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Seit 2018 blitzt es auf der B27 bei Walddorf­häslach wie in einer Diskothek. Denn hier stehen die wohl fiesesten Blitzer Deutsch­lands. Versteckt hinter Brücken­pfeilern, locken die Laser­mess­säulen täglich bis zu 1400 ahnungslose Autofahrer in die Falle. Die Folge: es regnet etliche Bußgeld­be­scheide. Kurios – selbst den Behörden war das zu viel.

Gut getarnt, fies und profitabel: Steht hier Deutschlands fleißigster Blitzer?
Maren Winter / shutterstock.com

Die profi­ta­belsten Mitar­beiter der Behörde

Als die Messan­lagen aufge­stellt wurden, lösten sie im rekord­ver­däch­tigen 3-Minuten-Takt aus. Inzwi­schen haben sie etwa 330.000 vermeint­liche Tempo­sünder auf dem Gewissen. Und das, zugunsten des Landkreises. Stolze 8 Millionen Euro haben die fiesesten Blitzer Deutsch­lands der Behörde an Einnahmen verschafft. Ein geblitzter Fahrzeug­führer bezeichnete sie auch als „Gelddruck­ma­schine“.

Eine Inves­tition, die sich bisher um das 22-fache ausge­zahlt hat. Die zwei Anlagen, die jeweils für eine Fahrt­richtung an einer der meist­be­fah­renen Bundes­straße stehen, kosteten nur 300.000 Euro. Pro Jahr kommen noch 10.000 Euro Wartungs­kosten dazu.

Da kommen die Beamten nicht mehr hinterher

Den enormen Erfolg der Blitzer kann man dem hinter­lis­tigen Standort zuschreiben. Diese sind nämlich jeweils hinter einem Brücken­pfeiler versteckt positio­niert, sodass man sie erst sieht, wenn es bereits zu spät ist.

Mit dem Volumen an daraus resul­tie­renden Bußgeld­be­scheiden hat wohl keiner gerechnet. Selbst die Beamten bei der zustän­digen Bußgeld­stelle kamen nicht mehr hinterher. Es wurden so viele Verfahren eröffnet, dass die Mitar­beiter am Wochenende an den Schreib­tisch mussten. Die Lösung: eine externe Firma wurde angeheuert, um den immer größer werdenden Papier­stapel abzuarbeiten.

Zahlreiche fehler­hafte Bußgeldbescheide 

Nachdem die Laser­mess­säulen in Betrieb genommen wurden, lag schon bald darauf das Amtsge­richt Reutlingen lahm. Die Bild erklärt in einem Beitrag, wieso: „Tausende Autofahrer gingen gegen ihre Bußgeld­be­scheide vor.“

Mit der hohen Frequenz, die der Blitzer zu Tag legt, ist auch die Fehler­quote sehr hoch. Dabei sind die Gründe, weshalb ein Bescheid fehlerhaft sein kann, vielfältig:

  • Zwei Autos werden im selben Messbe­reich erfasst
  • Es fehlt ein gültiger Eichschein
  • Der Fahrzeug­führer ist auf dem Blitzerfoto nicht eindeutig zu erkennen
  • Fristen werden nicht eingehalten

Wichtig zu wissen: Die zuständige Behörde hat bei Geschwin­dig­keits­ver­stößen 3 Monate Zeit, um einen Bußgeld­be­scheid zu erlassen. Danach ist das Bußgeld in der Regel verjährt. Weitere Infor­ma­tionen zur Verjäh­rungs­frist finden Sie hier.

Diese Strafen drohen

Auch die Liste der Strafen, mit denen Raser rechnen müssen, ist lang. Der Bußgeld­ka­talog sieht für Tempo­sünder außerorts teils sehr drastische Sanktionen vor:

Neuer Bußgeldkatalog 
Verstoß  Regelsatz  Punkt(e) Fahrverbot
Bis 10 km/h 20 € 
11 - 15 km/h 40 € 
16 -20 km/h 60 € 
21 - 25 km/h 100 €  1 Punkt 
26 - 30 km/h 150 €  1 Punkt  (1 Monat)* 
31 - 40 km/h 200 €  1 Punkt  (1 Monat)* 
41 - 50 km/h 320 €  2 Punkte  1 Monat 
51 - 60 km/h 480 €  2 Punkte  1 Monat 
61 - 70 km/h 600 €  2 Punkte  2 Monate 
über 70 km/h 700 €  2 Punkte  3 Monate 
Hinweis: * Sollte man zweimal innerhalb eines Jahres mit einer Geschwin­dig­keits­über­schreitung von 26 km/h oder schneller geblitzt werden, kann es ein Fahrverbot geben. 

Welchen Zweck soll der Blitzer überhaupt erfüllen?

Die Betrof­fenen wünschen sich vor allem eine angemessene Beschil­derung, die auf den verbor­genen Blitzer hinweist. Dies könnte dazu beitragen, dass die vorge­schriebene Höchst­ge­schwin­digkeit auf der Bundes­straße tatsächlich einge­halten wird und somit für mehr Sicherheit im Straßen­verkehr sorgen. Zurzeit werden bloß vermeint­liche Fahrer mit Bleifuß bestraft. Auf das Problem weist auch Tilo Neuner-Jehle, Fachanwalt für Verkehrs­recht, hin: „Der Blitzer ist in der Tat hinter­listig. Er ist nicht zu erkennen und es gibt auch kein Schild, das auf ihn hinweist.“ Weiter sagt er: „Aller­dings ist das Landratsamt dazu nicht verpflichtet.“

Mit dieser Antwort gab sich ein Reporter jedoch nicht zufrieden und fragte bei der Behörde direkt nach, ob sie kein entspre­chendes Schild aufstellen könnten. In einem Beitrag von Galileo berichtet er von der klipp und klaren Antwort, die er bekam: „Nö, das machen wir nicht.“

Gemeinsam mit einem Kamera-Team der Pro Sieben Sendung „Galileo“ hat Geblitzt.de den wohl fleißigsten Mitar­beiter des Landkreises Reutlingen bereits 2019 besucht. Und er rackert immer noch, Tag für Tag und rund um die Uhr. Den Film dazu gibt es in der Mediathek.

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Quellen: bild.de, galileo.tv