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Die Debatte um die neue Führer­schein­richt­linie der EU hat heftig Fahrt aufge­nommen. Die Vorschläge sind kontrovers und führen zu hitzigen Diskus­sionen. Insbe­sondere Fahran­fänger in der Probezeit sollten sich auf eine deutliche Verschärfung der gültigen Regeln einstellen. Im Gespräch sind beispiels­weise Nacht­fahr­verbote und Beschrän­kungen auf bestimmte Fahrzeug­mo­delle. Die Hinter­gründe, wer dagegen und dafür ist, erfahren Sie hier.

Streit um neue Führerscheinrichtlinien: FDP wirft vor, „Grüne wollen Tempolimit durch die Hintertür“
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Die neuen Führerscheinrichtlinien

Bereits seit März 2023 liegt der Entwurf zur vierten Führer­schein­richt­linie der EU-Kommission vor. Dieser wird jetzt im Verkehrs­aus­schuss des Europäi­schen Parla­ments beraten. Eine Entscheidung im EU-Parlament ist noch nicht getroffen. Sollte aller­dings der Führerscheinrichtlinien-Entwurf verab­schiedet werden, wären die neuen Vorschriften für alle Autofahrer in den Mitglieds­ländern Pflicht.

Hinter­grund der Novel­lierung ist vor allem der sogenannten Vision Zero einen Schritt näher­zu­kommen. Hierbei handelt es sich um das Ziel, bis 2050 die Anzahl der Todes­opfer im Straßen­verkehr möglichst zu senken. Die EU-Kommission betont auf ihrer Website dazu: „Die Kommission wird die derzeitige Führer­schein­richt­linie, die 2006 angenommen wurde, überar­beiten, um die Straßen­ver­kehrs­si­cherheit zu verbessern und die Freizü­gigkeit zu erleichtern.“

Änderungs­vor­schlag von den Grünen

Die Vorsit­zende des entspre­chenden Ausschusses und Bericht­erstat­terin ist die franzö­sische Grünen-Politikerin Karima Delli. Mit ihren kontro­versen Änderungen hat sie für mächtig Aufmerk­samkeit gesorgt. Am 18. September teilte die EU-Abgeordnete auf X (ehemals Twitter) mit, dass der Berichts­entwurf zur „Rettung weiterer Leben“ beitragen soll.

Doch was genau hat Delli nun vorge­schlagen? Sie fordert unter anderem, dass Fahran­fänger künftig nur noch maximal 90 km/h fahren dürfen. Eine Geschwin­digkeit, die es den Fahrern beinahe unmöglich machen würde, auf der Autobahn zu überholen. Zudem will sie, dass man nach Abschluss der Probezeit – die in Deutschland zwei Jahre beträgt – erneut eine Fahrprüfung absol­vieren muss. Die erste über 100 Euro teure praktische Prüfung sei ihrer Ansicht nach nicht ausreichend.

Kritik kommt von der FDP

Jan-Christoph Oetjen (FDP), Vizevor­sit­zender des Verkehrs­aus­schusses des EU-Parlaments, kriti­siert gegenüber der Bild das Vorhaben der Grünen-Politikerin: „Die Grünen im Europa­par­lament wollen ein Tempo­limit durch die Hintertür.“ Weiter erklärt er: „Unter dem Deckmantel der Verkehrs­si­cherheit schießen die Grünen mit den Vorschlägen zur Führer­schein­richt­linie weit über das Ziel hinaus.“

Auch aus Öster­reich kommt Kritik. In einem Bericht des SWR3 äußert sich der Verkehrs­sprecher Andreas Otten­schläger aus der öster­rei­chi­schen Volks­partei (ÖVP): „Klar ist, dass es sich hierbei um den Vorschlag einer einzelnen Abgeord­neten handelt, der für uns als Volks­partei nicht nur indis­ku­tabel ist, sondern einem Anschlag auf die Mobilität der Menschen gleichkommt.“

Führer­schein­hammer und Nachtfahrverbote

Neben der strengen Geschwin­dig­keits­be­grenzung für Fahran­fänger schlägt Karima Delli weitere Änderungen vor:

  • Ein Nacht­fahr­verbot für Neulinge im Straßen­verkehr. Im Entwurf heißt es konkret: „Die Mitglied­staaten können besondere Vorschriften für Fahran­fänger festlegen, um das Fahren in der Nacht, und zwar von Mitter­nacht bis 6 Uhr, zu beschränken.“ Und: „In diesem Fall legen die Mitglied­staaten Sanktionen […] bezüglich der Beschränkung […] fest und treffen alle erfor­der­lichen Maßnahmen, um deren Durch­setzung sicherzustellen.“
  • Eine neue Gewichts­grenze für die PKW-Führerscheine der Klasse B. Liegt die Grenze in Deutschland zurzeit noch bei 3500 Kilogramm, würde sie dementspre­chend auf 1800 Kilogramm herab­ge­senkt werden. Damit könnte auch eine Höchst­ge­schwin­digkeit von 110 km/h verbunden sein

Würde der Führer­schein­hammer in Kraft treten, dürften Inhaber der Fahrerlaubnis Klasse B keine SUVs mehr fahren. Aber nicht nur die besonders schwer­wie­genden Städte­panzer wären betroffen. Die Elektro­mo­bi­lität könnte auch darunter leiden. Einige E-Autos wiegen nämlich aufgrund der schweren Batterie mehrere Tonnen. Ob es eine Ausnahme für mit alter­na­tiven Treib­stoffen betriebene Fahrzeuge geben wird, ist zurzeit jedoch noch offen.

Eine neue sogenannte B+ Klasse soll es ermög­lichen, gewich­tigere Kraft­fahr­zeuge zu führen. Aller­dings darf dieser erst ab einem Alter von 21 Jahren erworben werden.

Der ADAC ist gegen die Vorschläge

Der Allge­meine Deutsche Automobil-Club (ADAC) hält die gewählten Gewichts­grenzen für willkürlich gewählt. Außerdem zweifelt er am Nutzen für die Verkehrs­si­cherheit: „Für eine Reduzierung des zuläs­sigen Gesamt­ge­wichts in der Klasse B und einen Stufen­füh­rer­schein B+ gibt es aus Sicht des ADAC keine nachvoll­ziehbare Begründung.“

Regel­mäßige Überprüfung der Fahrtauglichkeit

Die Bericht­erstat­terin schlägt vor, dass sich jeder, der einen Führer­schein beantragt, verlängert oder umtauscht, einer verpflich­tenden ärztlichen Unter­su­chung unter­ziehen muss. Diese Vorschrift soll nicht nur für Senioren gelten. Im Gegenteil, ihrer Meinung nach sollte die Fahrtaug­lichkeit aller Autofahrer regel­mäßig überprüft werden.

Der Entwurf befindet sich im parla­men­ta­ri­schen Verfahren. Wann endgültig darüber im EU-Parlament entschieden wird, steht noch nicht fest. Außerdem müssen im Anschluss alle Mitglied­staaten die Richt­linien noch ratifizieren.

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Quellen: bild.de, focus.de, adac.de, swr3.de, ec.eruopa.eu