Bei der Legalisierung von Cannabis kommt die Ampel-Regierung nur im Schnecken-Tempo voran. Die zuständigen Minister Lauterbach und Buschmann liefern bisher nur Eckpunkte. Ein Gesetzentwurf ist dagegen noch nicht in Sicht. Von „Cannabis-Social-Clubs“ ist die Rede oder von Modellprojekten, wie sie in den Niederlanden erprobt werden. Außerdem seien Grenzen für den Besitz und Anbau vorgesehen. Viele Fragen sind also noch offen. So kommentiert das Onlineportal Echo24: „Dank der möglichen Cannabis-Legalisierung rauchen in Deutschland derzeit die Köpfe.“
Wird es im Zuge dessen beispielsweise einen Grenzwert für den Wirkstoff THC geben, den man ähnlich wie beim Alkohol am Steuer mit der Promillegrenze kennt? Christian Marnitz, Fachanwalt für Verkehrsrecht, ist im Auftrag von Geblitzt.de tätig. Im Interview beantwortet er die wichtigsten Fragen und erläutert die gültige Rechtslage:
Welche Strafen drohen, wenn man trotz Cannabis-Konsum Auto fährt?
Wer unter berauschenden Mitteln wie Cannabis ein Kraftfahrzeug führt, begeht eine Verkehrsordnungswidrigkeit nach § 24a Abs. 2Straßenverkehrsgesetz (StVG). Dort heißt es: „Die Ordnungswidrigkeit kann mit Geldbuße bis zu dreitausend Euro geahndet werden.“ Ersttätern drohen in der Regel 500 Euro, ein einmonatiges Fahrverbot sowie zwei Punkte in Flensburg. Gefährdet man unter Drogeneinfluss den Verkehr, kann das sogar zur Entziehung der Fahrerlaubnis beziehungsweise zu einer Freiheitsstrafe führen.
Gibt es härtere Strafen für Wiederholungstäter?
Werden Autofahrer zum zweiten Mal erwischt, müssen diese mit einer Geldbuße von 1000 Euro, 3 Monate Fahrverbot sowie 2 Punkten im Fahreignungsregister rechnen. Beim dritten Verstoß wird es noch teuer. Dieser wird mit einer Geldbuße von 1500 Euro, 3 Monate Fahrverbot und 2 Punkten geahndet.
Gibt es einen Grenzwert und wie hoch liegt dieser?
Nein, im Gegensatz zum Alkohol gibt es keine Grenzwerte für Drogen am Steuer, die die relative und absolute Fahruntüchtigkeit bestimmen. Es gibt allerdings Empfehlungen einer Grenzwertkommission für Wirkstoffnachweise einzelner Betäubungsmittel. Diese Empfehlungen werden in der Rechtsprechung berücksichtigt. Für Cannabis liegt der analytische Grenzwert bei 1,0 ng/ml THC -Gehalt im Blut. THC (Delta-9-Tetrahydrocannabinol) ist der psychoaktive Bestandteil von Cannabis, der für die berauschende Wirkung verantwortlich ist. Ab 1,0 ng/ml THC im Blut ist der Drogeneinfluss juristisch nachgewiesen. In diesem Fall begeht derjenige eine Ordnungswidrigkeit.
Rechnen Sie nach der Einführung der Cannabis-Legalisierung mit einer Anpassung des Grenzwertes?
Möglicherweise wird die Legalisierung von Cannabis zur Anhebung des Grenzwertes führen. Letztendlich ist das eher eine politische Entscheidung. Und bis jetzt hat die Bundesregierung lediglich Pläne zur Legalisierung vorgestellt.
Kann ich als Autofahrer den Drogentest auch ablehnen?
Ja. Als Autofahrer in einer Verkehrskontrolle hat man das Recht, einen freiwilligen Alkoholtest und natürlich auch einen Drogentest vor Ort abzulehnen.
Unter welchen Voraussetzungen darf die Polizei bei einer Verkehrskontrolle einen Drogentest durchführen?
Die Polizei darf bei einer Verkehrskontrolle einen Drogentest durchführen, wenn sie einen konkreten Verdacht hat, dass der Fahrer unter dem Einfluss von Drogen steht. Ein solcher Verdacht kann sich aus verschiedenen Anhaltspunkten ergeben, wie beispielsweise:
- Auffällige Fahrweise: Wenn der Fahrer unsicher fährt oder Verkehrsregeln missachtet, kann das ein Hinweis auf einen Drogenkonsum sein.
- Auffälliges Verhalten: Wenn der Fahrer zittrig ist, weit aufgerissene Augen hat oder ständig redet, kann das ebenfalls auf einen Drogenkonsum hindeuten.
- Geruch: Wenn der Fahrer nach Cannabis oder anderen Drogen riecht, kann das ein weiterer Hinweis sein.
- Drogenutensilien: Wenn die Polizei Drogenutensilien wie z.B. eine Joint-Hülse im Auto findet, kann das ebenfalls ein Indiz für einen Drogenkonsum sein.
Droht die Gefährdung des Untersuchungserfolges durch Verzögerung, braucht es für die Anordnung zur Entnahme einer Blutprobe keinen richterlichen Beschluss. Im Gegensatz zum freiwilligen Drogentest, kann die Blutentnahme auch zwangsweise durchgesetzt werden.
Gibt es Fälle, in denen der Konsum von Cannabis vor/während des Autofahrens auch als Straftat geahndet werden kann? Wenn ja, was droht den beschuldigten Autofahrern dann?
Unter bestimmten Voraussetzungen kann auch ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren nach § 316 Strafgesetzbuch (StGB) eingeleitet werden. Dies kommt in Betracht, wenn Fahrfehler oder typische Drogenausfallerscheinungen festgestellt werden. In diesem Fall drohen dem Fahrzeugführer eine Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr. Dazu kommen die Entziehung der Fahrerlaubnis für mindestens 10 Monate sowie 2 bzw. 3 Punkte in Flensburg bei Entziehung der Fahrerlaubnis.
Wie lange kann der Konsum von Cannabis nachgewiesen werden? Wann ist das Autofahren nach dem Cannabis-Konsum wieder gefahrlos möglich?
Vorsicht: Grundsätzlich kann es auch noch Wochen nach dem Konsum zum positiven Nachweis von Cannabis kommen. Das kann damit zu Problemen in einer Verkehrskontrolle führen. Dabei hängt die Nachweisbarkeit von vielen Faktoren ab. Dazu zählen die konsumierte Menge, die Häufigkeit des Konsums, die individuelle Verstoffwechslung im Körper jedes Einzelnen und die allgemeine körperliche Verfassung. Deshalb lässt sich nicht sicher sagen, wann nach einem Cannabis-Konsum gefahrloses Autofahren wieder möglich ist.
Wie läuft eine derartige Kontrolle ab?
Bei einer Verkehrskontrolle kommen zunächst sogenannte Drogenschnelltests zum Einsatz. Dabei werden in der Regel Körperflüssigkeiten wie Schweiß, Speichel oder Urin analysiert, um einen Konsum nachzuweisen. Fällt dieser Test positiv aus, wird in der Regel eine Blutentnahme von einem approbierten Arzt veranlasst. Um einen Langzeitkonsum nachzuweisen, kann auch eine Haaranalyse durchgeführt werden. Das kann insbesondere bei einem Drogentest bei der MPU (Medizinisch-Psychologische Untersuchung) in Betracht kommen.
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Quelle: Echo24