In Berlin wird ein neuer Lärmblitzer getestet. Schauplatz ist der berühmte Kurfürstendamm. Im Gegensatz zum herkömmlichen Geschwindigkeits- oder Rotlicht Blitzer misst dieser die Lautstärke von vorbeifahrenden Autos. Was Sie über dieses Experiment wissen sollten, erfahren Sie hier.
Lärmbelästigung in Berlin
Dröhnende Motoren und quietschende Reifen sind keine Seltenheit in der Metropolen Hauptstadt Deutschlands. Besonders der Kurfürstendamm – oftmals als Ku‘damm bezeichnet – ist beliebt. Jedoch nicht nur bei PS-Liebhabern. Die Straße ist weltweit bekannt für die einzigartige Architektur und die etlichen High-Fashion-Läden. Neben dem Karl-Lagerfeld und Prada Geschäft, die etliche Kunden anziehen, trifft man hier öfters auf extra laute Fahrzeuge. Von teuren Sportwägen bis hin zu getunten Autos und Motorrädern findet man alles. Autoliebhaber und Poser führen hier gern ihre Prachtstücke zur Schau. Um die Aufmerksamkeit der Beistehenden zu gewinnen, lassen die Fahrer gern den Motor extra laut aufheulen. Der Ku’damm wird ebenso für illegale Straßenrennen genutzt. Dabei ist die zur Schau Stellung oftmals nicht nur schädlich für die Umwelt, denn es werden unnötige Schadstoffe in die Umgebung abgegeben, sondern kann auch belästigend auf die Anwohner und Besucher wirken. Ein in Berlin neuer Blitzer könnte, dem bald ein Ende setzten.
Was ist Hydra und woher kommt es
Der neuartige Blitzer trägt den liebevollen Namen „Hydra“. Viele Marvel Fans werden vermutlich an dieser Stelle schmunzeln. Denn „Hydra“ ist auch der Name einer Geheimorganisation, die die Weltherrschaft übernehmen will im Marvel-Universum. So ambitioniert ist jedoch der neue Blitzer nicht. Er soll lediglich, anhand von vier verbauten Mikrofonen alle Fahrzeuge erfassen, die zu laut sind. Dabei werden nur Fahrzeuge aufgenommen, die lauter sind als 82 Dezibel (dB). Erst dann werden, im normalen Betrieb, die Halterdaten ermittelt. Der Schwellenwert von 82 dB liegt bereits 10 dB über dem erlaubten Grenzwert, der seit 2016 in der Europäischen Union gilt. Ab 2024 sollen nur noch 70 dB erlaubt sein.
Laut eines Berichtes der Zeitschrift Zeit gibt es in Ländern wie den USA und Frankreich bereits Erfahrungen mit solchen oder ähnlichen Messgeräten. Der in Berlin eingesetzte Lärmblitzer kommt aus Frankreich. Es soll sich dabei um eine bezahlte Leihgabe von der Firma Viginoiz handeln.
Hydra soll sogar auf stark befahrenen Straßen in der Lage sein, das lauteste Auto zu ermitteln und die Quelle der Schallemission zu lokalisieren. Die abgespeicherten Daten, zusammen mit der Video- und Audioaufnahme, werden in der Regel verschlüsselt an die zuständige Behörde geleitet.
Was sagt die StVO dazu
Zu lautes Fahren ist auch laut der Straßenverkehrsordnung (StVO) untersagt auf öffentlichen Straßen. Dabei gelten als öffentliche Straßen unter anderem Autobahnen, Straßen innerhalb einer Stadt und Gemeinde sowie öffentliche Parkplätze. Im § 30 Absatz 1 der StVO heißt es:
„Bei der Benutzung von Fahrzeugen sind unnötiger Lärm und vermeidbare Abgasbelästigungen verboten. Es ist insbesondere verboten, Fahrzeugmotoren unnötig laufen zu lassen und Fahrzeugtüren übermäßig laut zu schließen“
Sollten Sie sich daran nicht halten, droht Ihnen ein Bußgeld in der Höhe von 80 Euro. Wer zusätzlich sein Auto illegal aufgemotzt hat – wie zum Beispiel durch die Montage einer Klappenauspuffanlage – riskiert weitere Sanktionen. Dabei können 90 Euro für den Halter des Fahrzeuges zur Rechnung gestellt werden, sowie ein möglicher Entzug der Betriebserlaubnis. Bisher war jedoch die Ahndung von illegal getunten Autos nur durch stichpunktartige Kontrollen der Polizei möglich.
Müssen Autofahrer Angst vor Bußgeldverfahren haben wegen Hydra
Noch müssen sich zu laute Autofahrer keine Sorgen machen, wenn sie von Hydra erwischt werden. Hierbei handelt es sich vorerst nur um eine wissenschaftliche Auswertung, sagte Berliner Verkehrssenatorin Manja Schreiner in einer Vorstellung des Messgerätes. Das versichert auch ein Schild am Lärmblitzer. Auf dem steht: „Es werden KEINE Halterdaten ermittelt und es erfolgt KEINE Ahndung“. Zurzeit werden keine Gesichert von dem Gerät erfasst. Demnach wird es keine Bußgeldverfahren anhand der gespeicherten Daten geben. In Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Berlin sollen die Daten lediglich ausgewertet werden. Im Vordergrund sind dabei folgende Fragen zu klären:
- Warum ist das erfasste Auto zu diesem Zeitpunkt zu laut?
- Wurde an dem Auto herumgebastelt oder ist es legal?
„Die Ergebnisse des Projekts sollen in den neuen Lärmaktionsplan für Berlin fließen, geplante Veröffentlichung: Juli 2024“ berichtet der Tagesschau.
Kritik an dem Lärmblitzer
Ob Lärmblitzer in der Zukunft wirklich zu Bußgeldverfahren und zur Verringerung von ordnungswidrigem Straßenlärm führen wird, ist noch nicht klar. Martin Koller, Verkehrsvorstand vom ADAC Berlin-Brandenburg, kritisiert die Aufstellung von Hydra. Er bezweifelt, dass stationäre Lärmblitzer zu Ahndungen führen würden. Die Standorte würden sich schnell herumsprechen und die PS-Liebhaber würden sich bloß einen neuen Ort suchen. Martin Koller ist, laut eines Berichtes der Redaktion t-online.de, der Meinung, dass: „um vorsätzliche Verstöße wie diese (zum Beispiel vorsätzliches Aufheulen lassen des Motors) zu ahnden, braucht es unserer Ansicht nach mehr Kontrollen und Polizeipräsenz, insbesondere an Hotspots wie dem Kurfürstendamm“.
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Quellen: gesetze-im-internet.de, tagesschau.de, t-online.de, zeit.de