Büro weitergegeben wurden.
Diese Praxis entbehrt nach Ansicht des ADAC einer rechtlichen Grundlage. Nichtsdestotrotz ist Italien seit einigen Wochen wieder an den Austausch von Halter- und Fahrzeugdaten angeschlossen.
Nutzer berichten von vergleichbaren Fällen
In den Kommentaren berichten andere Nutzer von ähnlichen Vorkommnissen. Dabei handelte es sich offenbar meist um Verwechslungen von Buchstaben oder Zahlendreher auf dem Kennzeichen. Ein Nutzer berichtet sogar, dass jemand absichtlich seine persönlichen Daten im Anhörungsbogen angegeben habe, um ihm „eine reinzuwürgen".
Ein anderer User schlägt zudem vor, online zu überprüfen, ob das Knöllchen tatsächlich echt ist, oder ob es sich um eine Betrugsmasche handelt. Dies ist bei den spanischen Behörden über ein Online-Formular möglich.
Bußgeldvorwürfe aus dem In- und Ausland: Nicht einfach hinnehmen!
Wie die Vergangenheit gezeigt hat, sind die persönlichen Daten von Autofahrern auch bei Behörden nicht immer sicher. Aus diesem Grund und weil auch bei Mitarbeitern und Beamten Fehler passieren können, sollte ein Bußgeldbescheid – egal ob aus dem Ausland oder aus Deutschland – niemals einfach hingenommen und bezahlt werden.
Zudem zeigt der aufsehenerregende Fall aus Italien, dass seitens der Inkassounternehmen ein großes Interesse und eine gewisse Dreistigkeit besteht, nicht nur legal an die Daten der Autofahrer zu gelangen. Aber auch das ändert nichts an der Tatsache, dass die Zuständigkeit für die Eintreibung von Bußgeldern in Deutschland einzig und allein beim Bundesamt für Justiz liegt.
Bußgeldvorwürfe stets über Geblitzt.de prüfen lassen
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Quelle: reddit.com