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Klima-Aktivisten der sogenannten „Letzte Generation“ sorgen für Aufmerk­samkeit durch Straßen­blo­ckaden. Polizei und Politik fordern, dass die Führer­scheine der Teilnehmer entzogen werden. Doch das ist nicht so einfach. Wir klären auf.

Droht Klimaklebern ein Führerscheinentzug
Gabor Tinz / shutterstock.com

Vorge­hens­weise der Klimakleber sei gefährlich

Die Mitglieder der Gruppe „Letzte Generation“ sehen sich berufen, für eine bessere und saubere Zukunft zu kämpfen. Um die Aufmerk­samkeit der Politik zu gewinnen, stoppen sie besonders gern den Verkehr auf deutschen Autobahnen. Wegen der zahlreichen Straßen­blo­ckaden werden die Aktivisten als „Klimakleber“ bezeichnet. Denn sie kleben sich unter anderem an den Asphalt mitten auf der Fahrbahn fest. Sodass, Autofahrer nicht mehr weiter­fahren können.

Nicht nur das Festkleben wird von Gegnern, Politik und Polizei stark kriti­siert, sondern deren gesamte Vorge­hens­weise. Die Morgenpost berichtet: „Dazu fahren sie meist mit Leihwagen auf die Schnell­straße, bremsen ab und sperren die Autobahn mit dem Fahrzeug für andere Verkehrs­teil­nehmer, bevor sie sich festkleben“.

Noch wurde kein Führer­schein entzogen

Die Straßen­blo­ckaden durch die Letzte Generation führen seit 2022 oftmals zu gefähr­lichen Situa­tionen im Straßen­verkehr. Dennoch müssen weder Ersttäter noch Wieder­ho­lungs­täter in der Haupt­stadt einen Entzug des Führer­scheins befürchten. Zumindest noch nicht. So teilt die Berliner Justiz­ver­waltung mit, dass zwischen dem 1. Januar 2022 und 25. Mai 2023 keine gericht­liche Entziehung des Führer­scheins für Mitglieder ausge­sprochen wurde. Dabei beruft sich die Verwaltung auf § 69 des Straf­ge­setz­buches. Um mehr zu erfahren, lesen Sie hier weiter.

Denn die gänzliche Abnahme des Führer­scheins ist in Deutschland zurzeit nur begrenzt möglich und nicht so einfach durch­setzbar. Dafür müssen bestimmte Voraus­set­zungen vorhanden sein, die anscheinend nur zum Teil oder gar nicht vorhanden sind. Doch andere Strafen können durchaus verhängt werden und wurden es auch.

Entzug der Fahrerlaubnis möglich

Neben bereits verhängten Geldstrafen und Haftstrafen für einzelne Klima-Aktivisten, sei auch die Anordnung eines befris­teten Fahrverbots möglich. Auf RTL-Anfrage erklärt Rechts­anwalt Ernst Andreas Kolb, dass: „den Mitgliedern der Letzten Generation ein befris­tetes Fahrverbot für die Dauer von einem Monat bis zu sechs Monaten als Neben­strafe drohen können“. Dabei müssen die Straf­taten „nicht unmit­telbar mit dem Führen eines Kfz zusammenhängen“.

Genau das war bisher das Problem, um den Entzug eines Führer­scheins anzuordnen. Denn weder vor Ort noch im Nachhinein sei es der Polizei möglich gewesen, den Fahrer des Leihwagens auszu­machen. Für ein befris­tetes Fahrverbot soll, das keine Rolle spielen.

Andreas Kolb erläutert: „Dabei muss die Verhängung des Fahrverbots zur Einwirkung auf den/die Täter/in oder zur Vertei­digung der Rechts­ordnung erfor­derlich erscheinen. Mit dieser Argumen­tation könnte es durchaus möglich sein, dass Straf­ge­richte neben einer Geld- oder Freiheits­strafe diese zusätz­liche Form der Bestrafung gegenüber Klima­schützern anordnen“. Aller­dings könnte auch die zuständige Fahrerlaub­nis­be­hörde beispiels­weise eine Medizinisch-Psychologische Unter­su­chung (MPU) zu Überprüfung der Fahrei­gen­schaft der Teilnehmer anordnen. Damit wären für die Betrof­fenen hohe Kosten verbunden. Um mehr über die Medizinisch-Psychologische Unter­su­chung (MPU) zu erfahren, lesen Sie hier weiter.

Sollte das Ergebnis der MPU negativ ausfallen, kann ebenfalls die Fahrerlaubnis entzogen werden. Andreas Kolb fügt hinzu: „Dafür müssen aber gravie­rende Anhalts­punkte bestehen“.

Konkrete Gründe für eine Entziehung der Fahrerlaubnis sind laut des ADAC:

  • Alkohol
  • Drogen
  • Illegale Autorennen
  • Unfall­flucht, obwohl der Täter weiß, dass ein Mensch getötet oder erheblich verletzt wurde oder hoher Sachschaden entstanden ist
  • Wer den Straßen­verkehr gefährdet
  • Wieder­holtes aggres­sives Verhalten im Straßen­verkehr, Nötigung und Gefährdung von anderen Teilnehmern

Besonders der letzte Punkt könnte für Klimakleber Konse­quenzen haben. Denn sie werden oftmals wegen Nötigung und Sachbe­schä­digung verurteilt.

AfD kriti­siert Beamte

Zur Debatte um härtere Strafen für die Klimakleber äußert sich auch AfD-Fraktionschefin Kristin Brinker: „Ich kann nicht glauben, dass es der Polizei mit erken­nungs­dienst­lichen Mitteln nicht mögliche sein soll, die Fahrer des Autos zu ermitteln, die mitten auf der Autobahn abgestellt wurden, und sie mit Punkten im Flens­burger Fahreig­nungs­re­gister zu regis­trieren. Der Senat muss die Polizei anweisen, ihre Ermitt­lungen zu verstärken und entspre­chende Bußgeld­be­scheide zu verhängen“. Die Union fordert ebenso ein härteres Strafrechtsverfahren.

GdP will alle recht­lichen Mittel nutzen

Im Kampf gegen die Klima­ak­ti­visten fordert die Gewerk­schaft der Polizei (GdP) konse­quentes Vorgehen. Sie verlangen seit längerem bereits den Entzug des Führerscheins.

Benjamin Jendro, Sprecher der GdP sagt: „Es sollten alle recht­lichen Mittel ausge­schöpft werden, um den Aktionen dieser hierar­chi­schen organi­sierten krimi­nellen Verei­nigung, ein Ende zu setzen. Dazu gehört es auch, denen die Fahrerlaubnis zu entziehen, die mehrfach bewiesen haben, dass sie Menschen im Straßen­verkehr bewusst gefährden. Es wäre auch denkbar, ihnen schon mal vor Ort die Führer­scheine abzunehmen, dann wird es auch schwer, sich immer neu Mietwagen auszuleihen“.

Doch der Führer­schein­entzug vor Ort ist nur in geson­derten Fällen erlaubt. Dabei handelt es sich nämlich um eine vorläufige Maßnahme, die nur bei Gefahr in Verzug angeordnet werden kann.

Antwort der Letzten Generation

Die Aktivisten der Letzten Generation bleiben argumen­tieren, im Sinne der Gemein­schaft zu handeln. Dabei ist die Priorität, die CO₂-Emissionen drastisch zu senken. Auf die Forderung der Politik und Polizei nach härteren Strafen antwortet Sprecher Max Wallstein kurz und knapp: „Versuche, den Protest zu unter­binden, sind keine adäquate Antwort auf eine existen­tielle Heraus­for­derung, vor der wir alle stehen“.

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Quellen: adac.de, bz-berlin.de, morgenpost.de, rlt.de, t-online.de